Exklusiv - Ursula von der Leyen zu EU-Beitritt der Ukraine: "Sie gehören zu uns"

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Euronews-Interview
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Euronews-Interview Copyright Euronews
Von Meabh McMahon mit Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt im Gespräch mit Euronews, dass das Vertrauen in Wladimir Putin gebrochen ist.

WERBUNG

Mit einem Krieg auf europäischem Boden befindet sich die Europäische Union im Krisenmodus. Dazu hat die Euronews-Korrespondentin in Brüssel Meabh McMahon die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen befragt.

Euronews: Jetzt hat die Europäische Union gerade neue Maßnahmen angekündigt, neue Sanktionen gegen Belarus. Ist die EU bereit, sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stellen?

Ursula von der Leyen: Wir haben diesen Krieg nie gewollt. Die Ukraine hat diesen Krieg nie gewollt. Es ist in der Tat Präsident Putin, der diesen Krieg begonnen hat und diesen Krieg führt, und wir antworten mit harten Sanktionen im Finanz- und Wirtschaftsbereich.

Heute habe ich das dritte Sanktionspaket vorgeschlagen, und es ist ein ganzes Paket von Finanzsanktionen, zum Beispiel die Entkopplung einiger russischer Banken von SWIFT bis hin zum Einfrieren von Vermögenswerten der russischen Zentralbank. Auflisten von Persönlichkeiten, aber auch zum allerersten Mal in der Europäischen Union, Bereitstellung von militärischer Ausrüstung für die Ukraine, ein Land, das in einem Konflikt angegriffen wird.

Aber wir machen heute zwei weitere Schritte. Wir haben beschlossen, unseren Luftraum für jedes russische Flugzeug zu schließen, und wir werden heute RT und Sputnik verbieten, weil sie die Propagandamaschine des Krieges des Kreml sind.

Euronews: Sie haben es auch Belarus im Visier.

Ursula von der Leyen: Tatsächlich weiten wir auch die Sanktionen gegenüber Belarus aus. Es spiegelt im Grunde die Sanktionen wider, die wir gegen Russland haben, um sicherzustellen, dass es keine Möglichkeit für eine Umgehung gibt.

Euronews: Wie weit geht die Solidarität mit der Ukraine? Denn natürlich werden die Europäer und Europa für diese Maßnahmen einen Preis zahlen müssen.

Ursula von der Leyen: Ja, wir wissen, dass jeder Krieg seinen Preis hat und die Solidarität mit der Ukraine groß ist. Wenn man sich die Flüchtlinge anschaut, die in der Europäischen Union aufgenommen werden, die finanzielle Unterstützung und die ganze Rüstungsunterstützung, dann zeigt das alles, dass es eine starke Solidarität mit der Ukraine gibt. Sie teilen unsere Werte. Sie verteidigen unsere Prinzipien. Sie sind diejenigen, die eine friedliche Demokratie wollen, und Russland greift das an, und deshalb verdienen sie unsere volle Solidarität und sie haben sie.

Ukraine in der EU? "Sie gehören zu uns"

Euronews: Während wir hier sprechen, sind viele auf den Straßen und sie fordern auch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union für die Ukraine. Sollte die Ukraine eine Kandidatur für die EU-Mitgliedschaft erhalten?

Ursula von der Leyen: Wir haben einen Prozess mit der Ukraine, der zum Beispiel darin besteht, den ukrainischen Markt in den Binnenmarkt zu integrieren, den wir haben. Wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit beim Energienetz, so viele Themen, bei denen wir sehr eng und langfristig zusammenarbeiten. Sie gehören zu uns. und wir wollen sie dabei haben.

"Mitgliedsstaaten sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen"

Euronews: Sie haben die Ukrainer erwähnt, die in die EU kommen. Tausende Menschen sind bereits in Polen und auch in Rumänien angekommen. Haben Sie einen Masterplan, um diese Menschen willkommen zu heißen?

Ursula von der Leyen: Absolut. Wir bereiten uns seit Wochen auf verschiedene Optionen vor, und natürlich gibt es eine große Bereitschaft, diese Flüchtlinge willkommen zu heißen. Wir haben Notfallpläne mit den verschiedenen Mitgliedstaaten, und natürlich sind auch alle Mitgliedstaaten, die keine Frontstaaten sind, bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.

Euronews: Wann wird das EU-Flüchtlingsschutzgesetz ausgelöst?

Ursula von der Leyen: Wenn es nötig ist. Natürlich können wir das jederzeit tun. Wir stehen dem also sehr offen gegenüber und werden dies mit allen Mitgliedsstaaten erörtern.

Euronews: Sagen Sie mir, dieser Krieg scheint für Europa eine Art Wendepunkt zu sein. Wie wird dieser Krieg die Europäische Union verändern?

