Anstieg des Meeresspiegels: Augen zu und durch ist nicht mehr

Augen zu und durch ist nicht mehr
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Es droht nicht nur der Verlust von Land, in Folge wird es zu grossen Massenwanderungen kommen. Das birgt die Gefahr neuer Konflikte, die durch zunehmende Armut, Streit um Ressourcen und ethnisch-konfessionelle Spannungen verschärft werden.

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Der Anstieg des Meeresspiegels hat sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt. Für viele Länder ist es bereits ein konkretes Problem, auf andere kommen sie erst noch zu. Selbst im günstigsten Fall wird der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um mehr als einen halben Meter steigen, im schlimmsten Szenario 1,5 Meter - eine massive Gefahr großer und dicht besiedelter Küstenregionen.

_"Die am stärksten gefährdeten Regionen liegen im Pazifischen Ozean, wo der Meeresspiegelanstieg etwas höher sein wird als im Durchschnitt. Es laufen bereits einige Evakuierungsprogramme, um Menschen von tief liegenden Inseln zu evakuieren. Dort werden wir die Auswirkungen nicht erst in den nächsten Jahrzehnten sehen, wir sehen sie bereits jetzt._In Europa haben wir momentan keine großen Probleme, an vielen Stellen können wir die Deiche erhöhen. Aber wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, werden wir Probleme mit Erosion, Überschwemmungen und Versalzung bekommen, wenn das Salzwasser in das Land eindringt."

Roderik van de Wal, Professor an der Universität Utrecht, über den Meeresspiegelanstieg und die Folgen

Dies wird zur Überflutung großer und dicht besiedelter Gebiete führen. Einige Inselstaaten in Ozeanien könnten vollständig verschwinden. In Ozeanien müssen bereits ganze Inselpopulationen evakuiert werden. Auch einige Großstädte in Südostasien, wie Jakarta, suchen bereits nach Möglichkeiten, mit dem steigenden Meeresspiegel umzugehen.

In Europa werden bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter 13 Millionen Menschen überflutet. In Asien werden die sehr bevölkerungsreichen Deltas großer Flüsse, wie das Ganges-Delta in Bangladesch, betroffen sein.

Es droht nicht nur der Verlust von Land, in Folge wird es zu grossen Massenwanderungen kommen. Das birgt die Gefahr neuer Konflikte, die durch zunehmende Armut, Streit um Ressourcen und ethnisch-konfessionelle Spannungen verschärft werden.

"Es gibt keine Patentlösung für alles. Das hängt sehr stark von den örtlichen Gegebenheiten ab und davon, ob man es sich leisten kann, Deiche zu bauen, denn das ist eine ziemlich teure Lösung. In einigen Regionen gibt es auch naturbasierte Lösungen, die das Land schützen können, z. B. mehr Mangroven. Aber das ist natürlich keine Option, die in Europa funktionieren würde.

Roderik van de Wal, Professor an der Universität Utrecht, über den Meeresspiegelanstieg und die Folgen

Völkerrechtlich sind die Folgen des Klimawandels juristisches Neuland - was passiert mit den Grenzen der Wirtschaftszonen oder Fischereirechten, wenn sich die Küstenlinien verschieben? Für solche - und viele andere Fragen - gibt es bisher keine Antworten: es gibt keine Regeln, aber jede Menge Konfliktpotential.

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