Traumjob zu vergeben: segeln lernen und gleichzeitig der Umwelt helfen

Mit Unterstützung von The European Commission
Traumjob zu vergeben: segeln lernen und gleichzeitig der Umwelt helfen
Copyright Thierry Winn/Euronews
Copyright Thierry Winn/Euronews
Von Denis Loctier
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der Ozean steht vor vielen Problemen, für die wir als Gesellschaft verantwortlich sind. Menschen in Europa finden neue Wege, um das öffentliche Bewusstsein dafür zu stärken und gleichzeitig Karrieremöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen.

Der Ozean steht vor vielen Problemen, für die wir als Gesellschaft verantwortlich sind. Enthusiast:innen in Europa und auf der ganzen Welt finden neue Wege, um das öffentliche Bewusstsein dafür zu stärken und gleichzeitig Karrieremöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, die bereit sind zu helfen. Darum geht es in dieser Ocean-Folge.

Schnorcheln mit Bildung auf Malta

Jedes Jahr besuchen Millionen Strandliebhaber Malta im Mittelmeer. Eine Gruppe von Schnorchler:innen in Qawra auf Malta ist nicht nur zum Spaß hier. "Heute feiern wir den Med Coast Day, unser schönes Mittelmeer. Wir werden einen geführten Schnorchelausflug machen", begrüßt die Referentin für Bildung des Malta National Aquarium die Teilnehmer:innen.

Sie nehmen an einer kostenlosen Tour des maltesischen Nationalaquariums teil und erfahren dabei etwas über das örtliche Meeresleben und seine Bedeutung für den Menschen. Wenn zum Schnorcheln noch ein wenig Bildung kommt, macht es doppelt so viel Spaß, ist die Devise.

"Mir persönlich gefällt dieses Gebiet sehr gut", sagt Thais Amaral vom Nationalaquarium. "Es gibt hier einige Stellen mit Posidonia oceanica, der wissenschaftliche Name für eine Art, die auch als Neptungras bekannt ist. Es wird die Lunge des Mittelmeers genannt. Es produziert eine Menge Sauerstoff und ist Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. Und nicht nur das, es verhindert auch die Erosion.",

Eine Teilnehmerin sagt, dass sie das erste Mal mit einem Guide schnorcheln war. "So wusste ich tatsächlich auch, was ich da sehe, anstatt nur rauszugehen und mir die Fische anzusehen." Außerdem wird auf der Tour auch etwas Müll eingesammelt, einige Haken, Plastiktüten, um eine Botschaft zu transportieren: Wenn wir Müll sehen, nehmen wir ihn mit.

Wir brauchen mehr Ozeankompetenz

Solche Aktionen zielen auf ein grundlegendes Problem ab: Die Öffentlichkeit scheint nicht genug über den Ozean zu wissen, um ihm helfen zu wollen. Laut Professor Alan Deidun, dem maltesischen Meeresbotschafter, sind die meisten Menschen emotional vom Meer entkoppelt, es erscheint groß und weit weg. Aber engagierte Kampagnen können helfen, diese Kluft zu überbrücken.

"Europa hat eine Strategie für blaues Wachstum, die darauf abzielt, mehr Wirtschaftstätigkeit aus dem Meer zu generieren. Aber wir müssen sicherstellen, dass das auf nachhaltige Weise geschieht. Und eine Möglichkeit ist, mehr Wissen über das Meer zu vermitteln, nicht nur für den normalen Bürger, sondern auch für die politischen Entscheidungsträger, denn Sie würden staunen, wie wenig einige von ihnen darüber wissen", so der maltesischen Botschafter für den Ozean Alan Deidun.

Die Förderung der Ozeankompetenz ist das Ziel der von der EU unterstützten European Ocean Coalition EU4Ocean. Sie bringt verschiedene Organisationen, Projekte und Menschen zusammen, die nach neuen Wegen suchen, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, Bildungsprogramme zu entwickeln, die Ozeankompetenz ganz oben auf die politische Agenda zu setzen und in die öffentliche Diskussion zu bringen.

Die wichtigste Lektion sei, die Menschen einzubeziehen und ihnen frühzeitig klar zu machen, was das Meer für unsere Lebensgrundlage und unsere Zukunft bedeutet, meint auch Maltas Umweltminister Aaron Farrugia. Der ehemalige EU-Kommissar für Umwelt, Maritimes und Fischerei Karmenu Vella fragt: "Wie kann es sein, dass wie nicht wissend genug sind und nicht engagiert genug, uns für das größte Gut des Planeten einzusetzen, von dem wir alle abhängen, Kinder, Studenten, Medienleute, Politiker, Entscheidungsträger, alle?

