Ein Spenderherz aus Athen schlug während seiner über 1600 Kilometer langen Reise und sogar während der Implantation weiter. Das Turiner Molinette-Krankenhaus spricht von einer medizinischen Revolution.
Im Herz- und Lungentransplantationszentrum des Turiner Molinette-Krankenhauses ist eine medizinische Sensation gelungen: Ein Spenderherz aus Athen wurde nicht nur während des kompletten Transports, sondern auch während der Implantation im Empfänger durchgehend am Schlagen gehalten.
Die Transplantation, die nur wenige Tage nach dem Jahrestag der ersten Herzverpflanzung Italiens stattfand, gilt als bahnbrechend. Das Organ legte rund 1.600 Kilometer zurück, begann bereits vor Ort in Athen wieder selbstständig zu schlagen und hörte auch während der über acht Stunden dauernden Operation in Turin nie auf.
Nach Angaben der Klinik ist dieses Verfahren eine echte Revolution. Mit Hilfe einer speziellen Perfusionsmaschine konnte das Herz während aller Phasen der Transplantation, des Transports und der Implantation kontinuierlich durchblutet werden – ohne die sonst unvermeidliche Ischämie, also den schädlichen Blutunterbruch. Normalerweise darf ein Herz vor einer Transplantation höchstens vier Stunden ohne Durchblutung bleiben.
Wie das Herz transportiert wurde
Ein Spenderherz aus einem Krankenhaus in Athen wurde dem Nationalen Transplantationszentrum und dem regionalen Transplantationszentrum Piemont gemeldet und dem Molinette-Krankenhaus zugewiesen. Ein Entnahmeteam des Molinette-Krankenhauses - bestehend aus Dr. Erika Simonato, Dr. Matteo Marro, Professor Andrea Costamagna und Dr. Domitilla Di Lorenzo - reiste per Privatjet nach Griechenland. Um Mitternacht begann die Entnahme. Das Organ wurde direkt in eine Maschine gelegt, die es reanimierte und kontinuierlich durchblutete.
Noch in Athen begann das Herz in der Perfusionsmaschine wieder zu schlagen, und machte damit die Reise nach Turin an. Zeitgleich wurde dort ein 65-jähriger Patient mit schwerer postinfarktbedingter dilatativer Kardiomyopathie vorbereitet, der seit einem Jahr auf ein Spenderherz gewartet hatte.
In Turin schlug das Herz weitere sechs Stunden in der Maschine, bevor die Transplantation begann. Anders als üblich wurde das Spenderherz nicht gestoppt. Stattdessen schlossen die Chirurgen es direkt an den extrakorporalen Kreislauf des Patienten an, der ihn am Leben hielt. So konnte das Herz seine Durchblutung und seinen natürlichen Rhythmus beibehalten, auch nachdem es von der Transportmaschine getrennt wurde.
Das Team um Professor Massimo Boffini, Professor Antonino Loforte, Dr. Barbara Parrella und die Anästhesistin Dr. Rosetta Lobreglio setzte das schlagende Organ schließlich in die Herzbeutelhöhle des Patienten ein. Der Eingriff verlief komplikationsfrei, und der Patient konnte wenige Tage später von der Intensiv- auf die Normalstation der Herzchirurgie verlegt werden.
Laut Krankenhaus handelt es sich um einen bedeutenden Meilenstein für die Transplantationsmedizin. Das Verfahren eliminiert die Belastung des Organs vor der Implantation und eröffnet Möglichkeiten, die bisher als unerreichbar galten.