Der verdächtige Täter sei laut französischer Polizei identifiziert worden und habe sich in Italien gestellt. Französische Politiker verurteilten die Tat als islamfeindlich und betonten die Religionsfreiheit in Frankreich. Hunderte demonstrierten in Paris.
Nach drei Tagen auf der Flucht hat sich Olivier A. auf einer Polizeistation in der Nähe von Florenz in Italien gestellt. A. wurde von den französischen Behörden gesucht, er hatte am Freitag vergangene Woche einen Mann in einer Moschee in Südfrankreich erstochen.
Das Opfer war ein junger Mann, der als Aboubakar C. identifiziert wurde. Er wurde von A. erstochen, nachdem er gerade die Moschee in der ehemaligen Bergbaustadt La Grand Combe gereinigt hatte. Beide Männer waren zum Tatzeitpunkt alleine in der Moschee gewesen.
Der Angreifer, ein 2004 in Frankreich geborener Mann, der in der Gegend lebte und Berichten zufolge noch nie in der Moschee gewesen war, nahm die Szene mit seinem Handy auf. Auf den Aufnahmen der Sicherheitskamera war auch zu sehen, wie er Allah beschimpfte, berichteten lokale Medien.
Mord als Islamfeindlich verurteilt
Französische Politiker verurteilten den Anschlag, Ministerpräsident Francois Bayrou bezeichnete die Attacke als islamfeindlich. "Wir stehen Seite an Seite mit der Familie des Opfers und den schockierten Gläubigen", sagte er.
Präsident Emmanuel Macron betonte, dass "Rassismus und Hass, die auf Religion basieren, niemals einen Platz in Frankreich haben werden."
"Die Religionsfreiheit ist unantastbar", fügte er hinzu.
Justizminister Gerald Darmanin bezeichnete die Messerstecherei als "verabscheuungswürdigen Mord", der "die Herzen aller Gläubigen, aller Muslime in Frankreich verwundet".
Auch wenn die Hypothese einer antimuslimischen Tat auf der Hand zu liegen scheinen, ziehen die Ermittler, laut französischen Medien, auch andere Motive des mutmaßlichen Täters in Betracht. Der Verdächtige hatte vor seiner Tat, aber auch danach, in sozialen Netzwerken seine Tötungsabsicht zum Ausdruck gebracht, ohne die Religion seiner Opfer zu nennen.
Demonstrationen gegen Islamophobie
Hunderte Menschen haben sich am Sonntag zu einer Demonstration gegen Islamophobie auf dem Place de la République in Paris versammelten. Sie gedachten dem Mann, der Tage zuvor beim Beten in einer Moschee in Südfrankreich brutal ermordet worden war.
An dem Solidaritätsmarsch nahmen Nichtregierungsorganisationen, politische Vertreter und religiöse Führer teil, die das anprangerten, was sie als islamfeindliche Atmosphäre in Frankreich bezeichneten.
"Wir haben ein System, wir haben einen Staat, der Angst hat, und dieser Angst müssen wir entgegentreten", sagte die Aktivistin Assa Traoré.
Die Demonstrierenen hielten Schilder mit der Aufschrift "Islamophobie tötet, der Staat ist mitschuldig" und "Gerechtigkeit für Aboubakar", den am Freitag getöteten jungen Gläubigen.
Der Generaldirektor der Nichtregierungsorganisation SOS Racisme, Valentin Stel, äußerte sich besorgt über einen wachsenden Trend, den er in den vergangenen Jahren beobachtet hat.
"Wir beobachten seit Jahren Hassreden", sagte er. "Hassreden, die sich gegen die muslimische Gemeinschaft in Frankreich richten, indem sie sagen, dass sie nicht ganz französisch seien oder ihre Loyalität fragwürdig sei.
Die Grande Moschee von Paris forderte die Behörden auf, die Motive des Anschlags zu untersuchen, und bat die Justizbehörden zu präzisieren, ob der Anschlag als "terroristischer Akt" eingestuft werden kann. Sie baten auch darum, das "Ausmaß und die Schwere des Anschlags ... für die Sicherheit aller" zu beachten.