Das Wall Street Journal berichtet, die USA ihre geheimdienstlichen Bemühungen um Grönland verstärken würden. Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen bezeichnete die Informationen in dem Bericht als "sehr beunruhigend".
Dänemark hat am Donnerstag die US-Botschafterin einbestellt. Zuvor war in einem Artikel im Wall Street Journal berichtet worden, dass Washington seine nachrichtendienstlichen Aktivitäten in Grönland intensiviert hätte.
Jennifer Hall Godfrey, die amtierende Leiterin der US-Botschaft in Kopenhagen, traf sich mit dem hochrangigen dänischen Diplomaten Jeppe Tranholm-Mikkelsen im dänischen Außenministerium, nachdem der Journal-Artikel am Dienstag veröffentlicht worden war, so das Ministerium in einer E-Mail.
Die Zeitung berichtete, dass mehrere hochrangige US-Beamte unter der Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes, Tulsi Gabbard, "eine 'Sammlungsschwerpunktnachricht' an die Leiter der Nachrichtendienste herausgegeben" hätten, die daraufhin angewiesen worden seien, sich mit der grönländischen Unabhängigkeitsbewegung zu befassen und die Stimmung im Zusammenhang mit der US-Ressourcenförderung auf dem dänischen Territorium zu untersuchen.
In einem Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Sender DR sagte der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen am Mittwoch, seine Regierung werde die US-Botschafterin vorladen, um eine "Widerlegung" oder eine andere Erklärung zu dem Bericht zu erhalten.
Rasmussen, der die Trump-Administration schon früher für ihre Drohungen gegen die Souveränität Grönlands gescholten hat, sagte, die Informationen in dem Bericht seien "sehr besorgniserregend" und die dänischen Behörden würden "diese Angelegenheit mit großer Ernsthaftigkeit betrachten".
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte der Associated Press, "man könne nicht gegen einen Verbündeten spionieren".
Das Außenministerium machte keine weiteren Angaben, und die US-Botschaft lehnte eine Stellungnahme ab.
Als Antwort auf Fragen zu dem Bericht des Wall Street Journals gab das Büro der Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes, Tulsi Gabbard, eine Erklärung ab, in der es hieß, dass sie drei "kriminelle" Anzeigen beim Justizministerium wegen undichter Stellen in den Geheimdiensten eingereicht habe und dass fast ein Dutzend weiterer Fälle von undichten Stellen untersucht würden.
"Das Wall Street Journal sollte sich dafür schämen, dass es Akteure des tiefen Staates unterstützt, die versuchen, den Präsidenten zu untergraben, indem sie geheime Informationen politisieren und durchsickern lassen", schrieb Gabbard.
"Sie brechen das Gesetz und untergraben die Sicherheit und Demokratie unseres Landes. Diejenigen, die geheime Informationen durchsickern lassen, werden aufgespürt und im vollen Umfang des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen."
Grönländer lehnen US-Übernahme ab
Trump hatte öfter behauptet, er wolle das halbautonome dänische Territorium übernehmen, der Besitz und die Kontrolle über Grönland seien für die nationale Sicherheit notwendig.
Grönland ist eine Fundgrube für wichtige Rohstoffe und seltene Erden, und Analysten sagen, dass das Schmelzen des arktischen Eises immer größere strategische Möglichkeiten für Handel, Energie und Transport in einer Region eröffnet, in der geopolitische Rivalen um Einfluss ringen.
US-Außenminister Marco Rubio hat erklärt, Washington werde das Selbstbestimmungsrecht Grönlands respektieren, gleichzeitig behauptete er allerdings, die Grönländer wollten "kein Teil Dänemarks sein".
Laut einer im Januar veröffentlichten Meinungsumfrage wollen 85 Prozent der Grönländer nicht, dass ihre Insel ein Teil der USA wird.
Die grönländische Ministerüpräsidentin sagte vergangenen Monat, dass die Äußerungen des Weißen Hauses über die mineralienreiche arktische Insel respektlos gewesen seien und dass sie "nie und nimmer ein Stück Eigentum sein wird, das von irgendjemandem gekauft werden kann".