Dragqueens und Jungfrauen: Spaniens LGBTQ+-Szene mischt Karwoche auf

Semana Santa in Sevilla
Semana Santa in Sevilla Copyright JORGE GUERRERO/AFP or licensors
Copyright JORGE GUERRERO/AFP or licensors
Von Euronews mit afp
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Karwoche mit ihren prunkvollen Prozessionen ist in Andalusien ein Highlight des Jahres. Die Queer-Szene spielt dabei seit jeher eine wichtige Rolle - aber nur solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht auslebt.

WERBUNG

Die "Semana Santa ", die spanische Karwoche, ist in Andalusien ein Highlight des Jahres. Jeden Nachmittag finden Prozessionen statt, bei denen Szenen des Kreuzweges nachgestellt und Marienfiguren durch die Stadt getragen werden.

Die Semana Santa und die Queer-Szene

Seit Beginn der Tradition Ende des 19. Jahrhunderts spielt in den Bruderschaften die Queer-Szene eine wichtige Rolle. Viele der Designer*innen und Stylist*innen der Festwägen und Figuren sind homosexuell. Doch ihre Teilnahme an den religiösen Prozessionen hat ihren Preis, erklärt der Anthropologe Rafael Caceres.

"Die Bruderschaften akzeptieren, dass ein schwuler Designer die Jungfrau Maria gestaltet, aber nur, wenn er seine sexuelle Orientierung nicht offen zeigt", so Caceres.

Die Akzeptanz hat also ihre Grenzen, das musste auch der Geschäftsmann Antonio Muñoz Tapia erfahren. Er gründete in seiner Stadt nahe Cordoba eine Bruderschaft. Aber seit er 2016 einen Mann geheiratet hat, darf er die Karwoche in seinem Ort nicht mehr wie vorher mit einer Rede eröffnen. Er schrieb einen Artikel für mehr Gleichheit und Offenheit und schickte ihn an eine Kirchenzeitschrift – doch er wurde abgelehnt.

"Ich verstehe diese religiöse Heuchelei nicht", sagt Muñoz Tapia. "Einerseits wollen sie unsere Unterstützung bei den Umzügen und in den Bruderschaften, aber die gleichen Rechte wollen sie uns nicht zugestehen. Die Bruderschaften sollten einen Schritt nach vorn machen und sagen, dass das nicht normal ist."

Kein Gegensatz: Homosexualität und Glaube

Die beiden Modedesigner „Victorio“ und „Lucchino“ haben 2007 geheiratet. Kurz darauf erschien in einer andalusischen Zeitung ein Leserbrief mit dem Aufruf, ihnen die Dekoration eines Festwagens zu verbieten.

"Das war eine Gruppe von Gläubigen, die sich darüber aufregt haben, dass wir als offen schwules Paar weiter Wagen schmücken dürfen", erklären sie. "Wir empfanden das als sehr unfair. Sie verurteilten uns, obwohl wir wahrscheinlich ein viel ehrlicheres und moralischeres Leben führen als viele andere.“

Drag Queen und Tänzer Carlos Carvento will ein Zeichen gegen die Diskriminierung setzen. Er lebt die Karwoche auf seine eigene Weise und sagt, die Marienbilder seien für und viele andere in der LGBTQ+-Community sehr wichtig: "Für uns ist die Jungfrau wie eine Mutter und eine Person, mit der wir reden können, ohne uns über etwas zu schämen zu müssen. Eine Person, die zuhört und nicht verurteilt."

Bei den Prozessionen in der Karwoche trägt Carlos Stöckelschuhe und voller Stolz den traditionellen Kopfschmuck seiner Großmutter. Seine Botschaft: „Die Semana Santa ist für alle da.“

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Brüssel will Elternschaft von LGBT-Paaren stärken

Menschen in Bratislava sind entsetzt nach Todesschüssen vor LGBTQI-Bar

Dieser Baptistenpfarrer kämpft für LGBT-Rechte im konservativen Georgien