An diesem Sonntag findet in Litauen die erste Runde der Parlamentswahl statt. Und die regierenden Konservativen könnten abgelöst werden.
Im Baltikum-Land Litauen findet an diesem Sonntag die erste Runde der Parlamentswahlen statt. Die Wahllokale waren schon ab 6 Uhr morgens geöffnet.
Rund 2,4 Millionen Wahlberechtigte waren an die Urnen gerufen und sollten in zwei Wahlgängen 141 Abgeordnete aus einem breiten politischen Spektrum von 2 400 Kandidaten für eine vierjährige Amtszeit in den Seimas - wie das Parlament in Vilnius genannt wird - wählen.
Die Ergebnisse sollten am Montag bekannt gegeben.
Die zweite Runde - als Stichwahl - ist für den 27. Oktober angesetzt.
Partei der Regierungschefin in Umfragen nur auf Platz 3
In den Umfragen vor der ersten Runde der Parlamentswahl lag die konservative Vaterlandsunion von Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte nur auf Platz 3. Deutlich hinter der sozialdemokratischen und einer nationalistischen Partei.
Litauen verzeichnet zwar jährlich zweistellige Einkommenszuwächse und hat eine der niedrigsten Inflationsraten in der EU - aber viele Wähler scheinen davon nicht beeindruckt zu sein.
"Es gibt viel Enttäuschung und Unzufriedenheit unter den Wählern", sagt Rima Urbonaitė, eine politische Analystin an der Mykolas Romeris Universität in Vilnius.
"Sie hängt mit zahlreichen Krisen und Schocks zusammen und kann nicht durch wirtschaftliche Faktoren wie eine positive Entwicklung der Kaufkraft kompensiert werden."
Šimonytė wegen Corona und Migrationspolitik in der Kritik
Šimonytė ist wegen der strengen Maßnahmen während der Corona-Pandemie in die Kritik geraten. Viele beschweren sich, dass ihre Regierung nicht genug getan hat, um Unternehmen während der Lockdowns zu unterstützen. Andere kritisieren, Tausende hätten keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten gehabt.
Zudem steht Šimonytė auch wegen ihres Umgangs mit der Migration über die Grenze zu Belarus in der Kritik.
Die neu zugelassene Partei Nemuno Aušra, die von dem rechtsgerichteten Politiker Remigijus Žemaitaitis gegründet wurde, der Anfang des Jahres wegen antisemitischer Äußerungen angeklagt wurde, kann den Umfragen zufolge Wähler hinzugewinnen.
Wenn keine Partei mehr als 20 % der Stimmen erhält, müssen Regierungsbündnisse gebildet werden.
Bringt ein Wechsel nach Links Änderungen mit sich?
Analysten zufolge würde ein Linksruck keine wesentlichen Änderungen in der Außenpolitik Litauens mit sich bringen, das im Westen auch an die russische Exklave Kaliningrad grenzt.
Die Abstimmung findet jedoch zu einer Zeit statt, in der Russlands Angriffskrieg in der Ukraine die Ängste vor den Absichten Moskaus, insbesondere in der strategisch wichtigen baltischen Region, schürt.