Der Stromausfall in Spanien und Portugal zeigt vor allem eins: Das Stromnetz auf der Iberischen Halbinsel ist anfälliger, als in vielen anderen Ländern. Doch was hilft am besten gegen einen Blackout? Erneuerbare Energien oder AKWs?
Fünf Sekunden und die iberische Halbinsel stand still. Fünf Sekunden, in denen in Spanien und Portugal plötzlich rund 60 Prozent des Stroms fehlten, der zu diesem Zeitpunkt verbraucht wurde. Ein Leistungsabfall, wie ihn Spanien und Portugal noch nicht kannten. "Das hat es noch nie gegeben", so der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez.
Ein Blackout, der beid Länder fast komplett lahm legte. Ampeln und Züge fielen aus, Flugverkehr und Handynetz waren beeinträchtigt, bei Krankenhäusern sprangen die Notstromaggregate an.
Netzbetreiber tappen im Dunkeln
Doch wie konnnte es dazu kommen? Da tappen die Netzbetreiber noch im Dunken. Klar ist nur: es gab zwei Ausfälle in der Stromerzeugung innerhalb von nur eineinhalb Sekunden, so der Netzbetreiber Red Eléctrica. Der erste Ausfall konnte noch abgefangen werden. Der zweite war zuviel.
Ein Problem: die Lage. Das gemeinsame Netzgebiet von Spanien und Portugal ist zwar am europäischen Stromnetz angeschlossen, jedoch durch die Insellage weitgehend isoliert. Es gibt nur wenige Stromleitungen in das Nachbarland Frankreich. Auch wegen der geographischen Barriere der Pyrenäen. Deshalb können beide Länder bei Störungen kaum auf Hilfe von Nachbarnetzen zurückgreifen. Ein Schwachpunkt. Ein Stromausfall Vorfall kann sich dadurch großflächiger auswirken.
Vom europäischen Netz getrennt
Im Falle von Spanien und Portugal hätte das aber wahrscheinlich auch nicht helfen können, denn einen so großen Spannungsabfall wie auf der iberischen Halbinsel könne selbst das europäische Stromnetz nicht vertragen, so Veit Hagenmeyer vom Karlsruher Institut für Technologie dem "Science Media Center". Eine Stunde lang waren Spanien und Portigel also vom europäische Netz getrennt.
Eine Art Selbstschutzmechanismus. Denn wären die Verbindungen nocht gekappt worden hätte es auch in Deutschland Auswirkungen haben können. So groß war die Strom-Lücke in Spanien.
Welchen Einfluss haben erneuerbare Energien?
Doch es könnte noch ein weiterer Faktor zu dem Mega-Blackout geführt haben. Spanien proziert seinen Strom inzwischen zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien, vor allem Wind- und Sonnenenergie. Zum Zeitpunkt des Stromausfalls laut Prognose sogar 75 Prozent.
Das Problem: je höher der Anteil der Erneuerbaren Energien, desto anfälliger ist das Netz gegenüber Schwankungen. Das heißt: es gibt wenbiger Spielraum, um auf Störungen zu reagieren, Miguel de Simón Martín, Professor am Institut für Elektroingenieurwesen der Universität León. Der plötzliche Spannungsabfall könnte dazu geführt haben, " dass sich Solar- und Windanlagen vom Netz trennten, was den Zusammenbruch des Systems beschleunigt haben dürfte."
Hätten Atomkraftwerke helfen können?
Laut Jorge Blanco, Vorstandsvorsitzender des Enerieversorgers Ceiber Energy setzt Spanien zuviel auf Erneuerbare Energien und bringt den Ausbau der Kernenergie ins Spiel, so wie in Frankreich. Das Nachbarland hat 54 Atomkraftwerke und will 28 neue bauen.
In Spanien wurden auf Grund des Stromausfalls drei der sieben Reaktorblöcke abgeschaltet. Dabei sieht Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez die Atomkraftwerke als Problem, nicht als Lösung.
"Die Bürgerinnen und Bürger sollten wissen, dass die Kernkraftwerke in dieser Krise alles andere als eine Lösung waren, sondern ein Problem, weil sie abgeschaltet wurden und große Mengen an Energie in sie umgeleitet werden mussten, um ihre Kerne stabil zu halten", so Sanchez.
Deutschland hat eins der sichersten Stromnetze weltweit
Durch den Stromausfall in Spanien flammt auch in Deutschland die Diskussion über die Energiewende wieder auf. AFD-Chefin Weidel spricht auf X von einem "Warnschuss".
"Deutschlands Stromnetz gehört zu den sichersten und stabilsten weltweit", heißt es in einer Risikoanalyse zum Stromausfall der Bundesregierung von Januar 2025. "Großflächige und langanhaltende Stromausfälle hat es in Deutschland nur äußerst selten gegeben." Daher bleibe nach ihren Einschätzungen ein Blackout wie in Spanien und Portugal "unwahrscheinlich".
Seit 2014 beträgt die durchschnittliche Unterbrechung der Stromversorgung weniger als 13 Minuten im Jahr, so das Statistische Bundesamt für Deutschland. Länger mussten Verbraucher nicht auf Strom für Licht, Haushaltsgeräte wie Kühlschrank und Fernseher sowie öffentliche Verkehrsmittel verzichten.
Geographische Lage Deutschlands ist ein Vorteil
Trotzdem sei die Wahrscheinlichkeit in den letzten Jahren gestiegen, so Andreas Kling, Experte für Bevölkerungsschutz und Autor von "Sicher trotz Katastrophe". Das liege am Umbau der Energiesysteme von einer zentralen Versorgung über Großkraftwerke hin zu vielen Photovoltaik- und Windanlagen sowie Biomasse.
Die geografische Lage Deutschlands sei laut Kling allerdings "vorteilhaft, da mehrere Nachbarländer netzstabilisierend eingreifen können". Aber Ausfälle der Nachbarländer könnten auch Auswirkungen auf Deutschland haben.
Beim massiven Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel am Montag gebe es jedoch keine Hinweise auf einen Cyberangriff. Der geschäftsführende Ministerpräsident von Portugal Luís Montenegro sagte: "Nichts ist ausgeschlossen, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass es sich um eine Cyberattacke handelt".