Frankreich und die Schweiz müssen ihre Atomkraftwerke herunterfahren. Durch die anhaltend hohen Temperaturen können die Flüsse kein Kühlwasser mehr bereitstellen.
Die Schweiz hat das Kernkraftwerk Beznau heruntergefahren. Es ist zu heiß. Einer der Reaktoren sei abgeschaltet worden, der zweite Reaktor arbeite mit halber Leistung, teilte die Betreibergesellschaft Axpo mit. Auch Frankreich musste Hitzemaßnahmen anwenden.
Atomkraftwerke sind auf große Mengen Kühlwasser angewiesen. Aufgrund der anhaltenden hohen Temperaturen sind die Flüsse jedoch nicht mehr kalt genug. Würden sie zusätzlich durch die Verwendung als Kühlwasser für AKWs erhitzt, ist das Ökosystem der Flüsse in Gefahr.
Schweizer Atomkraftwerk Beznau heruntergefahren
"Aufgrund der hohen Flusswassertemperaturen hat Axpo die Leistung der beiden Reaktorblöcke im KKW Beznau seit Tagen immer stärker gedrosselt und am Sonntag auf 50 % reduziert", heißt es in einer Mitteilung.
Die Reaktoren liegen direkt am Fluss Aare. "Eine übermässige Erwärmung des bereits warmen Gewässers soll in heissen Sommerperioden verhindert werden, um Flora und Fauna nicht zusätzlich zu belasten." Deshalb sei es wichtig, dass die Wassertemperaturen nach Einleitung des Kühlwassers unter 25 °C bleiben.
Die Schweiz hat zwar den Atomausstieg beschlossen, doch die bereits bestehenden Anlagen dürfen so lange weiterlaufen, wie sie sicher sind. Derzeit ist geplant, die Reaktoren in den Jahren 2032 und 2033 ganz abzuschalten.
Frankreich: Kernkraftwerk abgeschaltet
Auch in Frankreich hat der Stromkonzern EDF das Kernkraftwerk Golfech im Süden des Landes abgeschaltet. In Südfrankreich sind die Temperaturen derzeit besonders hoch - für viele Departements liegen Hitzewarnungen vor. Der naheliegende Fluss des Golfech-AKWs könnte sich auch ohne den Zulauf von erhitztem Kühlwasser auf bis zu 28 Grad aufheizen.
Das AKW Golfech wurde bereits am Montag heruntergefahren. Wie lange dies so bleibt, ist noch nicht klar.
Frankreich hat insgesamt 57 aktive Atomreaktoren in 18 Kraftwerken. Das Land bezieht laut Angaben des Konzerns EDF rund 65 Prozent seines Stroms aus der Atomenergie. Die Regierung wertet Atomstrom als umweltfreundlich.
Auch an anderen Standorten wie etwa im westfranzösischen AKW Blayais wurde die Leistung reduziert. Das AKW Bugey im Süden könnte ebenfalls heruntergefahren werden.
Die Atomkraftwerke beziehen ihr Kühlwasser aus der Gironde sowie der Rhône. Bei extremer Hitze, wie sie immer zuverlässiger im Sommer vorkommt, muss die Produktion von Atomstrom gedrosselt werden. Die Auswirkungen auf das Netz sind jedoch begrenzt.
Gerade in Hitzeperioden wird allerdings mehr Strom benötigt, etwa um Gebäude mit Klimaanlagen zu kühlen. Dieser Verbrauch wird laut Prognosen in den kommenden Jahren steigen.
Der Netzbetreiber RTE versichert gegenüber FranceInfo: "Die Gesamtheit der Produktionsmittel ermöglicht es heute, den Bedarf der Franzosen zu decken. Frankreich produziert mehr Strom als es verbraucht, da es momentan Strom in die Nachbarländer exportiert."