#MakeEUBlue - die Schönheit der Meere bewahren

Lokale Festivals wie die Küstentage sind eine Möglichkeit, die Menschen zu erreichen - vor allem Kinder, die gerne spielerisch etwas über marine Nahrungsketten lernen. Auf europäischer Ebene fördert EU4Ocean die Meereskompetenz in Schulen, unterstützt Jugendprojekte und bindet die breite Öffentlichkeit mit der Kampagne #MakeEUBlue ein.Ausstellungen in Museen, Kunstzentren und Aquarien können ebenfalls die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.

"Es gibt nichts auf der Welt, was Plastik tatsächlich zersetzt. Es wird zu kleinen, winzigen Partikeln, also zu Mikroplastik. Weil Fischernetze aus Plastik bestehen, bleiben sie für immer da, sie werden also ewig weiterfischen", so Thais Amaral vom Malta National Aquarium.

"Das Meer ist in Schwierigkeiten, und leider sind sich die Menschen dessen nicht bewusst. Eine der wichtigsten Botschaften, die Aquarien und Zoos meiner Meinung nach verbreiten sollten, ist die Sensibilisierung für das Meer. Man kann dort all die Schönheit sehen, die tollen Tiere. Gleichzeitig müssen wir aber auch etwas dafür tun, vor allem für die jüngeren Generationen. Man kann es lieben oder erstaunlich finden - wenn man nicht dafür kämpft, wird alles sehr, sehr bald vorbei sein."

Traumjob: Auf dem Meer segeln und gleichzeitig der Umwelt helfen

In Den Helder in den Niederlanden bietet ein soziales Unternehmen motivierten jungen Frauen und Männern eine maritime Karriere: haben die Möglichkeit, ein ganzes Jahr lang Segelerfahrung zu sammeln – und verdienen dabei noch ein Gehalt.

Der Sea Ranger Service wurde 2016 von dem niederländischen Naturschützer Wietse Van Der Werf gegründet. "Die maritime Industrie hat das Problem, junge Menschen, junge Talente zu finden. Wie können wir junge Menschen inspirieren und motivieren, sich für eine maritime Karriere zu entscheiden? Eine Möglichkeit ist, dass sie als Sea Ranger anfangen.”

Die Sea Ranger sind alle unter 30 Jahre alt und verbringen etwa die Hälfte jedes Monats an Bord. Ein Jahr lang lernen sie die Theorie - von der Seekartografie bis hin zur Bedienung von Motoren - während sie an Umweltschutzaufgaben auf See arbeiten. "Sie übernehmen alle Aufgaben, die mit der Forschung, dem Management und der Wiederherstellung der Natur auf See zu tun haben", so Wietse Van Der Werf.

"Mein Freund erzählte mir vom Sea Ranger Service und ich war begeistert. Das Team ist wirklich besonders, es fühlt sich schon ein bisschen wie eine Familie an. Und ich lerne eine Menge, denn Segeln war für mich völlig neu", berichtet die junge Sea Rangerin Nina Hubers.

Weil jedes Jahr nur wenige Plätze zur Verfügung stehen, ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine Herausforderung, ein Sea Ranger zu werden. Die Kandidat:innen müssen ein Bootcamp bestehen, das von Militärveteranen geleitet wird. Teambildung, persönliche Entwicklung und Überlebenstechniken stehen auf dem Programm.

Sea Ranger wollen expandieren, Jobs sollen in mehreren Ländern entstehen

Die Sea Ranger erbringen bezahlte Dienstleistungen für niederländische Behörden, sie vermessen Schutzgebiete oder nehmen Wasserproben, um den Zustand der Meere zu überwachen. Das Unternehmen hat sein Geschäftsmodell so aufgebaut, dass es nachhaltig ist, die Jugendarbeitslosigkeit verringert und gleichzeitig der Umwelt hilft. Es plant, mit einem Franchising-Modell international zu wachsen und will bis 2040 20.000 junge Menschen für eine Tätigkeit im maritimen Sektor ausbilden, wie CEO Wietse Van Der Werf erklärt.

"Menschen aus einigen Ländern, vor allem aus Frankreich, Spanien und Griechenland rund um das Mittelmeer, aber auch aus Estland, Finnland und Polen rund um die Ostsee, sagen: 'Hey, es gibt ein Modell, das hier möglicherweise etwas bewirken kann.' Wir führen mit einigen fortgeschrittene Gespräche, um zu sehen, ob wir das Modell dort umsetzen können.”

Das Meer steht vor wachsenden Herausforderungen - von der Verschmutzung über die Übernutzung der Ressourcen bis hin zum Klimawandel. Die Hoffnung ist, dass je mehr Menschen von diesen Problemen wissen, desto mehr werden sie die Dinge selbst in die Hand nehmen, um sie zu ändern.

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

Meereswirtschaft braucht Vielfalt und Veränderung