Angehörige der Opfer des Zugunglücks von 2023 in Tempi kritisieren die Ernennung des Griechen Apostolos Tzitzikostas zum EU-Verkehrskommissar. Sie sehen darin einen Interessenkonflikt, da die Untersuchung des Unfalls noch läuft.
Die Nominierung des Griechen Apostolos Tzitzikostas als EU-Verkehrskommissar hat im eigenen Land für heftige Kritik gesorgt - vor allem bei den Angehörigen der Opfer des verheerenden Zugunglücks von 2023.
Bei einem Zugunglück, welches sich im Februar 2023 in Tempi ereignete, kamen 57 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen waren Universitätsstudenten.
Seitdem werfen die Angehörigen der Opfer der griechischen Regierung vor, den Vorfall und Versäumnisse der Regierung zu vertuschen. Der Fall wird derzeit von der Justiz untersucht.
Die Opfervereinigung "Tempi 2023" hat ihre Bedenken hinsichtlich der Vergabe des Verkehrskommissariats an Griechenland in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, geäußert.
Sie kritisieren, dass einem griechischen Politiker die Leitung eines wichtigen EU-Amtes anvertraut werden soll, während in Griechenland noch ein Gerichtsverfahren läuft, bei dem die Vertrauenswürdigkeit der Regierung, vor allem im Verkehrssektor, infrage gestellt wird.
Auch andere griechische Nominierten stehen in der Kritik
Apostolos Tzitzikostas, der enge Verbindungen zu dem konservativen griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat, soll für dieses Amt nominiert sein.
Doch auch die Wahl der griechischen Europaabgeordneten Eliza Vozemberg zur Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im EU-Parlament steht in der Kritik.
Die Präsidentin der Opfervereinigung, Maria Karistianou, deren 20-jährige Tochter bei dem Zugunglück ums Leben kam, betont, dass diese Entscheidungen vor allem dazu dienen könnten, die Verantwortung für die Tragödie zu verschleiern.
"Es ist völlig unangemessen, dass Mitglieder der Regierungspartei in diesen Schlüsselpositionen sitzen, während der Fall noch vor Gericht verhandelt wird. Es besteht ein klarer Interessenkonflikt", sagte Karistianou gegenüber Euronews.
Sie fügte hinzu, dass das Vertrauen in die griechische Justiz erschüttert sei. "In Griechenland herrscht keine echte Rechtsstaatlichkeit. Die Menschen haben kein Vertrauen in die Justiz. Wir hoffen, dass der Fall Tempi der Beginn einer Veränderung sein wird."
Eliza Vozemberg wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass sie und Tzitzikostas keine Rolle bei einer möglichen Vertuschung spielen würden. "Es gibt eine unabhängige Justiz in unserem Land", sagte Vozemberg gegenüber Euronews.
Die Anhörungen der designierten EU-Kommissare beginnen am 4. November im Europäischen Parlament.