Italien wird Russlands Corona-Impfstoff Sputnik V herstellen, als erstes EU-Land

Sputnik V wird auf dem internationalen Flughafen Imam Khomeini in Teheran entladen, 04.02.2021
Sputnik V wird auf dem internationalen Flughafen Imam Khomeini in Teheran entladen, 04.02.2021 Copyright Saeed Kaari/IKAC via AP, File
Von Cornelia Trefflich mit AP
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Ab dem Sommer geht es los mit der Produktion von Sputnik V in Italien. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten Vertreter der italienisch-russischen Handelskammer.

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Sputnik V, der russische Corona-Impfstoff, wird von Juli 2021 in Italien produziert. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten die beiden Länder, wie die italienisch-russische Handelskammer (Camera di Commercio Italo-Russa, CCIR) an diesem Dienstag bekannt gab. Es ist der erste Vertrag dieser Art in der EU.

Adienne, eine italienische Tochter eines Schweizer Pharmakonzerns und Kirill Dmitrijew, Chef des Direktinvestmentfonds (RDIF), unterzeichneten die Vereinbarung, die vorsieht, 10 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs in Italien herzustellen. Finanzielle Einzelheiten des Vertrags wurden nicht bekannt gegeben. 

Russlands Impfstoff hat in der EU noch keine Zulassung beantragt, allerdings prüft die Europäische Arzneimittelbehörde EMA derzeit in einem "beschleunigten Prüfverfahren" die Wirksamkeit des Impfstoffs. Die Experten wenden dafür das sogenannte "Rolling-Review-Verfahren" an, bei dem die bereits vorliegenden Ergebnisse geprüft werden, wenn noch nicht alle Tests abgeschlossen sind.

Sputnik V für immer mehr europäische Länder interessant

Die EU wurde für ihr langwieriges Zulassungsverfahren kritisiert, und einige EU-Länder hatten im Alleingang beschlossen, nicht auf die Zulassung durch die EMA zu warten. Ungarn war das erste EU-Land, das Sputnik V im letzten Monat zur Verwendung zugelassen hat, während die Slowakei in der vergangenen Woche einen Vertrag über den Erwerb von 2 Millionen Sputnik V-Dosen bekannt gab. Das Land hat bereits eine erste Lieferung von 200.000 Dosen erhalten. 

In Westeuropa ist die Skepsis gegenüber dem russischen Impfstoff groß. Dieser war in Russland noch vor Abschluss der dritten Phase der klinischen Studien zugelassen worden. Inzwischen gibt es auch aussagekräftige Daten zur hohen Wirksamkeit des Impfstoffs, die in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wurden. 

Da Corona-Impfstoffe derzeit Mangelware sind, befürworten einige Experten den verstärkten Einsatz von chinesischen und russischen Impfstoff weltweit. Andere befürchten, dass Russlands Vorstoß, seinen Impfstoff in die ganze Welt zu exportieren, von politischen Interessen geleitet wird.

Die EU-Kommission sieht derzeit keinen Ankauf von Sputnik V vor und verlässt sich stattdessen auf bereits getroffene Vereinbarungen mit anderen, westlichen Herstellern. Allerdings haben die EU-Mitgliedsstaaten das Recht, separate Vereinbarungen zu treffen, solange sie nicht mit den bisher getroffenen Vereinbarungen der Kommission für 2 Milliarden Dosen in Konkurrenz stehen.

Italien offen für den Einsatz von Sputnik V

Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza zeigte sich offen für die Einführung des russischen Impfstoffs in Italien, sollte er von den Behörden eine Genehmigung erhalten. Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hat zugesichert, die Impfkampagne im Land zu beschleunigen. Die Ausbreitung der Corona-Varianten hatte das Gesundheitssystem erneut an die Belastungsgrenze gebracht. Derzeit sind noch nicht mal 3 Prozent der italienischen Bevölkerung geimpft. 

Der russische Direktinvestmentfonds (RDIF), der den Impfstoff finanziert und im Ausland vermarktet, hat mitgeteilt, dass Sputnik V bald in mehreren Ländern hergestellt wird, darunter Indien, Südkorea, Brasilien, China, die Türkei, den Iran sowie Belarus und Kasachstan.

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