Am Mittwoch Abend lieferten sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seine rechte Herausforderin Marine Le Pen im Fernsehen den einzigen Schlagabtausch vor der Wahl am Sonntag.
Es war das einzige Duell, das sich der amtierende Präsident Frankreichs Emmanuel Macron und seine rechte Herausforderin Marine Le Pen vor der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen im Fernsehen lieferten.
Während Le Pen darum bemüht war, sich als betont freundlich und gemäßigt darzustellen, ging Macron in die Offensive: Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg warf der Präsident Le Pen vor, von Putins Macht abhängig zu sein, da sie sich gegen ein Import-Verbot von russischem Öl und Gas stelle:
"Das sind schlechte Nachrichten für Frankreich, denn Sie sind abhängig von vom russischen Regime - und Herrn Putin. Frau Le Pen, Sie haben 2015 einen Kredit bei einer russischen Bank aufgenommen, der Ersten Tschechisch-Russischen Bank, die der Regierung nahe steht, und dann haben Sie diesen Kredit an andere Akteure weitergereicht, was alles völlig transparent, bekannt, gemeldet und notariell beglaubigt ist, und die dann in den Krieg in Syrien verwickelt waren. Wenn Sie also von Russland sprechen, dann sprechen Sie nicht von Spitzenpolitikern, sondern von Ihrem Banker", sagte Macron.
Das "Rassemblement National", die Partei Marine Le Pens zahlt seit Jahren einen Kredit bei einer Bank ab, deren Chef ein Freund des Kremls ist.
Auch beim Thema Europa prallten die Ansichten aufeinander. Macron bezichtigte Le Pen der Lüge, als diese verneinte, dass sie Frankreich aus der Europäischen Union führen wolle.
Bei der Innenpolitik stritten die beiden Kandidat:innen um Renten, Gehälter und Klimaschutz-Maßnahmen.
"Erinnern Sie sich, dass Sie die Steuern auf Kraftstoff erhöht haben, um die Kaufkraftprobleme der Franzosen zu lösen, die aber zur Krise der "Gelbwesten" führte? Sie haben diese Preiserhöhung ausgesetzt, Sie haben sie ausgesetzt, aber Sie haben sie nicht zurückgenommen. Sie haben sie nicht aus dem Gesetz gestrichen, so dass sie morgen möglicherweise wieder für eine Anhebung der Einnahmen auf den Tisch kommen. Ich möchte, dass die Franzosen ihr Geld zurückbekommen. Alles, was Sie tun, ist, erneut Schecks zu verteilen. Ich sage Ihnen, dass Schecks inflationär sind, wie es in allen Volkswirtschaften, die Schecks verteilen, schon immer der Fall war."
Einzelheiten zur Debatte können Sie in unserem Live-Blog nachlesen:
Es ist die einzige TV-Debatte zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron. Sie wurde von mehreren französischen TV-Sendern LIVE übertragen. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse.
Um 23 Uhr 50 ist die TV-Debatte beendet.
Marine Le Pen sagt, sie wolle sich an das französische Volk wenden. Vor allem an die Behinderten, Alleinerziehenden. Sie spricht von den Raubtieren von oben, die die Menschen ausraubten und von den Rautbieren von unten, die kriminell seien. Sie wolle ohne Komplex die nationalen Werte und Traditionen verteidigen.
Zum Abschluss dankt Macron Le Pen für den Austausch. Es gebe Meinungsverschiedenheiten. Diese Wahl sei ein Referendum für oder gegen die Ökologie. Er wolle am Ende über die Kinder sprechen, die in der Pandemie gelitten hätten. Macron sagt, er wolle eine bessere Welt für die Kinder in dieser immer unsichereren Welt.
Le Pen sagt, sie wolle die Verfassung ändern, um dem Volk per Referendum die Macht zurückzugeben. Macron hatte sich zuvor für mehr Bürgerbeteiligung ausgesprochen.
Macron meint, dass das von Le Pen vorgeschlagene Referendum nicht der Verfassung entspreche. Es sei ihm wegen der Krisen nicht gelungen, die geplante Verfassungsreform durchzusetzen. Zum Beispiel um das Wahlrecht bei den Parlamentswahlen zu ändern, um ein Mehrheitswahlrecht einzuführen. (Aktuell ist nur gewählt, wer seinen Wahlkreis gewonnen hat.)
Marine Le Pen wirft Emmanuel Macron vor, dass nicht genug Islamisten ausgewiesen würden. In den islamistischen Ländern würden die Frauen Schleier tragen.
Macron sagt, Le Pen würde die Gesellschaft spalten.
Diese erklärt, sie schlage ein Referendum über Verfassungsänderungen vor, wenn sie gewählt werde. Sie lade alle Franzosen dazu ein, ihr Programm zu lesen. In der Verfassung will sie die nationale Priorität festlegen - zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. Die Immigration schaffe viele Probleme.
Macron und Le Pen konstatieren, dass sie beim Thema Schleier und Islamismus nicht einer Meinung sind.
Macron sagt, Le Pen habe sich sehr klar ausgedrückt. Sie habe über Schleier und Islamismus gesprochen - und falsche Zusammenhänge hergestellt.
Er wolle keine Schleier verbieten. Wie die Kippa seien religiöse Zeichen in der Öffentlichkeit erlaubt. In der Schule seien religiöse Zeichen nicht erlaubt.
"Sie schaffen den Bürgerkrieg in den Vorstädten", sagt Macron zu Le Pen. Und diese antwortet, dies sei schlimm.
Marine Le Pen sagt, die Ausländer, die auf der Liste der wegen Islamismus Angeklagten stehen, müssten ausgewiesen werden. Es gehe nicht um den Kampf gegen eine Religion, aber gegen den Islamismus. Die Regierung sei nicht streng genug. Le Pen wiederholt, dass sie gegen den Schleier im öffentlichen Leben sei, für ein Verbot. Die Frauen, die Schleier tragen, müssten befreit werden.
Vier Tage vor der entscheidenden Wahl liegt in Umfragen die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen knapp hinter Amtsinhaber Emmanuel Macron.