Schlechte Nachrichten dominieren die Schlagzeilen, vor allem was die Wirtschaft betrifft. Aber könnte die Zollpolitik von US-Präsident Trump ein Wendepunkt für Europa und den Euro sein?
Die Welt kämpft mit geopolitischen Krisen und Turbulenzen an der Börse. Durch die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist der Dollar instabil geworden. Ist es eine Chance für den Euro, internationale eine größere Rolle einzunehmen?
Trumps Ankündigung seiner weitreichenden Zollpolitik am 2. April löste einen heftigen Ausverkauf an den Märkten aus, auch in den USA. Es war der stärkste Marktrückgang seit der COVID-19-Pandemie, die im Jahr 2020 einen Börsencrash auslöste. Seitdem sind die Anleger nervös und unruhig - viele wenden sich stabileren Anlagen wie Gold zu.
Die Auswirkungen der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik scheinen zunächst negativ, Berichte über Kursschwankungen an der Börse füllen Finanzberichte. Doch könnte dies für Europa und insbesondere auch für den Euro eine Möglichkeit des Aufschwungs darstellen?
Der Euro ist die zweitwichtigste Währung weltweit. Etwa 20 Prozent der Devisenreserven entfallen auf den Euro, im Vergleich zu rund 58 Prozent auf den Dollar.
Bei den Devisenreserven handelt es sich um Ersparnisse in Fremdwährungen. Die Länder halten diese bei ihren Zentralbanken, wie der Bank of England und der Europäischen Zentralbank.
Diese Reserven können außerdem dazu beitragen, den Wert der Währungen zu erhalten, die Wirtschaft eines Landes in Krisenzeiten zu schützen und Importe wie Öl oder Lebensmittel zu bezahlen.
Welche Vorteile hat es, wenn der Euro an Stärke gewinnt?
Ein stärkerer Euro würde den Regierungen und Unternehmen in der EU ermöglichen, sich zu geringeren Kosten Geld zu leihen, erklärte Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank vor der Hertie School in Berlin. Dies führt zu einem nachhaltigeren Wachstum und höheren Investitionen.
Indem Europa einer stärkeren Landeswährung den Vorzug gibt, wäre es weniger abhängig und weniger von Marktschwankungen betroffen - wie jüngst bei den Folgen von Trumps Zollpolitik zu beobachten war.
Außerdem würde mehr Handel in Euro abgewickelt werden, was Europa vor Wechselkursschwankungen schützen würden. Zwangsmaßnahmen von ausländischen Staaten, die Europa schwächen wollen, hätten weniger Auswirkungen.
Die Regierungen der Welt fürchten, dass sie von ihren Dollarreserven abgeschnitten werden und sind daher eher bereit, schlechte Geschäfte zu akzeptieren, wenn eine Drohung auf dem Tisch liegt. Europa könnte deutlich mächtiger werden, wenn sich mehr Länder auf den Euro als Reservewährung verlassen würden.
Wie könnte der Euro den Dollar überholen?
Lagarde nannte drei Schritte, die Europa unternehmen könnte, um den Euro zu stärken.
Erstens müsse Europa sicherstellen, dass seine geopolitische Grundlage solide ist und dass es über einen offenen Handel verfügt. Zu den Gefahren gehöre die politische Zersplitterung, da die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei Themen wie Migration, EU-Mitgliedschaft und Unterstützung der Ukraine uneins sind.
Lagarde forderte die Mitgliedstaaten auf, eine einheitliche Front zu bilden und der Stabilität Vorrang einzuräumen, um das Vertrauen der Investoren zu stärken. Vertrauen würde durch politische Stabilität und die Absenz von Korruption gewonnen.
Zweitens sagte Lagarde, Europa müsse für Investoren attraktiver werden, indem es die Hürden für Unternehmen bei der Beschaffung von Finanzmitteln oder bei der Börsennotierung abbaue.
Eine Vereinheitlichung der Vorschriften in den Mitgliedstaaten sei ebenfalls wichtig, um Zeit zu sparen, ebenso wie die Schaffung von Anreizen für langfristige Investitionen, wie z. B. Rentenreformen. Dies würde dazu führen, dass internationale Investoren mehr Geld in europäische Unternehmen investieren und Betriebe nach Europa bringen.
Drittens müsste die EU sicherstellen, dass sie über eine starke Verteidigung gegen Bedrohungen, auch aus anderen Ländern, verfügt. Dadruch könnte die Voraussetzung geschaffen werden, damit Investoren sich sicher fühlen, große Geldbeträge in eine stabile Region zu investieren.