In Moskau haben sich Tausende Menschen von dem ehemaligen russischen Oppositionskritiker Alexej Nawalny verabschiedet. Einige skandierten: "Nawalny! Nawalny! Du hattest keine Angst, wir haben auch keine!"
In Moskau haben sich Angehörige und Unterstützer von dem toten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny verabschiedet. Der Abschiedsgottesdienst fand in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" statt.
Diplomaten aus Frankreich, Deutschland und den USA kamen mit Blumen. Nawalnys Anhänger versammelten sich vor der Kirche, wo sie seinen Namen skandierten. Einige riefen: "Nawalny! Nawalny! Du hattest keine Angst, wir haben auch keine!"
Nach Angaben von Nawalnys Team war die Schlange wartender Menschen vor der Kirche mehrere Kilometer lang. Nawalnys Sprecherin, Kira Yarmysh, veröffentlichte auf X ein Video, auf dem eine große Menschenversamlung zu sehen ist.
Eine Einwohnerin aus Kaliningrad, Nadezhda Ivanova, sagte: "Jeder Mensch, der heute hierher gekommen ist, erfüllt seine bürgerliche Pflicht und scheut sich nicht davor, seine Trauer zu bekunden, obwohl dies in unserem Land jetzt verboten ist."
Weiter sagte sie: "Denn für alle, die heute hier sind, und für viele, die heute nicht hier sind, die sich nicht getraut haben, hierher zu kommen, ist Alexej ein Mensch, der nicht nur sein Leben im Kampf für irgendetwas gegeben hat, sondern, der sein Leben im Kampf für uns geopfert hat."
Auch Valery kam, um sich von dem ehemaligen Oppositionellen zu verabschieden: "Ich bin gekommen, um den Helden von Russland zu ehren. Ich sehe, Menschen der Generation Z, die an dieses Regime glauben, haben Zweifel bekommen. Vor allem wegen der Folter, die Nawalnys Verwandten angetan wurde."
Mehrere Kirchen verweigerten Trauerfeier für Nawalny
Nawalnys Anhänger erzählten, dass sich mehrere Kirchen in Moskau weigerten, seine Trauerfeier abzuhalten.
Ein Reporter fragte den Kreml-Sprecher, Dmitri Peskow, wie der Kreml Nawalnys politisches Engangement einschätzen würde: "Kann der Kreml heute, am Tag seiner Beerdigung, Nawalny irgendwie als politische Figur einschätzen?"
Darauf antwortete Peskow: "Nein, das können wir nicht. Wir geben keine Kommentare".
Der Kreml-Sprecher mahnte die Menschen in Moskau und an anderen Orten vor "nicht genehmigten (Massen-)Versammlungen".
Nawalnys Vertraute verfolgten Beerdigung aus dem Ausland
Nawalnys Mutter, Lyudmila Navalnaya und sein Vater, Anatoly Navalny, waren auf der Trauerfeier anwesend. Die engsten Vertrauten Nawalnys haben Russland unter Druck verlassen. Seine Trauerfeier haben sie auf seinem YouTube-Kanal live aus dem Ausland verfolgt.
Die Beerdigung fand auf dem Borisovskoje-Friedhof statt. Dort war Polizei ebenfalls mit einem Großaufgebot vor Ort. Nach dem Ende des Trauergottesdienstes marschierte eine Menschenmenge aus der Kirche dorthin und skandierte: "Nein zum Krieg" und "Liebe ist mächtiger als Angst."
Bestattungsunternehmen wurde gedroht
Nawalnys Team berichtete von Schwierigkeiten, ein Bestattungsunternehmen für Alexei zu finden. Mindestens ein Bestattungsunternehmer sagte, ihm sei es "verboten" worden, mit Nawalnas Anhängern zusammenzuarbeiten. Kira Yarmysh hatte auch Schwierigkeiten, einen Leichenwagen zu finden, wie sie auf X, ehemals Twitter berichtete.
Nawalnys Witwe, Julija Nawalnaja, beschuldigte Putin und den Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin, eine öffentliche Beerdigung verhindern zu wollen.
Jarmysch rief Nawalnys Anhänger in aller Welt dazu auf, zu seinen Ehren Blumen niederlegen. "Jeder, der Alexej kannte, sagt, was für ein fröhlicher, mutiger und ehrlicher Mensch er war", sagte die Nawalny-Sprecherin. "Sein Beispiel hat vielen Menschen gezeigt, was zu tun ist, auch wenn die Dinge beängstigend und schwierig sind."