Das Finanzministerium stoppt die Ausgabe von zwei Silbermünzen; gestiegene Metallpreise machten das Prägen unrentabel. Damit endet eine jahrzehntelange Tradition.
Deutschlands beliebte Silber-Sammlermünzen stecken in einer Existenzkrise.
Die Bundesbank bestätigte, dass zwei geplante Ausgaben, eine 25-Euro- und eine 20-Euro-Münze, vom Bundesfinanzministerium verschoben wurden. Grund ist der stark gestiegene Silberpreis.
Die erste, ursprünglich für November geplant, zeigt die „Heilige Drei Könige“. Die zweite, die für Januar vorgesehen war, trägt den Titel „125 Jahre Wuppertaler Schwebebahn“ und erinnert an ein Wahrzeichen deutscher Ingenieurskunst.
Obwohl Silber weniger stark gestiegen ist als Gold, ist es so teuer geworden, dass der Metallwert jeder Münze inzwischen über dem Nennwert liegt.
Seit Januar ist der Preis des Edelmetalls um rund 65 Prozent gestiegen. Das liegt zum Teil an der Nachfrage nach sicheren Anlagen in Zeiten geopolitischer Unsicherheit. Silber hat aber auch viele praktische Anwendungen. Vor allem die Industrie treibt so die Nachfrage. Zudem wird Silber wegen seiner hohen elektrischen Leitfähigkeit in vielen technischen Bereichen eingesetzt.
Sammlermünzen sind zwar gesetzliches Zahlungsmittel. Sie werden aber nicht zum Bezahlen verwendet und gelangen nicht in den Umlauf. Stattdessen verkauft man sie knapp über dem Nennwert. Das bringt einen ordentlichen Gewinn, den Ökonomen Prägegewinn oder Seigniorage nennen. Steigt der Silberpreis, schmilzt dieser Gewinn dahin.
Die Ankündigung bedeutet nicht, dass alle geplanten Gedenkausgaben gestrichen wurden. Das Finanzministerium teilt mit, dass künftige Ausgaben weiterhin im Prägeplan stehen. Dazu gehört eine 25-Euro-Münze zu Ehren von Elisabeth Schwarzhaupt, Deutschlands erste weibliche Bundesministerin, und eine weitere zur Feier von 150 Jahren Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth.
Die Behörden prüfen derzeit, ob eine Anpassung der Metalllegierung die Verluste bei den Münzen begrenzen könnte.
Deutschland gehört zu den wenigen Ländern der Eurozone, die noch gesetzliche Zahlungsmünzen aus reinem Silber ausgeben.
Jede Gedenkmünze erzählt eine Geschichte über deutsche Kultur, Geschichte und Erfindergeist. Die Münzen gelten als kleine, tragbare Museumsexponate. Frühere Ausgaben ehrten unter anderem Goethe, Albert Einstein und den in Deutschland geborenen Papst Benedikt XVI.
Der vorübergehende Stopp zeigt, wie Schwankungen auf den Rohstoffmärkten selbst langjährige Traditionen durcheinanderbringen können.