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NATO alarmiert: Putins neue "Sturmvogel"-Rakete offenbar einsatzbereit

ARCHIV: Start von Russlands neuer nuklearbetriebener interkontinentaler Marschflugkörper, wie von Präsident Wladimir Putin angekündigt (1. März 2018).
ARCHIV: Start von Russlands neuer nuklearbetriebener interkontinentaler Marschflugkörper, wie von Präsident Wladimir Putin angekündigt (1. März 2018). Copyright  AP Photo
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Von Euronews
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Ein neuer russischer Marschflugkörper stellt die NATO vor ein Problem. Westliche Experten zeigen sich besorgt: Die Burevestnik-Rakete erreicht eine Reichweite von bis zu 5.500 Kilometern und der Gefechtskopf lässt sich mit unterschiedlichen Munitionstypen, auch nuklearen, bestücken.

Wladimir Putins neue Superwaffe "Sturmvogel" ist offenbar fertiggestellt. Die nuklearfähige Rakete kann offenbar stundenlang in der Luft kreisen, jedem Abwehrsystem entgehen und stellt damit potenziell eine weitreichende Bedrohung dar.

Eine Einschätzung, die zumindest in Teilen durch Analysen westlicher Geheimdienste untermauert wird.

Für Europa wäre ein einsatzbereiter Burewestnik ein strategischer Albtraum. Sollte sich bestätigen, dass Russland das System tatsächlich stationiert, sähe sich die NATO einem neuen, kaum beherrschbaren Risikofaktor gegenüber. Tatsache ist:

Die Superwaffe wird von der NATO als besonders besorgniserregend eingestuft - das besagt nun ein als geheim eingestuftes NATO-Papier, in dem von einem nuklearangetriebenen Marschflugkörper "Burewestnik" ("Sturmvogel") mit dem Nato-Codenamen SSC-X-9 Skyfall die Rede ist.

Das Dokument stammt aus der nachrichtendienstlichen Abteilung der Militärallianz, berichtet die Welt. Darin untersuchen die Experten das modernisierte Waffenarsenal der sogenannten Strategischen Kernwaffenkräfte Russlands.

Kremlchef Wladimir Putin hatte vor drei Wochen die erfolgreichen Tests des Marschflugkörpers öffentlich bekanntgegeben.

Dem NATO-Papier zufolge erreicht der Marschflugkörper eine Geschwindigkeit von über 900 km/h. Er sei hochgradig manövrierfähig, verfüge über eine große Reichweite und lasse sich von mobilen Systemen aus starten. Dadurch könnte er lange Umwege fliegen und so der Nato-Flugabwehr entgehen. Nach Ansicht der Nato würden "bestehende Herausforderungen (...) durch die extreme Reichweite und Manövrierfähigkeit" des Flugkörpers weiter verschärft, heißt es im Papier.

Was kann der "Sturmvogel"?

Das herausragende Merkmal des Burewestnik ist sein Kernreaktor. Im Gegensatz zu herkömmlichen Marschflugkörpern (die mit Kerosin, synthetischen oder festen Treibstoffen betrieben werden und nur eine begrenzte Reichweite haben) nutzt dieser Antrieb nukleare Energie, was der Rakete theoretisch eine nahezu unbegrenzte Reichweite verleiht. Das bedeutet, dass der Burewestnik Zehntausende Kilometer zurücklegen kann, ohne auftanken zu müssen, über lange Zeit in der Luft bleiben, Kursänderungen vornehmen und Ziele aus beliebigen Richtungen angreifen kann. Dabei kann er Raketensysteme umgehen, selbst über südliche und polare Regionen, wo die Überwachung minimal ist.

Einige Experten weisen jedoch darauf hin, dass der Marschflugkörper keine Hyperschallgeschwindigkeit erreicht und daher umso verwundbarer wird, je länger er in der Luft bleibt.

