Die französischen Sicherheitsdienste kontrollieren die ausgeflogenen Afghan:innen schon beim Zwischenstopp in Abu Dhabi. Gefährder wollen sie so frühzeitig erkennen.
Al-Dhafra liegt 30 Kilometer südlich von Abu Dhabi. Frankreich nutzt diesen Militärstützpunkt derzeit, um Afghaninnen und Afghanen von Kabul aus zu evakuieren. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian machte sich von den Bedingungen für die Schutzbedürftigen in diesem Hangar selbst ein Bild. Von den arabischen Emiraten aus werden sie aufs französische Festland geflogen. In Europa beginnt nach der Ankunft ein Asylaufnahmeverfahren für die Menschen, die vor der Taliban geflüchtet sind.
Dabei stehen die Sicherheitsbehörden auch vor der Herausforderung zu erkennen, ob sich unter den Schutzbedürftigen nicht auch Taliban-Anhänger befinden - das bereits in Abu Dhabi. Ein Verdächtiger wurde vom Innengeheimdienst herausgefiltert und in Gewahrsam genommen. Der französische Innenminister äußerte sich zur Schwierigkeit der Mission: "In Abu Dhabi wurden all diejenigen, die in dem Durcheinander nicht von den Sicherheitsdiensten kontrolliert werden konnten, überprüft. Unter diesen tausend Afghanen gab es tatsächlich einen, der offensichtlich mit den Taliban in Verbindung stand, unserem Militär, Übersetzern und Ortskräften geholfen hat", so Gerald Darmanin im französischen Radio.
Rettung und Sicherheit gleichzeitig berücksichtigen
Es ist ein Balanceakt für die französischen Behörden: einerseits sollen so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan in Sicherheit gebracht werden - andererseits soll die Aufnahme von sogenannten Gefährdern verhindert werden. Auch die britischen Sicherheitsbehörden haben in einer Evakuierungsmaschine nach Birmingham einen Afghanen, der der Taliban nahestehen soll, aufgespürt.
Die Evakuierungen laufen, doch die Zeit drängt. Denn noch planen die USA ihren vollständigen Truppenabzug bis zum Monatsende - ein Aufschub liegt in der Schwebe. Frankreich, Deutschland und Spanien aber drängen auf mehr Zeit. Zeit, um noch viele Afghan:innen zu evakuieren. Bisher haben rund 50.000 Menschen das Land verlassen können.