Eine Untersuchung von Radio Free Europe zeigt, dass Putin drei nahezu identische Büros besitzt. Unterschiede in Details wie Türgriffen und Wandpaneelen verraten die tatsächlichen Standorte in Sotschi und Waldai.
Russlands Präsident Wladimir Putin verfügt über drei identische Büros, und die russischen Staatsmedien geben regelmäßig vor, Sitzungen fänden in Moskau statt, obwohl sie tatsächlich woanders stattfinden. Das hat eine Untersuchung des Rundfunkveranstalters Radio Free Europe ergeben.
Der Kreml hat demnach drei fast identische Nachbildungen von Putins Präsidentenbüro in Nowo-Ogarjowo bei Moskau und an zwei weiteren Orten errichtet: in Bocharov Ruchei in Sotschi am Schwarzen Meer und in Waldai, etwa auf halbem Weg zwischen Moskau und St. Petersburg.
Die Analyse von rund 700 Videos, die von der russischen Regierung veröffentlicht wurden, zeigt Unterschiede in Details wie die Türgriffposition, Rillen in den Wandpaneelen, Holzmaserung und die Form des TV-Ständers.
All diese Details variieren leicht von Büro zu Büro. Im Moskauer Büro befindet sich beispielsweise die Türklinke knapp unterhalb der Linie der Paneele. In Sotschi liegt er ein paar Zentimeter darüber.
Im Jahr 2020 zeigte das staatliche Fernsehen, wie Putin sein Büro mit einem Schild mit der Aufschrift "Novo-Ogaryovo" betrat. Anhand der Türklinke konnte man jedoch erkennen, dass er sich in Sotschi und nicht in Moskau befand. Durchgesickerte Reisedokumente bestätigten dies: Journalisten und Sicherheitspersonal waren in denselben Tagen nach Sotschi geflogen, obwohl das Treffen angeblich in der Hauptstadt stattgefunden hatte.
Im Büro in Waldai ist Putin am häufigsten
Während der Pandemie wurde etwa ein Drittel der Sitzungen, die angeblich in Moskau stattfanden, tatsächlich in Sotschi abgehalten.
Die Analyse zeigt: Zwischen Januar und September 2025 wurde fast jedes öffentliche Treffen in Waldai aufgezeichnet, selbst bedeutende Ereignisse wie das Treffen nach dem Brand eines sibirischen Einkaufszentrums.
Etwa ein Jahr nach dem Einmarsch in der Ukraine hat Putin Sotschi fast vollständig verlassen und sich Berichten zufolge nach Waldai zurückgezogen. Die russische Stadt ist abgelegener und besser gegen mögliche Drohnenangriffe gesichert werden kann – unter anderem wurden dort Pantsir-S1-Flugabwehrsysteme stationiert.
Der Kreml hat sich bisher nicht geäußert
Der Kreml hat die Berichte bislang weder bestätigt noch dementiert. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow las die Fragen, die ihm im Rahmen der Untersuchung übermittelt wurden, antwortete jedoch nicht. Im Jahr 2020, als ein anderes Medienunternehmen erstmals die Existenz doppelter Büros aufdeckte, bestritt Peskow, dass identische Büros existierten.
Die Analyse zeigt, dass die Behauptung, Putin würde stets von Moskau aus arbeiten, Teil eines bewussten Desinformationssystems ist. Der russische Präsident kann überall sein, doch die offizielle Botschaft lautet, er arbeite unermüdlich vom Hauptstadtbüro aus, um die Sicherheit Russlands zu gewährleisten.