Waldbrände in Griechenland: Unzählige Haustiere müssen evakuiert werden

Eine Frau gibt ihrem Pferd Wasser, während ihr Mann versucht, ein Feuer in der Nähe von Loutraki, 80 Kilometer westlich von Athen, zu löschen.
Eine Frau gibt ihrem Pferd Wasser, während ihr Mann versucht, ein Feuer in der Nähe von Loutraki, 80 Kilometer westlich von Athen, zu löschen. Copyright AP Photo/Petros Giannakouris
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Von Euronews Green
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Die griechischen Bürger:innen werden dringend gebeten, Pferde, Hunde und andere Tiere nicht den Waldbränden zu überlassen.

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Unzählige Haustiere, Nutztiere und Wildtiere sind den Waldbränden zum Opfer gefallen, die in Griechenland wüten.

Tierschutzorganisationen haben an die Menschen appelliert, ihre Tiere zu evakuieren. Das war in den am schlimmsten betroffenen Gebieten um Attika und Rhodos jedoch nicht immer möglich.

"Leider wissen wir bereits von Dutzenden von Tieren, die in Tierheimen verbrannt sind, und wir versuchen in Zusammenarbeit mit Freiwilligen und Rettungsgruppen, so viele Tiere wie möglich zu befreien", erklärte die Behörde für den Schutz von Haustieren in Griechenland auf Facebook.

"Jedes Leben hat einen Wert", fügte sie hinzu und forderte die Menschen, die vor den Bränden fliehen, auf, ihre Tiere mitzunehmen und sie "unter keinen Umständen" gefangen und angekettet zu lassen.

Pferde werden aus Ställen evakuiert

AP Photo/Thanassis Stavrakis
Ein Mann evakuiert ein Pferd aus einem Stall in einem Dorf in der Nähe von Athen am 18. July 2023.AP Photo/Thanassis Stavrakis

In Pounari, nordwestlich von Athen, spielten sich vergangenen Dienstag dramatische Szenen ab: Pferdehalter:innen brachten ihre Schützlinge aus der Gefahrenzone.

Die Behörden forderten die Bewohner:innen der nahe gelegenen Dörfer auf, ihre Häuser zu verlassen, als sich die Flammen näherten. Einigen gelang es, auch ihre Tiere zu retten.

"Wir sind auf dem Weg nach Mandra, wo es für die Familie sicher ist. Ich hoffe, dass Gott uns beisteht, mehr gibt es nicht zu sagen. Man kann die Bitterkeit in den Augen meiner Frau sehen", sagte der Anwohner Meletis Redoumis gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

"Ich will nur, dass es meiner Familie gut geht. Wir haben nur das Nötigste mitgenommen: Kleidung, Wasser, ein paar Sandwiches für die Kinder und Milch für das Baby. Wir sind sechs Personen, vier Kinder und zwei Erwachsene. Wir haben auch die beiden Hunde und die Vögel mitgenommen", erklärte er weiter.

Gerettete Tiere kommen in Notunterkünften unter

Im Südosten Attikas rief die Behörde für den Schutz von Haustieren in den Gebieten Kalyvia und Anavyssos dazu auf, Lastwagen auszuleihen, um Tiere aus Ställen und Tierheimen zu retten.

Hunde und Katzen werden in Galatsi, einem Vorort nördlich von Athen, aufgenommen, wo die Stadtverwaltung und die Tierschutzorganisation Dog's Voice in einem ehemaligen Steinbruch Platz für sie geschaffen haben. Pferde und andere Nutztiere werden in einem Tierheim in Polydendri untergebracht.

Unter der Telefonnummer 213 1364020 können Menschen Hilfe bei der Rettung und dem Transport von Tieren anfordern. Tierhalter:innen mit vielen Tieren wurden dazu aufgefordert, vorsorglich zu evakuieren und die Intensität und Geschwindigkeit der Brände nicht zu unterschätzen.

Jeder, der Tiere in Gefahr oder Not sieht, solle nach Möglichkeit helfen und wenn er nicht in der Lage dazu sei, solle er ihren genauen Standort notieren und die Behörden alarmieren, so die Tierrechtsorganisation PETA.

