Invasive Arten bedrohen Fischfang: Wie resilient ist der Bodensee?

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Von Aurora VelezSabine Sans
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Die enge Zusammenarbeit von sieben Forschungseinrichtungen trägt dazu bei, wichtige Fragen hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit des Bodensees, potenzieller Veränderungen von Ökosystemleistungen zu beantworten, sowie zukünftige Probleme evaluieren zu können.

Das Interreg-Projekt"SeeWandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen" untersucht den Einfluss von Nährstoffrückgang, Klimawandel, gebietsfremder Arten und anderer Stressfaktoren auf das Ökosystem Bodensee, seine Biodiversität und Funktionsweise, sowie die menschliche Nutzung am See. Die enge Zusammenarbeit von sieben Forschungseinrichtungen trägt dazu bei, wichtige Fragen hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit des Bodensees, potenzieller Veränderungen von Ökosystemleistungen zu beantworten, sowie zukünftige Probleme evaluieren zu können. SeeWandel schafft Basiswissen, auf dessen Grundlage wissenschaftlich fundierte Entscheidungen seitens der Wasserwirtschaft und der Politik über die Zukunft des Bodensees getroffen werden können.

Seit 30 Jahren fischt Reto Leuch im Bodensee. Doch seit einiger Zeit gehen dem Schweizer Fischer immer weniger Barsche und andere Speisefische ins Netz. Die einheimischen werden von invasiven Arten wie dem Stichling und der Quagga-Muschel verdrängt. Die Fischerei im See ist bedroht. 

"Das größte Problem mit den invasiven neuen Arten ist, dass sie Nahrungskonkurrenten zu den einheimischen Arten sind. Es ist sehr erschreckend", meint Reto Leuch, Präsident des schweizerischen Berufsfischerverbandes. "Von der Fischerei kann man nicht mehr leben. Das ist nur noch Nebenerwerb, was wir hier machen, mit diesen Fängen kann man keine Familie ernähren."

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Reto Leuch, Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverbandeseuronews

Der Bodensee wird von deutschen, österreichischen und Schweizer Wissenschaftlern untersucht. Am Forschungsinstitut Eawag in der Nähe von Zürich misst man die Populationen invasiver Arten und gleicht die Daten ab, um ihre Auswirkungen auf das Ökosystem zu verstehen. Es gibt 37 Arten von invasiven Tieren und Pflanzen. Silvan Rossbacher arbeitet mit der Quagga-Muschel, einer in der Ukraine heimischen Art – wie ist sie in den Bodensee gekommen?

"Wir gehen davon aus, dass sie mit Frachtschiffen über den Rhein-Donau-Kanal in den See gekommen ist", antwortet der Wissenschaftler. "In den am stärksten befallenen Zonen gibt es etwa 30.000 Muscheln pro Quadratmeter, das ist ziemlich viel. Wir haben heute eine Probe vom Grund des Sees genommen. Wir haben Muscheln gesammelt, sie ins Labor gebracht, sie gemessen und gezählt."

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Silvan Rossbacher arbeitet mit der Quagga-Muschel,euronews

Fakten & Zahlen

Das SeeWandel-Gesamtbudget beträgt 5.666.477 Millionen Euro, davon kommen 2.248.708 Millionen Euro von der europäischen Kohäsionspolitik. Am Projekt "SeeWandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen" sind 7 Forschungsinstitute aus den drei Anrainerstaaten beteiligt.

Das Ökosystem Bodensee verändert sich

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SeeWandel-Projektleiter Piet Spaakeuronews

Die invasiven Arten vermehren sich sehr schnell. Stichlinge machen nach Angaben des Projektleiters inzwischen 90 Prozent der Fische im See aus: "Für den Bodensee ist es jetzt zu spät", meint Piet Spaak. "Die Messungen wurden zu spät durchgeführt. Jeder kann helfen. Jeder, der auf dem Bodensee mit seinem Boot oder Schlauchboot unterwegs ist, sollte es danach reinigen. Man sollte darauf achten, dass man keine Quagga-Muscheln oder ihre Larven von einem See zum anderen transportiert."

Die invasiven Muscheln filtern das Wasser. Es ist klar und von guter Qualität. Mit einer Fläche von 536 Quadratkilometern ist der Bodensee ein Trinkwasserreservoir und eines der wichtigsten Tourismus-Ziele in Mitteleuropa.

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