Präsidentschaftswahlen - Driftet Montenegro Richtung Serbien?

Montenegros Präsident Milo Djukanovic während eines Interviews in Podgorica, Montenegro, 28. März 2023.
Montenegros Präsident Milo Djukanovic während eines Interviews in Podgorica, Montenegro, 28. März 2023. Copyright Risto Bozovic/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von euronews
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Vor 2020 war Montenegro unter den Westbalkan-Staaten ein Vorreiter der EU-Annäherung. Künftige, proserbische Koalitionen würden sich wohl nicht abwenden, aber eine stärkere Anbindung an das reformunwillige Serbien könnte die Integration verlangsamen.

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Mit dem höchsten Staatsamt könnte Langzeitherrscher Milo Djukanovic seine letzte Machtposition verlieren. Die Gegner die künftig die Geschicke des Landes bestimmen könnten, stehen auch für einenaußenpolitischen Kurswechsel. 

In Montenegro haben die Bürger am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Der prowestliche Amtsinhaber Milo Djukanovic ging zwar mit den meisten Stimmen aus der ersten Runde vor zwei Wochen in die Stichwahl, galt aber dennoch nicht als Favorit.

Seinen Herausforderer Jakov Milatovic unterstützt das gesamte proserbische Lager, das in der ersten Runde noch mit mehreren Kandidaten angetreten war.

Djukanovic herrschte mehr als drei Jahrzehnte lang in wechselnden Funktionen - zwei Mal als Präsident und vier Mal als Ministerpräsident - die Politik in Montenegro. Sein Sieg bei dieser Wahl wäre dennoch eine Überraschung. Eine Niederlage würde den Verlust seiner letzten Machtposition bedeuten. 

2006 führte Djukanovic die frühere jugoslawische Teilrepublik in die Unabhängigkeit, 2017 in die Nato. Zugleich war seine Herrschaft immer wieder auch von Korruption und Vetternwirtschaft überschattet.

Diese Stimmungslage begünstigte den 36-jährigen Milatovic. Als Wirtschaftsminister der ersten kurzlebigen proserbischen Regierung nach 2020 errang er Popularität, indem er die Löhne erhöhte. Zugleich steht er der aus Belgrad gelenkten serbisch-orthodoxen Kirche nahe.

Er bekennt sich zum angestrebten EU-Beitritt, steht aber zugleich auch für eine enge Anbindung an Serbien. Der Ausgang der Präsidentenwahl könnte Folgen für die außenpolitische Ausrichtung Montenegros haben, zumal die proserbischen Kräfte auch bei der Parlamentswahl im Juni dominieren dürften. 

In der Zeit vor 2020 war Montenegro unter den Westbalkan-Staaten ein Vorreiter bei der EU-Annäherung. Künftige, proserbische Koalitionen würden sich von der EU wohl nicht abwenden. Zugleich könnten sie aber die EU-Integration durch eine stärkere Anbindung an das reformunwillige Nachbarland Serbien verlangsamen.

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