Betriebsrat und Gewerkschaft machen mobil. Die zweistündigen Arbeitsniederlegungen betrafen unter anderem das Stammwerk des Unternehmens in Wolfsburg.
Die Beschäftigten von Volkswagen haben am Montag in neun Werken in ganz Deutschland mit zweistündigen Streiks gegen die geplanten Lohnkürzungen und Werksschließungen protestiert. Das Unternehmen hält die Maßnahmen für notwendig erachtet, um auf dem rückläufigen europäischen Automarkt bestehen zu können.
Auch das Stammwerk in Wolfsburg ist offenbar in Gefahr.
Trillerpfeifen und Rufe ertönten in Wolfsburg, berichtet Euronews-Korrespondentin Liv Stroud:
"Zehntausende VW-Beschäftigte haben sich in ganz Deutschland an den Warnstreiks beteiligt, nachdem die Gespräche zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft zu keiner Einigung geführt haben.
VW plant die Schließung von mindestens drei Werken, den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen und Lohnkürzungen von 10 %.
Das Unternehmen macht steigende Löhne, einen Mangel an Rohstoffen und einen schleppenden Übergang zu Elektrofahrzeugen dafür verantwortlich.
Angesichts der vorgezogenen Neuwahlen im Februar und der Tatsache, dass die Autoindustrie ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist, scheint es mehr als wahrscheinlich, dass das Land für einen Führungswechsel stimmen wird."
Management besteht auf Kostensenkungsmaßnahmen
Volkswagen argumentiert, dass es die Kosten in Deutschland auf ein Niveau der Konkurrenten sowie der Volkswagenwerke in Osteuropa und Südamerika senken müsse.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo vertritt die Ansicht, dass die Arbeitnehmer nicht die Last der Versäumnisse des Managements tragen sollten, wenn es um die Entwicklung attraktiver Produkte und günstiger Elektroautos geht.
"Wir fordern, dass alle ihren Beitrag leisten – das Management und auch die Aktionärsseite", sagte Cavallo auf der Kundgebung in Wolfsburg, während die Mitarbeiter trommelten, pfiffen und klatschten.
Die nächste Gesprächsrunde in einer Woche "wird wahrscheinlich die Weichen stellen – Annäherung oder Eskalation. Wir sind zu beidem bereit", fügte sie hinzu.
Die Warnstreiks, eine übliche Taktik in deutschen Tarifverhandlungen, finden vor den Gesprächen über einen neuen Tarifvertrag statt. In der Nacht zu Sonntag war eine verbindliche Friedenspflicht, die Streiks verboten hatte, abgelaufen.
Die IG Metall kündigte an, dass alle über den Montag hinausgehenden Arbeitsniederlegungen zu einem späteren Zeitpunkt angekündigt werden.
Gewerkschaft: "Nein" zu Lohnkürzungen
Laut dem Unternehmen müssen die Löhne und Gehälter von 120.000 Beschäftigten in Deutschland um 10 % gekürzt und "nicht mehr benötigte Produktionskapazitäten" abgebaut werden. Zunächst wurde die Schließung von drei Werken in Deutschland angekündigt.
Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen, dem Bundesland, in dem Volkswagen seinen Hauptsitz hat, sagte, das Unternehmen könne die Arbeitsniederlegungen nicht "übersehen": "Wenn nötig, wird dies einer der härtesten Konflikte sein, die Volkswagen je erlebt hat."
Das Unternehmen hat sich nicht öffentlich zu seinen Plänen geäußert, sieht sich aber offenbar mit einem Nachfragerückgang in Europa, höheren Kosten und zunehmender Konkurrenz durch chinesische Autohersteller konfrontiert.
Fabriken waren gebaut worden, um den europäischen Automarkt mit 16 Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr zu beliefern. Die Nachfrage aber sei mit rund 14 Millionen geringer, so Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer gegenüber der Welt am Sonntag. Da Volkswagen ein Viertel des Marktes halte, bedeute dies einen Verlust von 500.000 Autos pro Jahr.
Starke Gewinne in China hätten jahrelang dazu beigetragen, die höheren Kosten zu decken, so Schäfer weiter. Das sich nun verändernde Umfeld bedeute nun, dass "es höchste Zeit ist, dies anzugehen".
Die Arbeitsniederlegungen am Montag geschahen zeitversetzt: Sie begannen am Morgen in einem Werk in Zwickau in Ostdeutschland und wurden in den Werken in Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Emden, Hannover, Kassel und Salzgitter fortgesetzt.
Die nächsten Verhandlungen zwischen der IG Metall und Volkswagen sind für Montag, den 9. Dezember, angesetzt.