Wie leben Polarforscher in der Antarktis? Wir nehmen Sie mit auf eine virtuelle Reise zu einer antarktischen Forschungsstation.
Wäre da nicht die COVID-19-Pandemie, wäre jetzt Hochsaison auf der ukrainischen Vernadsky-Forschungsbasis vor der Westküste der Antarktis.
Während der Sommersaison, von Dezember bis März, kommen rund 5.000 Touristen dorthin, die meisten von ihnen im Rahmen von Antarktis-Kreuzfahrten.
Wir nehmen Sie mit auf eine virtuelle Reise zu dieser antarktischen Forschungsstation.
Wie verbringen die Menschen am anderen Ende der Welt ihre Zeit? Was erforschen sie? Was machen sie in ihrer Freizeit? Wie halten sie sich warm? Und warum tragen sie einmal in der Woche einen Smoking?
Die Geschichte der Station und ihr Team
Die Forschungsstation, die auf der argentinischen Galindez-Insel im Wilhelm-Archipel stationiert ist, hieß ursprünglich Faraday-Station. Diesen Namen erhielt sie von den Briten, die sie 1947 gründeten. Fast 50 Jahre später, im Jahr 1996, wurde sie an die Ukraine übergeben. In diesem Monat feierte die Mission ihr 25-jähriges Bestehen.
Das ganze Jahr über ist ein Polarforschungsteam auf der Basis, mit derzeit 11 Teammitgliedern an Bord, darunter Geophysiker, Biologen und Hydrometeorologen.
Forschungsarbeit
Der Biologe der Station, Oleksandr Salhanski, erklärt, woran sie gerade arbeiten: "Der Fokus unserer aktuellen Forschung liegt auf den Pinguinkolonien und der Biodiversität der umliegenden Inseln. Die Bakterien und das Plankton geben den Wissenschaftlern Aufschluss über den Klimawandel."
Das Team beobachtet Meeressäuger und Vögel und untersucht deren Fressverhalten, aber auch die Ernährung der Fische. Der Einfluss von Seelöwen und Pinguinen auf die lokale Flora steht ebenfalls auf Oleksandrs Agenda.
Auch die fotografische Identifizierung von Arten wird für die Forschung und Katalogisierung durchgeführt.
"Die Antarktis ist der einzige Kontinent, der nicht anthropologisch beeinflusst wurde und so ursprünglich geblieben ist, wie er vor Millionen von Jahren war. Wenn wir seine Geschichte studieren, könnten wir die Schlüssel für unsere Zukunft finden", sagt der Leiter der 25. Antarktis-Expedition, der Geophysiker Yurii Otruba.
"Zum Beispiel", fährt er fort. "Die Eisberge und Gletscher der Antarktis beeinflussen das Klima des gesamten Planeten. Wir untersuchen das Ozonloch, wir beobachten den nahen Weltraum, die Ionosphäre, führen einige meteorologische und glaziologische Studien durch."
Wenn sie nicht forschen, müssen die Polarforscher dafür sorgen, dass ihre Ausbildung in Sachen Brandschutz und Überleben bei extremem Wetter auf dem neuesten Stand ist.
Freizeit, Essen und Traditionen
Um das Team in der Freizeit zu unterhalten, verfügt die Station über eine Bar, einen Billardtisch und eine Bibliothek. Früher konnten Touristen von der Basis aus Postkarten verschicken. Doch derzeit ist die Station nur über das Internet mit der Außenwelt verbunden.
Das Team bringt Lebensmittelvorräte für ein Jahr mit auf die Station. Sie nennen ihren Speiseplan "kontinental" und ähnlich dem, was sie zu Hause in der Ukraine essen würden. Haferbrei, Suppe, Omeletts, Steak und Fisch gehören zu ihren Lieblingsgerichten. Milchprodukte wie Käse, Joghurt und saure Sahne werden mit getrockneter Milch aufgeschlagen.
Da die Schiffswege in den Wintermonaten durch Eis blockiert sind, stehen frisches Obst und Gemüse von Oktober bis Mitte Februar nicht auf dem Speiseplan. Dann kommen einige Leckereien mit der Sommerexpedition, das sich dem Hauptteam für ein paar Monate anschließt.
Jeden Samstagabend kleidet sich das Team in Abendkleider und Anzüge, eine Tradition, die von den ehemaligen britischen Besatzern begründet wurde.
Wetter
Derzeit ist es Sommer auf der Forschungsstation, wenn sich die Temperaturen zwischen ein paar Grad unter bis ein paar Grad über Null bewegen, erzählt uns der Hydrometeorologe Ihor Artemenko. Im Winter können die Temperaturen bis auf -25°C fallen, tendieren aber im Durchschnitt zu -5°C und -15°C.
Die Luftfeuchtigkeit kann 100 Prozent erreichen, und es regnet oder schneit hier 270 Tage im Jahr. Derzeit liegt der Schnee 140 cm tief. Der Wind kann Geschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometer erreichen.