Euronews sprach mit israelischen Überlebenden des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober über ihre wachsende Sorge um die 24 lebenden Geiseln, die immer noch in Gaza festgehalten sein sollen.
Nach dem Ende eines zweimonatigen Waffenstillstands, bei dem Dutzende israelische Geiseln aus dem Gazastreifen im Gegenzug für fast 1.800 palästinensische Gefangene freigelassen wurden, plant Israel Berichten zufolge nun eine neue, größere Bodenoperation im Gazastreifen. Tausende Truppen könnten eingesetzt und große Teile der Enklave besetzt werden.
Fast anderthalb Jahre nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem rund 1.200 Israelis getötet wurden und der den Krieg ausgelöst hat, scheint Premierminister Benjamin Netanjahu entschlossener und stärker denn je zu sein, die erklärten Ziele zu erreichen: die Zerschlagung der Regierungs- und Militärkapazitäten der Hamas und die Beseitigung jeder künftigen Bedrohung aus dem Gazastreifen.
Es werden jedoch zunehmend Fragen gestellt, auch aus der israelischen Gesellschaft, ob das dazu beitragen wird, die Geiseln, die noch immer von der Hamas festgehalten werden, zurückzubringen oder ihr Leben noch mehr in Gefahr bringt. Gleichzeit wird mehr Verwüstung und mehr Tote im Gazastreifen verursacht.
Ron Segev, ein Überlebender des Hamas-Angriffs auf das Nova-Musikfestival, sagt, die Freilassung der Geiseln sei für die Menschen das einzige Ziel.
"Wir werden nicht nachlassen, bevor nicht alle nach Hause zurückgekehrt sind. Ich weiß nicht, welche Ziele die Regierung verfolgt, aber für die Menschen ist das das wichtigste Ziel. Das einzige Ziel", so Segev gegenüber Euronews.
Die Tochter von Thomas Hand verbrachte 50 Tage in der Gefangenschaft der Hamas, bevor sie während eines kurzen Waffenstillstands im November 2023 freigelassen wurde. Er glaubt nicht, dass Diplomatie zur Freilassung der Geiseln beitragen kann.
"Der einzige Grund, warum wir die erste Phase (des Waffenstillstands) erreicht haben, war eine Militäraktion, bei der die Hamas das Gefühl hatte, dass sie ausgelöscht werden würde", sagte Hand.
Am Dienstag protestierten Hunderte von Palästinensern in Gaza, um ein Ende des Krieges zu fordern und die Hamas zu Zugeständnissen zu bewegen.
"Ich bin froh, dass sie versuchen, sich zu wehren. Sie haben das mit entblößtem Gesicht getan, was sehr riskant ist", so Hand gegenüber Euronews.
Zivilisten, die "ihr Leben riskieren", um gegen die Hamas vorzugehen, geben Hoffnung, fügte er hinzu. Hand bleibt jedoch skeptisch, dass ein Aufbegehren gegen die militante Gruppe etwas bewirken würde.
"Zivilisten, die sich gegen eine bewaffnete Terrororganisation stellen, würden vernichtet werden. Sie haben keine Chance."
"Wenn die UNO, die ägyptische Armee und die israelische Armee in Zukunft als internationale Armee unterstützen, könnten sie ihnen vielleicht den Rücken stärken, und vielleicht können wir die Hamas auf diese Weise loswerden."
Anfang dieses Monats hat Israel die Lieferung von Lebensmitteln, Treibstoff, Medikamenten und humanitärer Hilfe für die rund 2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen eingestellt.
Israel hat geschworen, den Krieg zu eskalieren, bis die Hamas die 59 Geiseln, von denen 24 noch am Leben sein sollen, zurückgibt. Israel fordert außerdem, dass die Gruppe die Macht abgibt, sich entwaffnet und ihre Anführer ins Exil schickt.
Die Hamas hat erklärt, sie werde die verbleibenden Gefangenen nur im Austausch gegen palästinensische Gefangene, einen dauerhaften Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen freilassen.
Die Israelis sind seit mehreren Tagen auf die Straße gegangen, um dagegen zu protestieren, dass es der Regierung nicht gelungen ist, eine Einigung über die Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln zu erzielen, und dass sie kürzlich hochrangige Justiz- und Sicherheitsbeamte entlassen hat.