"Schreckliche Bedingungen": Chinesische Großbaustelle in Serbien

Die umstrittene Großbaustelle in Serbien
Die umstrittene Großbaustelle in Serbien Copyright Darko Vojinovic/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP
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In Serbien entsteht die erste chinesische Autoreifenfabrik auf dem europäischen Kontinent. Leidtragende sind 500 Beschäftigte aus Vietnam, die dort unter fragwürdigen Umständen leben müssen. Offenbar wurden ihnen die Pässe abgenommen.

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Eigentlich sollte es ein Vorzeigeprojekt der serbisch-chinesischen Partnerschaft werden: In der nordserbischen Stadt Zrenjanin entsteht die erste chinesische Autoreifenfabrik auf europäischem Boden.

Umweltschützern ist die Baustelle der Firma Shandong Linglong schon länger ein Dorn im Auge. Jetzt sind die Lebensbedingungen der dort Beschäftigten auch ins Visier von Menschenrechtsorganisationen geraten.

Vor Ort äußerte sich Miso Zivanov von der NGO "Zrenjanin Action": "Wir erleben gerade einen Verstoß gegen die Menschenrechte, denn die vietnamesischen Arbeiter leben unter schrecklichen Bedingungen. Ihre Pässe und Ausweise wurden ihnen von den chinesischen Arbeitgebern abgenommen. Sie sind seit Mai dieses Jahres hier und haben nur einen Monatslohn erhalten."

Rund 500 aus Vietnam stammende Beschäftigte hofften hier auf höhere Einkünfte als in der Heimat. Dafür müssen sie offenbar in Kauf nehmen, in ungeheizten Baracken ohne Strom oder fließendes Wasser zu leben. Rund hundert von ihnen probten eine Art Aufstand, der offenbar in fristlose Entlassungen mündete.

Auf Hilfe von serbischen Behörden warten sie laut der NGO Zrenjanin Action bislang vergeblich. Bei der Einweihung einer deutschen Fabrik in der serbischen Stadt Subotica blieb es dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic nicht erspart im Beisein der deutschen Geschäftsleute zu den Problemen der Vietnamesen befragt zu werden.

Geht das Investoren-Interesse vor?

Vucis hielt sich bedeckt, stellte aber Wirtschaftsinteressen in den Vordergrund:_ "Wir werden versuchen, den Vietnamesen und allen anderen zu helfen, aber wir werden die Investoren nicht vertreiben, denn es ist eine verdammt harte Arbeit, die Investoren in unser Land zu bringen. Sehr harte Arbeit."_

Die Menschenrechtsaktivisten vor Ort sprechen von Menschenhandel und Sklaverei. Nach eigenen Angaben schlafen die Beschäftigte in mehrstöckigen Betten ohne Matratzen. Medizinische Versorgung gebe es gar nicht.

Die Reifenfirma macht für die Zustände Mittelsmänner und Job-Agenturen in Vietnam verantwortlich. Sie erklärte auch, die Arbeitnehmer würden monatlich entsprechend der geleisteten Arbeitsstunden bezahlt. China investiert seit Jahren in großem Umfang in serbische Infrastrukturprojekte. Milliardenschwere Kredite chinesischer Banken dienen oft zur Finanzierung chinesischer Baustellen

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