Welche Fischsorten kann man noch ohne Bedenken essen?

Fisch auf einem Markt in Kalifornien: Viele Sorten sind mit Schadstoffen belastet.
Fisch auf einem Markt in Kalifornien: Viele Sorten sind mit Schadstoffen belastet. Copyright Matt Rourke/AP
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Von Charlotte EltonAlexandra Leistner
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Viele Süßwasserfische enthalten eine große Menge sogenannter ewiger Chemikalien, die für den Menschen gesundheitsgefährdend sind. Welche man beim Verzehr vermeiden sollte und welche man essen kann, fasst unsere Redaktion Green zusammen.

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Wer nur einen einziger Süßwasserfisch aus in den USA wild gefischten Gewässern isst, nimmt möglicherweise die gleiche Menge an gefährlichen Chemikalien zu sich, wie wer einen Monat lang verseuchtes Trinkwasser trinkt.

Sogenannte "ewige Chemikalien" oder 'forever chemicals' - auch bekannt als PFA (Perfluoralkyl und Polyfluoralkylsubstanzen, darunter PFOS und PFOA) - sind gefährliche, nicht-natürliche Stoffe. Sie werden seit den 1940er Jahren von Menschen hergestellt und werden in etlichen Produkten, darunter in Kosmetika aber auch beispielsweise in Bratpfannen verwendet.

Sie zerfallen nur sehr langsam. Mitte 2022 war es Wissenschaftler:innen zum ersten Mal gelungen, ewige Chemikalien zu zerstören, um sie aus dem Kreislauf herauszunehmen.

Nach Angaben von Wissenschaftler:innen der Environmental Working Group (EWG) - einer gemeinnützigen Forschungsorganisation - nehmen Menschen, die Süßwasserfisch essen, sehr große Mengen dieser giftigen Chemikalien auf.

Zwar gibt es in der EU-Trinkwasserrichtlinie derzeit keine Grenzwerte für PFOS, PFOA oder andere PFAS, die europäischen Lebensmittelbehörde EFSA empfiehlt aber, wöchentlich eine Aufnahme von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht für die vier im menschlichen Blut überwiegenden PFAS nicht zu überschreiten.

Der Verzehr einer Portion Fisch entspricht nach Erkenntnis der EWG der Aufnahme von Wasser mit 48 Nanogramm pro Kilogramm PFOS für einen Monat.

"Menschen, die Süßwasserfische verzehren, insbesondere diejenigen, die regelmäßig Fisch fangen und essen, sind dem Risiko alarmierender PFAS-Konzentrationen in ihrem Körper ausgesetzt", so David Andrews, Ph.D., einer der Hauptautoren der Studie.

"Als ich aufwuchs, ging ich jede Woche angeln und aß diesen Fisch. Aber wenn ich jetzt Fisch sehe, denke ich nur noch an die PFAS-Kontamination".

Welche Fische enthalten 'ewige Chemikalien'?

Die Forscher analysierten Daten von mehr als 500 Proben von Fischfilets, die zwischen 2013 und 2015 in den USA gesammelt wurden.

Die Fischproben umfassen 44 verschiedene Arten, wobei Kanalwels, Kleinmaulbarsch, Großmaulbarsch, Gelbbarsch und Zander am häufigsten gemessen wurden.

Alle diese Arten enthielten gefährliche Mengen der mutmaßlich giftigen Substanzen.

Die Studie bezieht sich auf Fische aus US-Gewässern, es liegt jedoch nahe, dass auch europäischer Fisch belastet ist.

Was sind ewige Chemikalien?

Ewige Chemikalien bleiben mehr als 1.000 Jahre in der Umwelt. Sie bestehen aus miteinander verbundenen Kohlenstoff- und Fluoratomen - eine der stärksten chemischen Bindungen, die es gibt.

Solche Stoffe sind in der Umwelt kaum abbaubar. Aber wir können kontrollieren, was wir essen. In einer Studie aus dem Jahr 2021 wurden PFA im Regenwasser der meisten Orte der Erde gefunden, während eine frühere Analyse die giftigen Verbindungen in der Muttermilch nachwies.

Wissenschaftler haben die Chemikalien mit Fruchtbarkeitsproblemen, einem erhöhten Krebsrisiko und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern in Verbindung gebracht.

Sind PFAs in allen Fischen enthalten?

Die Studie ergab, dass Süßwasserfische bis zu 280 Mal mehr Chemikalien enthalten als kommerziell gefangene Salzwasserfische.

Die Autoren bezeichneten die Ergebnisse als "überwältigend" und "erschütternd".

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Die hohe Kontaminationsrate ist auch ein Problem für die Gerechtigkeit in Bezug auf die Umwelt, warnten die Forscher, da sie vor allem diejenigen bedroht, die es sich nicht leisten können, kommerziellen Fisch und Meeresfrüchte zu kaufen.

"Die Identifizierung der Quellen der PFAS-Belastung ist eine dringende Priorität für die öffentliche Gesundheit", sagte Tasha Stoiber, eine der Mitautorinnen der Studie.

Was können wir gegen PFAs tun?

Die Wissenschaftler:innen haben eine rasche Regulierung der PFA-Produktion gefordert.

Die Sicherheitsrichtlinien für diese Chemikalien wurden in den letzten 20 Jahren erheblich verschärft, als ihre Toxizität entdeckt wurde - viele sind millionenfach niedriger als in den frühen 2000er Jahren.

Letztes Jahr haben Investoren, die ein Vermögen von fast 8 Billionen Euro verwalten, die Chemieunternehmen aufgefordert, PFA schrittweise abzuschaffen. Denn das wachsende Bewusstsein für die Risiken giftiger Chemikalien hat eine Flut von Klagen ausgelöst, die die Chemieunternehmen bis zu 30 Milliarden US-Dollar (28,7 Milliarden Euro) kosten könnten.

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Welchen Fisch kann man aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit essen?

In einem von der Verbraucherzentrale herausgegebenen Ratgeber zum Fischverzehr werden unter anderem Hering, Flunder, Keta-Lachs und Scholle aus der Ostsee sowie Bonito Thunfisch als "gute Fische" bezeichnet, die heute noch bedenkenlos gegessen werden können.

Die volle Liste der deutschen Verbraucherzentrale gibt es hier.

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