NewsletterNewslettersEventsVeranstaltungenPodcasts
Loader
Finden Sie uns
WERBUNG

Refugee Olympic Team: Kritik an geringem Frauenanteil

Das Refugee Olympic Team bei den Olympischen Sommerspielen 2020.
Das Refugee Olympic Team bei den Olympischen Sommerspielen 2020. Copyright David J. Phillip/Copyright 2021 The AP. All rights reserved
Copyright David J. Phillip/Copyright 2021 The AP. All rights reserved
Von Inês Trindade Pereira
Zuerst veröffentlicht am
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied
Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Der Anteil an Sportlerinnen im Olympia-Team für Geflüchtete ist erneut gesunden. Nur zehn der 29 Teammitglieder sind weiblich. Ist das die vom Veranstalter propagierte Geschlechtergerechtigkeit?

WERBUNG

Es ist ein ganz besonderes Olympia-Team, denn es vertritt kein Land: das Refugee Olympic Team bestehend aus 29 Athletinnen und Athleten, die ihre Sportkarrieren aufgrund von Flucht unfreiwillig unterbrechen mussten.

Kritisiert wird, dass in diesem Jahr nur zehn von ihnen weiblich sind, also etwas mehr als 30 Prozent. Damit ist der Anteil der Frauen seit der Gründung der Mannschaft im Jahr 2015 weiter gesunken. In der paralympischen Mannschaft für Geflüchtete sind sogar weniger als 13 Prozent Frauen vertreten. Dabei hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) angekündigt, dass es bei den Spielen in diesem Jahr erstmals Geschlechtergerechtigkeit gibt.

Die Zahl der Geflüchteten weltweit hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Ende 2023 gab es nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR weltweit 43,4 Millionen Geflüchtete. Etwa die Hälfte der Geflüchteten, Binnenvertriebenen und Staatenlosen sind Frauen und Mädchen.

Für Michele Donnelly, Professorin für Sportmanagement an der Brock University in Kanada, kommt das IOC "seiner eigenen Verpflichtung zur Gleichstellung der Geschlechter nicht nach", zumal es diese nicht in einem Team durchsetzt, über das es die Kontrolle hat.

Ist ein Frauenanteil von weniger als 40 Prozent ausreichend?

Der Wohltätigkeitsorganisation Women for Women International zufolge sind weibliche Geflüchtete sind neben Armut und anderen Gefahren auch der Diskriminierung wegen ihres Geschlechts ausgesetzt.

Diese Ebene kann als "unbezahlte Arbeit im Haushalt, sei es Kinderbetreuung, Pflege älterer Angehöriger, Kochen, Putzen" gesehen werden, sagt Rachel Williams, Managerin für Politik und öffentliche Angelegenheiten bei der Wohltätigkeitsorganisation Women in Sport.

Eine der zehn Frauen im diesjährigen Refugee Olympic Team ist Manizha Talash. Die 21-jährige Afghanin nimmt nach ihrer Flucht vor den Taliban nach Spanien erstmals an einem olympischen Wettbewerb im Breakdance teil. Sie ist eine der inspirierenden Geschichten über diese Migrantinnen.

"Wir wissen, wie wichtig die Sichtbarkeit insbesondere für Mädchen ist, die sich im Sport engagieren, und wie inspirierend es für die Mädchen sein kann, zu sehen, wie Frauen im Sport erfolgreich sind", fügte Williams hinzu.

Auch wenn das Team von Women in Sport es vorzieht, die optimistische Seite zu sehen und sich darüber freut, dass fast 40 Prozent des Teams weiblich ist, ist die Meinung nicht einhellig.

"Ich glaube nicht, dass das ausreicht", sagte Donnelly. "Dort, wo das IOC die totale Kontrolle hat, müssen die Erwartungen für alle vorbildlich sein, also sollten die Teams geschlechterparitätisch sein." Nicht jeder habe die gleichen Erfahrungen als Flüchtling, und es gebe erhöhte Risiken und Herausforderungen für Frauen, geschlechtliche Minderheiten und behinderte Geflüchtete. "All das hat Einfluss darauf hat, wer letztendlich Teil der olympischen und paralympischen Flüchtlingsteams wird oder sein kann."

Wie werden die Flüchtlingsteams finanziert?

Nach IOC-Angaben werden die meisten Athleten des Teams durch das Refugee Athlete Scholarship Programme unterstützt, das von der Olympic Refugee Foundation (ORF) verwaltet und von Olympic Solidarity finanziert wird.

Die IOC-Exekutive hat das Refugee Olympic Team für Paris 2024 ausgewählt. Um teilnahmeberechtigt zu sein, müssen die Athleten Elitesportler in ihrer jeweiligen Sportart und von der UNCHR anerkannte Flüchtlinge in ihrem Gastland sein. "Eine ausgewogene Vertretung in Bezug auf Sportart, Geschlecht und Regionen wird ebenfalls berücksichtigt", so die ORF.

Donnelly ist jedoch der Meinung, dass es sowohl an Transparenz als auch an Rechenschaftspflicht mangelt. "Wir haben nicht viele Informationen darüber, wie die Sportler für die Flüchtlingsmannschaften ausgewählt werden", sagt sie. Man wisse nicht, wie es dazu kam, dass in den Geflüchtetenmannschaften nicht die gleiche Anzahl von Männern und Frauen vertreten ist.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Ein Zeichen für die Solidarität: Olympia-Flüchtlingsteam trifft sich in Bayeux

Fußballfieber steigt: 32 Teams kämpfen um den WM-Titel

Eine Sportsbar für Frauen und Frauensport