Um Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen, setzen Unternehmen in Ungarn vermehrt auf Gastarbeiter:innen. Einwanderungsgegner Orbán unterstützt die Entwicklung.
Viele Fabriken und Unternehmen in Ungarn setzen auf Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern.
Baby Monette Gallos ist eine von hunderten philippinischen Arbeiter:innen in ihrer Fabrik. "Es ist sehr angenehm, hier zu arbeiten, weil man das Gehalt für sich kassiert", erklärt sie.
"Ich glaube nicht, dass wir uns diskriminiert fühlen. Wir fühlen uns willkommen und heimisch hier in Ungarn", so Monette weiter.
EU-Ausländer:innen decken Lücken auf dem Arbeitsmarkt
Laut Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán braucht das Land eine halbe Million neue Arbeiter:innen. Deshalb öffnet Orbán, der eigentlich als Einwanderungsgegner bekannt ist, die Türen für ausländische Arbeitskräfte.
Personalvermittlungsfirmen sehen darin den einzigen Weg, den Mangel an lokalen Arbeitskräften auszugleichen.
"Die Arbeitslosigkeit liegt bei unter 3,5 Prozent. Es gibt einen beispiellosen Bedarf an körperlicher und geistiger Arbeit aufgrund des wachsenden Investitionsbedarfs. Im Moment kann man sagen, dass jeder Arbeiter aus einem Entwicklungsland zehn Arbeitsstellen in Ungarn sichert", erklärt Ákos Jáhny, Geschäftsführer von Get Work Trend Kft.
Chinesische Investoren planen Großfabriken, in denen Autobatterien für E-Autos hergestellt werden sollen. Ohne Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland wäre der Betrieb dieser Fabriken nicht zu garantieren.
Strenge Regeln für die Gastarbeiter:innen
Ein sogenanntes Gastarbeitergesetz soll bald in Ungarn eingeführt werden. Es soll die Rekrutierung von Arbeitskräften aus Entwicklungsländern vereinfachen.
Die gesetzlichen Regelungen für die Arbeitenden selbst sind dabei äußerst streng. Aufenthaltsgenehmigungen können für maximal zwei Jahre ausgestellt und höchstens um ein Jahr verlängert werden. Die Arbeitenden müssen ein geregeltes Einkommen und eine Unterkunft nachweisen. Angehörige dürfen sie nicht nachziehen.
Nicht alle sind mit der wachsenden Anzahl an Gastarbeiter:innen einverstanden.
"Ein Arbeiterhostel wurde in unsere Nachbarschaft verlegt, wo 20 bis 30 ausländische Gastarbeiter untergebracht sind. Ihre Kultur ist überhaupt nicht vereinbar mit diesem Lebensumfeld", beschwert sich ein ungarischer Mann, der anonym bleiben möchte: "Je nach Fall schreien sie morgens oder abends. Das ist vielleicht ihre Kultur, aber es stört einige der Anwohnenden hier. Sie spucken, hier ist es nicht üblich, auf die Straße zu spucken."