Neue Flugdaten tragen zu der ohnehin schon zweifelhaften Atmosphäre rund um den Klimagipfel in Aserbaischan bei.
Privatjets lassen Teilnehmer der UN-Klimakonferenz nicht unbedingt gut aussehen, aber sie haben sich einmal mehr als beliebtes Reisemittel zur COP29 erwiesen.
Nach Angaben der Website FlightRadar24, die Flugzeuge verfolgt, landeten in der Woche vor der COP29 65 Privatjets in Baku. Davon kamen 45 am Sonntag und Montag zu Beginn des Gipfels an.
Das sind doppelt so viele Jets wie in der gleichen Woche des vergangenen Jahres: Damals landeten 32 Privatjets auf dem internationalen Flughafen von Baku.
"Für CEOs, die behaupten, sich um die Bewältigung der Klimakrise zu kümmern, ist die Anreise im Privatjet ein Zeichen eklatanter Heuchelei", sagte Alethea Warrington, Leiterin der Abteilung Energie, Luftfahrt und Wärme bei der Klimaschutzorganisation Possible, der britischen Zeitung Times.
"Reisen mit Privatjets sind eine horrende Verschwendung des knappen verbleibenden Kohlenstoffbudgets der Welt, da jede Reise in wenigen Stunden mehr Emissionen verursacht, als ein durchschnittlicher Mensch auf der Welt in einem ganzen Jahr ausstößt."
Einige Kommentatoren haben darauf hingewiesen, dass es triftige Gründe gibt, warum Staatsoberhäupter wie der britische Premierminister Keir Starmer kommerzielle Flüge meiden. Gleichzeitig produzieren Privatjets allerdings pro Passagier 10 Mal mehr Kohlenstoff als kommerzielle Flüge - ein Luxus, den sich die Welt nicht leisten kann.
Die Privatjets tragen zur ohnehin fragwürdigen Atmosphäre rund um den Klimagipfel bei. Dieser findet dieses Jahr im ölreichen Aserbaidschan statt und es sind über 1.700 Lobbyisten fossiler Brennstoffe anwesend.
Wie ist die Nutzung von Privatjets auf der COP29 im Vergleich zu den Vorjahren?
Für die diesjährige Konferenz haben sich etwa 67.000 Personen angemeldet, während für die COP28 im Vorjahr satte 83.000 Teilnehmer zugelassen wurden.
Im Zusammenhang mit der COP28 in Dubai gab es 644 Privatflüge, die rund 4.800 Tonnen CO₂ ausstießen.
"Die Zahl der Ankünfte mit Privatjets, die wir bei der COP29 sehen, macht deutlich, wie heuchlerisch es ist, einen Privatjet zu benutzen und gleichzeitig zu behaupten, den Klimawandel zu bekämpfen, vor allem in Hinsicht zu unseren Diskussionen um Ungleicheit", kommentiert Denise Auclair von der Travel Smart Campaign, die sich für die Reduzierung von Flugreisen in Unternehmen einsetzt.
"Ein Manager, der einen Langstrecken-Privatflug unternimmt, verbraucht mehr CO₂ als mehrere normale Menschen in einem ganzen Jahr."
Sind die COP-Organisatoren gegenüber den Reichen zu freundlich?
Einem elitären Publikum entgegenzukommen und gleichzeitig glaubwürdig zu bleiben, hat sich für die COP-Organisatoren als schwierige Herausforderung erwiesen.
Bei der COP26 im Jahr 2021 wurde den britischen Organisatoren von Klimaaktivisten vorgeworfen, sie hätten sich bei den Reichen "eingeschmeichelt", indem sie zwei exklusive Privatjet-Flughäfen in einen Reiseführer für ausländische Delegierte aufnahmen.
Schätzungsweise 60 Prozent der Treibhausgasemissionen der COP26 wurden auf den internationalen Reiseverkehr zurückgeführt. Um die Auswirkungen zu verdeutlichen, haben Forscher des University College London (UCL) ein Tool entwickelt, mit dem man den CO2-Fußabdruck einer Reise nach Baku berechnen kann.
Da die Landgrenze zwischen Georgien und Aserbaidschan geschlossen ist, war es praktisch unmöglich, ohne Flug zum Gipfel zu reisen.
Ein Trio von Nachhaltigkeitsaktivisten aus dem Vereinigten Königreich ist jedoch mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie haben sich auf eine zweiwöchige Überland-Odyssee begeben, bei der 15 Züge und drei Busse zum Einsatz kamen.