Trotz ständigen Alarms: Lage in Kiew "ruhig"

"Die Sirenen sind gerade losgegangen, also begebe ich mich wie vorgeschrieben zum Luftschutzraum.
Nun, es ist niemand hier, offensichtlich hat der Alarm niemanden wirklich beunruhigt. Das ist der Luftschutzraum des Hotels, in dem die Journalistinnen und Journalisten untergebracht sind. Das Personal hat mir gesagt, dass es seine gesamte Zeit hier verbringen würde, wenn es bei jedem Alarm in den Bunker käme und es gibt viel zu tun.
Sie machen sich also nicht mehr die Mühe hierher zu kommen, es sei denn, es passiert etwas wirklich Ernstes, und das ist bisher nicht der Fall. Ich habe mit zwei jungen Männern gesprochen, die an der Rezeption arbeiten. Einer von ihnen war 18 Jahre alt und glaubte nicht wirklich daran, dass die russischen Truppen irgendwann in die ukrainische Hauptstadt einmarschieren würden. Sollte es jedoch dazu kommen, sagte er, wäre er bereit, zu den Waffen zu greifen. Er wolle niemanden töten müssen, und er sah nicht so aus, als ob er überhaupt jemanden töten wollte. Aber er wollte seine Truppen - wenn nötig - verteidigen.
Er war sich sicher, dass die gesamte Bevölkerung dasselbe tun würde. Vor ein paar Tagen hat die Regierung die Verteilung von Schusswaffen an die Zivilbevölkerung organisiert, und die Aktion war so erfolgreich, dass es keine Waffen mehr gibt.
Die Tatsache, dass dieser Bunker heute Abend leer ist, ist ein gutes Zeichen. Die Lage in Kiew ist an diesem Abend ruhig. Aber niemand weiß, wie lange das so bleiben wird."
Aus Kiew berichtet unsere Korrespondentin Valérie Gauriat.
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