Ursula von der Leyen: Zunächst einmal gibt es eine beispiellose Zusammenarbeit und den Zusammenhalt aller Demokratien, die wir sehen, unsere amerikanischen Freunde, Großbritannien, Kanada, Japan, Südkorea, um nur einige zu nennen. Australien ist ebenfalls Teil der Gruppe, das zeigt also, dass wir gemeinsam für die Verteidigung der Demokratie in der Europäischen Union einstehen. Es ist wichtig, dass wir unsere Friedensordnung, die regelbasierte Ordnung, verteidigen und als Macht, als Europäische Union ganz klar sagen, dass wir auf europäischem Boden nicht dulden, dass unsere Werte mit Füßen getreten werden.

"Das Vertrauen in Putin ist gebrochen"

Euronews: Und haben Sie Vertrauen in die Gespräche, die Friedensverhandlungen? Werden Sie Wladimir Putin jemals wieder vertrauen?

WERBUNG

Ursula von der Leyen: Natürlich ist es wichtig, dass die ukrainische Seite den Friedensgesprächen zustimmt und die Bedingungen für die ukrainische Seite gut sind. Im Allgemeinen ist es immer besser, Friedensgespräche zu führen, als sich zu streiten. Das Vertrauen in Präsident Putin ist gebrochen und völlig erodiert.

24.02.2022
10:50
In diesem Ticker finden Sie weitere Informationen zu Russlands Krieg in der Ukraine
  • Russland und die Ukraine haben 5 Stunden lang in Belarus verhandelt, doch Moskau fordert die Anerkennung der 2014 annektierten Krim als russisch.
  • Der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag hat Ermittlungen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine eingeleitet.
  • NATO-Mitlglied Türkei sperrt den Bosporus und die Dardanellen für Kriegsschiffe.
01.03.2022
00:43
Die Angriffe auf Kiew und Charkiw dauern an. Und Videos von Gesprächen mit russischen Soldaten gehen viral: "Hier war Frieden, bevor Sie gekommen sind"
28.02.2022
22:01

FC Schalke 04 gibt Gazprom den Laufpass

euronewsDer deutsche Fußball-Zweitligist stellt seine Zusammenarbeit mit dem russischen Unternehmen ein. Gazprom war bisher Hauptgeldgeber der Königsblauen.
28.02.2022
22:00
Viele Reaktionen aus der Sportwelt auf den Krieg in der Ukraine.
28.02.2022
21:18
Der Staatsanwalt am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Karim Khan hat Ermittlungen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine eingeleitet.. Es geht laut Erklärung des Chefanklägers um "Kriegsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
28.02.2022
21:15
Chaotische Szenen am Bahnhof von Lemberg oder Lwiv - viele wollen die Stadt im Westen der Ukraine verlassen.
28.02.2022
21:12
Die Türkei verbietet Kriegsschiffen die Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu verwies auf den Vertrag von Montreux von 1936. Dieser schränkt Durchfahrt der Meerengen in Kriegszeiten ein. 
Zur Zeit warten vier russische Kriegsschiffe in der Türkei auf die Weiterfahrt.

Dardanelles Strait · Turkey

Dardanelles Strait · Turkey★★★★★ · Strait
28.02.2022
18:40
Heftige Explosionen in Kiew
Während die Delegationen der Ukraine und Russlands über eine Lösung verhandeln, greifen russsische Truppen an diesem Abend offenbar die ukrainische Hauptstadt an. In Kiew sind Explosionen zu hören und zu sehen. Das berichten Menschen in den sozialen Netzwerken und verschiedene ukrainische Medien.
28.02.2022
16:35

Netto stellt Verkauf von Waren aus Russland ein 

Die Supermarktkette Netto, die vor allem im Norden und Osten Deutschlands vertreten ist, boykottiert russische Waren. Damit folgt sie ihrem dänischen Mutterkonzern, Salling Group. In Deutschland, Dänemark und Polen würden bereits seit Samstag keine Waren mehr aus Russland mehr angeboten. Dies betreffe rund 15 Artikel, darunter Süßwaren, Fertiggerichte und Spirituosen wie Wodka.

28.02.2022
16:26
Hackerangriff auf russische Medien: "Das ist nicht unser Krieg"
Hacker haben am Montag die Internetseiten mehrerer russischer Staatsmedien und Tageszeitungen manipuliert. Auf den Internetseiten der Kreml-freundlichen Tageszeitung "Iswestija", der staatlichen Nachrichtenagenturen Tass, Ria Nowosti, Kommersant und des Magazins Forbes Russia tauchte für einige Minuten eine Botschaft auf, in der ein Ende der russischen Invasion gefordert wurde. Das Banner mit Absender des Hackerkollektiv "Anonymous" lautete: "Wir fordern Sie dringend auf, diesen Wahnsinn zu stoppen, schicken Sie Ihre Söhne und Ehemänner nicht in den sicheren Tod. Putin bringt uns zum Lügen und bringt uns in Gefahr".

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

SWIFT: USA und EU-Staaten schließen 70% von Russlands Banken aus

Städte sind die Vorreiter einer Fahrradrevolution. Wird die EU ihrem Beispiel folgen?

Im zweiten Anlauf: EU-Kommission verhängt Millionen-Strafe gegen Intel