Die Nato-Experten befassen sich auch mit einer neuen mobilen Mittelstreckenrakete Russlands, der SS-X-28 Oreschnik. Diese wurde im November 2024 erstmals testweise in der Ukraine eingesetzt, über die technischen Details ist bislang jedoch wenig bekannt. Besorgniserregend für westliche Fachleute sind vor allem die Reichweite von bis zu 5.500 Kilometern und die Möglichkeit, den Gefechtskopf mit unterschiedlicher Munition, einschließlich nuklearer, zu bestücken. Im Papier heißt es dazu: "Die Fähigkeit, Ziele überall in Europa anzugreifen, kombiniert mit der hohen Mobilität der Abschussvorrichtung, sorgt für eine hohe Überlebensrate. Die Unklarheit über die eingesetzten Sprengköpfe stellt die Nato vor Herausforderungen im Bereich der Verteidigung."

Belarus stationiert Oreschnik

Belarus wird die russische Hyperschall-Mittelstreckenraketen des Typs Oreschnik im Dezember stationieren. Die Vorbereitungen dafür stehen demnach kurz vor dem Abschluss. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Natalja Eismont, die Sprecherin des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Die Stationierung erfolge als Reaktion auf die, so Lukaschenko, Eskalation seitens des Westens.

Auch Poseidon-U-Boote stellen laut dem Nato-Papier ein Problem dar und sollen voraussichtlich bis 2030 einsatzbereit sein. Ihnen wird eine enorme Reichweite zugeschrieben, und sie seien vermutlich dafür konzipiert worden, "Marinestützpunkte, Häfen und Küstenstädte im Pazifik, an der US-Ostküste sowie in Großbritannien und Frankreich zu zerstören".

Zudem seien sie "schwer zu entdecken und anzugreifen, wenn sie in tiefem Wasser operieren". Besonders brisant: Der Nato mangele es derzeit "an Anti-U-Boot-Torpedos mit der notwendigen Geschwindigkeit und Reichweite", um die Poseidon-U-Boote effektiv zu bekämpfen.

Das Papier verdeutlicht, dass die Nato insbesondere im Mittel- und Langstreckenbereich, vor allem bei Nuklearwaffen, Defizite aufweist.

Aber es gibt auch Experten, die beispielsweise beim Burewestnik abwiegeln: Selbst wenn Russland es geschafft haben sollte, den Kernreaktor seines "Sturmvogels" zuverlässig zu betreiben, bliebe es demnach fraglich, ob der Marschflugkörper einen nennenswerten Vorteil für das russische Arsenal bietet.

Fabian Hoffmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Oslo Nuclear Project der Universität Oslo, bezeichnete "Burewestnik" auf X gar als eine "nutzlose und überflüssige" Waffe.

Im Jahr 2019 kamen nach Angaben von Beobachtern bei einem Test des Burewestnik auf einem Militärgelände fünf russische Wissenschaftler ums Leben. Mehrere Mitarbeiter wurden dabei ins Meer geschleudert. Ob es dabei auch Strahlungstote gab, ist bisher unklar. In der Umgebung wurde anschließend ein Anstieg der radioaktiven Strahlung gemessen.

Das Design, ein Nuklearreaktor, der mit einer Kernwaffe kombiniert wird, war in den 1950er-Jahren von den USA bereits wegen unkalkulierbarer Risiken verworfen worden.

Das gravierendste Risiko ergebe sich im Falle eines Abschusses, so William Alberque, Senior Associate beim Pacific Forum und ehemaliger Nato-Direktor für Rüstungskontrolle, Abrüstung und nukleare Nichtverbreitung zur Süddeutschen Zeitung: Würde ein Burewestnik getroffen, könnte radioaktives Material aus seinem Nuklearreaktor über ein weites Gebiet verstreut werden – "wie ein Mini-Tschernobyl am Himmel".

Der unabhängige Nuklearexperte Pavel Podvig hingegen äußerte sich gegenüber der DW zurückhaltend: "Ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, es handele sich um ein fliegendes Tschernobyl. Wäre es zu einer Freisetzung radioaktiver Strahlung gekommen, hätte man sie bemerkt." Wahrscheinlich riskanter wäre demnach ein Absturz des Flugkörpers beim Start oder während des Flugs.

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