Der Papst und die Botschaft an die ungarische Regierung

Papst fliegt zurück nach Rom
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Von Zoltan SiposhegyiEuronews mit dpa
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Franziskus hatte keine scharfe Kritik, doch durchaus eine Botschaft für die Regierung in Budapest.

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Hunderttausende waren am Sonntag da, in Budapest auf dem Kossuth-Platz, um den Papst zu sehen.

Als Höhepunkt eines dreitägigen Besuchs feierte der Heilige Vater am Sonntagmorgen eine Messe.

Obwohl die von vielen erwartete Kritik ausblieb, bewies Papst Franziskus während seines dreitägigen Besuchs seine Sensibilität, indem er hauptsächlich mit Armen und Flüchtlingen zusammentraf, und auch seinen Mut, indem er wiederholt aus dem Wagen stieg und vom ursprünglichen Programm abwich, um das Wort des Herrn Hunderttausenden Menschen näherzubringen."

Euronews sprach mit Pater László Gájer, von der Katholischen Pázmány-Péter-Universität. War wirklich zu erwarten, dass der Papst die ungarische Regierung wegen ihrer Flüchtlingspolitik schärfer tadeln würde?

Nein, sagt der Pater, das war vorherzusehen gewesen: "Da ist natürlich einen Kontrast zwischen der Flüchtlingspolitik der ungarischen Regierung und den Worten des Papstes. Das wurde schon beim Weltkongress der Eucharistie in Budapest deutlich. Aber auch an solche Themen geht er mit Spiritualität heran, die doch ankommt."

Der Papst hat also mit seinen Äußerungen und Aktionen eine Botschaft an die ungarischen Politiker gesendet?

Pater László Gájer: "Papst Franziskus hat sicherlich eine Botschaft ausgesendet. Wenn wir uns anhören, was er gesagt hat, dann geht daraus klar hervor, dass Nationalismus oder eine Überbetonung der nationalen Identität nicht unbedingt der richtige Weg ist. Wir sollten mehr nachdenken im Sinne eines größeren gemeinschaftlichen Zusammenlebens in Europa."

Am Sonntagabend beendete der Pontifex seinen Ungarnbesuch und flog zurück nach Rom.

Papst Franziskus deutet Friedensmission an

Papst Franziskus hat vage angedeutet, dass der Vatikan mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine an einer Friedensinitiative beteiligt ist. "Alle wollen einen Weg zum Frieden. Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist. Derzeit läuft eine Mission, die aber noch nicht öffentlich ist", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag auf dem Rückflug von seiner Ungarn-Reise vor Journalisten. Weitere Details nannte er nicht. 

"Wenn es so weit ist, kann ich mich dazu äußern", sagte er.

Der 86-Jährige hatte am Wochenende den Metropoliten Hilarion von Budapest und Ungarn getroffen, der früher Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats und ein Vertrauter von Patriarch Kyrill war.

Nicht über Rotkäppchen geredet

"Sie können sich vorstellen, dass wir bei dem Treffen nicht über Rotkäppchen geredet haben, sondern über alles", erläuterte Franziskus. Mit Kyrill, der den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verteidigt, will sich der Papst schon länger treffen.

Franziskus warb darum, diplomatische Beziehungen aufrecht zu erhalten und immer im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam Wege zum Frieden zu suchen. "Ich denke, zu Frieden gelangt man, indem man Kanäle aufmacht. Frieden bekommt man nie, wenn man sich verschließt."

Der Heilige Stuhl hatte sich seit Kriegsbeginn im Februar 2022 immer wieder als Vermittler angeboten. Große diplomatische Erfolge blieben bislang aber aus. Der Papst sagte, der Heilige Stuhl habe bereits bei Gefangenaustauschen als Vermittler agiert und könnte dies nun auch tun im Zusammenhang mit der Rückführung ukrainischer Kinder, die nach Russland verschleppt wurden.

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