Hunde-Rettungszentrum bittet um Hilfe in der Hitze

Thanassis Stavrakis/AP
Ein Mann rettet am 18. Juli 2023 einen Hund vor einem Feuer in dem Dorf Pourani in der Nähe von Athen.Thanassis Stavrakis/AP

Tiere mit schweren Verletzungen, Verbrennungen oder Atemproblemen werden in ganz Attika bei Tierärzt:innen priorisiert behandelt, hieß es in einem Instagram-Post von Dog's Voice.

Die Versorgung der Tiere bei brütenden Temperaturen stellt eine eigene Herausforderung dar. Dog's Voice hat dazu aufgerufen, mehr Kühlmatten für die Hunde sowie Batterielampen und Netzschirme zu besorgen.

Einem Aufruf zur Beschaffung von Welpenfutter und anderen lebenswichtigen Dingen der Tierschutzorganisation wurde schnell von besorgten Einwohner:innen Folge geleistet. Sie wurden gebeten, die Social-Media-Kanäle der Organisation im Auge zu behalten, um sich über neue Spendenaufrufe zu informieren.

Wieso kommt es zu so vielen Waldbränden?

Brände sind in Griechenland keine Seltenheit, aber heißere, trockenere und windige Sommer haben das Mittelmeer in den letzten Jahren zu einem Hotspot für Waldbrände gemacht.

Neben der zunehmenden Anfälligkeit der Region für die Folgen des Klimawandels weisen Expert:innen auf den sich verschlechternden Zustand der Wälder als einen Faktor für heftigere Waldbrände hin.

Climate Home News hat bereits darüber berichtet, wie Veränderungen in der Bewirtschaftung der Aleppo-Kiefern - die einst wegen ihres Harzes intensiv genutzt wurden - die Wälder von Attika in "Brandbomben" verwandelt haben. Seit die Aleppo-Kiefern nicht mehr intensiv bewirtschaftet werden, werden sie auch nicht mehr gepflegt. Um sie herum wächst enorm leicht entzündbares Strauchwerk, dass bei einem Waldbrand das Feuer rasant vermehrt.

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Genau wie in Spanien, Portugal und Italien kann der Wechsel von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft - wo Familien das Land bewirtschaften und schützen - zu Großbetrieben eine Form der Brandgefahr darstellen. Werden weniger produktive Waldgebiete von Großbetrieben aus Gründen der Kosteneffizienz nicht mehr bewirtschaftet und gepflegt, können sie - ähnlich wie die Aleppo-Kiefer - zu einer großen Brandgefahr werden.

"Als Teil der globalen Antwort auf die Klimakrise müssen die Regierungen die Regenerierung der Wälder verbessern, denn sobald Monokulturen und feuergefährdete Wälder zu brennen beginnen, stößt jede Maßnahme zum Schutz vor Waldbränden an ihre Grenzen", sagt Pieter Van Midwoud, Chief Tree Planting Officer von Ecosia.

"Angesichts der Tatsache, dass regelmäßige, verheerende Waldbrände jetzt vor unserer Haustür in Europa stattfinden, müssen wir mehr tun, um sicherzustellen, dass unsere Wälder widerstandsfähiger gegen Brände sind, mit einer Vegetation, die den Bodenmustern folgt und vielfältige, natürliche Arten enthält."

Die Massentierhaltung befeuert Waldbrände

PETA sieht eine Verbindung zwischen klimabedingten Waldbränden und der Tierhaltung.

"Wo Rauch ist, ist auch Feuer, und in diesem Fall sollte niemand ignorieren, wie die Treibhausgasemissionen der Tierhaltung die Klimakatastrophe anheizen und Bedingungen schaffen, die die Ausbreitung von Waldbränden begünstigen", so Elisa Allen, PETAs Vizepräsidentin in Großbritannien, gegenüber Euronews Green.

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"PETA fordert jeden auf, persönliche Verantwortung für die beispiellose Hitzewelle zu übernehmen, die Griechenland und andere europäische Länder heimsucht, indem wir Tiere von unseren Tellern fernhalten und uns für planetenfreundliche vegane Lebensmittel entscheiden, die den Himmel sauber halten."

Weitere Quellen • Reuters

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