Künstler lehnt Fotografiepreis ab, weil sein Bild mit künstlicher Intelligenz geschaffen wurde

Dieses KI-Kunstwerk des Fotografen Boris Eldagsen hat den Fotowettbewerb von Sony gewonnen - der Künstler hat den Preis abgelehnt
Dieses KI-Kunstwerk des Fotografen Boris Eldagsen hat den Fotowettbewerb von Sony gewonnen - der Künstler hat den Preis abgelehnt Copyright Photo Edition Berlin - Boris Eldagsen
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Von David Mouriquand
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Deutscher Fotograf lehnt Preis ab: "Ich will die Debatte um KI-generierte Kunst beschleunigen"

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Ein Beitrag zu den Sony World Photography Awards der World Photography Organization hat eine neue Kontroverse über das Thema KI-generierte Kunst ausgelöst.

Der deutsche Fotograf Boris Eldagsen reichte sein Werk "The Electrician" für den Kunstwettbewerb ein. Und siehe da - er gewann den 1. Preis in der Kategorie 'Kreativ'.

Das Bild wurde jedoch von Künstlicher Intelligenz mit Hilfe von DALL-E 2 generiert. Eldagsen wollte ein Zeichen setzen und entschied sich, den Preis abzulehnen, weil sein Bild kein echtes Foto ist.

Er erklärte, er wolle testen, ob "die Wettbewerbe auf KI-Bilder vorbereitet sind. Das sind sie nicht".

"Durch die Teilnahme an offenen Ausschreibungen möchte ich erreichen, dass sich die Organisatoren des Wettbewerbs dieses Unterschieds bewusst werden und separate Wettbewerbe für KI-generierte Bilder einrichten", so Eldagsen.

"KI-Bilder und Fotografie sollten bei einem Award wie diesem nicht miteinander konkurrieren. Es handelt sich um zwei verschiedene Dinge. KI ist nicht Fotografie", schrieb Eldagsen auf seiner Website. "Deshalb werde ich den Preis nicht annehmen."

"Mit meiner Ablehnung des Preises hoffe ich, diese Debatte zu beschleunigen."

Ein Tweet mit dem Bild in voller Größe

Sein Foto "The Electrician" zeigt zwei Frauen in einem körnigen Sepiaton, der dem Bild einen Stil der 1940er Jahre verleiht. Das Werk entstand in Zusammenarbeit mit einer KI, die von Eldagsen verwendet wird. Auf seiner Website bezeichnet er sich als "Fotomedienkünstler".

"Der Elektriker" ist Teil einer Serie von Eldagsen, die er "Pseudomnesia" nennt, lateinisch für "gefälschte Erinnerung". Bei den Bildern handelt es sich um "gefälschte Erinnerungen an eine Vergangenheit, die es nie gab und die niemand fotografiert hat" und die durch eine zwanzig- bis vierzigfache Bearbeitung mit KI-Bildgeneratoren entstanden sind, so Eldagsen auf seiner Website.

"Ich fotografiere seit 1989 und bin seit 2000 Fotomedienkünstler. Nach zwei Jahrzehnten der Fotografie hat sich mein künstlerischer Schwerpunkt auf die Erforschung der kreativen Möglichkeiten von KI-Generatoren verlagert", schreibt Eldagsen auf seiner Website. "Die von SWPA ausgewählte Arbeit ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Souffleurtechnik, Inpainting und Outpainting, das auf meinem reichen fotografischen Wissen beruht. Für mich ist die Arbeit mit KI-Bildgeneratoren eine Co-Kreation, bei der ich der Regisseur bin. Es geht nicht darum, einen Knopf zu drücken 'und fertig ist der Lack'."

Photo Edition Berlin - Boris Eldagsen
Boris Eldagsen neben seinem mit DALL-E 2 erzeugten Bild The Electrician.Photo Edition Berlin - Boris Eldagsen

KI-Bilderzeugungs-Websites wie DALL-E, Midjourney und Stable Diffusion sind schwer im Kommen. In ihren Eingabeaufforderungen können Nutzer die Seiten bitten, Kunstwerke im Stil eines bestimmten Künstlers oder Bilder von Ereignissen zu erstellen, die nie stattgefunden haben - was zu sogenannten “Deep Fake Images”, aber auch zu einer bahnbrechend kreativen Bearbeitung bestehender Bilder führen kann.

Eldagsens Sieg war umstritten, denn Kolleg:innen kritisierten, dass ein Bild, das ohne Kamera erstellt wurde, den wichtigsten Fotopreis vor echten Fotografien gewinnen konnte.

Die Weltfotografenorganisation hat sich bisher nicht zum Thema geäußert.

Die Gewinner:innen und die in die engere Wahl gekommenen Bilder der diesjährigen Sony World Photography Awards sind bis zum 1. Mai 2023 im Somerset House in London zu sehen.

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