Über die politische Zugehörigkeit von Papst Leo XIV. wurde viel spekuliert, aber es gibt keine Beweise dafür, dass er ein "registrierter Republikaner" sei.
Nach der Wahl des ehemaligen Kardinals Robert Prevost zum ersten in den USA geborenen Papst werden im Internet weiter Spekulationen über seine politischen Neigungen und Zugehörigkeiten verbreitet.
Einige Kommentatoren behaupten, dass die Wahlunterlagen zeigen, dass Prevost, der heutige Papst Leo XIV., offiziell der Republikanischen Partei der USA angehört - obwohl dieser doch als "Anti-Trump" gilt.
Trump-Unterstützer Charlie Kirk stellte diese Theorie erstmals auf - nur eine Stunde nachdem am 8. Mai weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufstieg und die Wahl von Papst Leo XIV. durch das Konklave anzeigte.
In einem Beitrag auf X, sagte Kirk: "Unser Turning Point Action Team hat die Wahlhistorie von Papst Leo XIV. Er ist ein registrierter Republikaner, der bei republikanischen Vorwahlen gewählt hat, wenn er nicht im Ausland lebte. Unsere Daten zeigen, dass er ein starker Republikaner ist, und er ist für das Leben.
Dem Beitrag ist ein Screenshot beigefügt, der angeblich Prevosts Wahlkarte zeigt.
Prevosts Name, Alter und Geburtsdatum sind korrekt angegeben. Auch das Wort "Republikaner" erscheint neben "Partei".
Der Bundesstaat Illinois registriert die Wähler jedoch nicht nach ihrer Parteizugehörigkeit, so die Rechtsberatungsgruppe Alliance for Justice.
Das bedeutet, dass es sich nicht um eine echte Wahlkarte handeln kann, da der Staat die Wähler weder als Republikaner noch als Demokraten registriert.
In anderen US-Bundesstaaten geben die Wähler bei der Registrierung ihre Parteizugehörigkeit an, und dies entscheidet manchmal darüber, bei welchen Vorwahlen die Wähler ihre Stimme abgeben können.
Bei Vorwahlen wählen die politischen Parteien in den USA ihre Kandidaten für die allgemeinen Wahlen aus. Die Wählerinnen und Wähler können sich aussuchen, bei welchen Vorwahlen einer Partei sie ihre Stimme abgeben wollen. Aufgrund des Mehrheitswahlrechts sind die Vorwahlen von Kandidaten für Ämter der jeweiligen Parteien oft wichtiger als die eigentlichen Wahlen.
Laut der staatlichen Wahlaufzeichnungen, die Euroverify vom Büro des Generalstaatsanwalts von Will County, Illinois, zur Verfügung gestellt wurden, hat Prevost dreimal an Vorwahlen der Republikaner teilgenommen, nämlich in den Jahren 2012, 2014 und 2016.
Die Wähler in diesem Bundesstaat sind jedoch nicht verpflichtet, von Jahr zu Jahr die Vorwahlen derselben Partei zu wählen. Demnach ist dies noch kein Beweis dafür, dass Prevost der republikanischen Partei angehört.
Prevosts Parteizugehörigkeit ist auch bei den allgemeinen Wahlen zwischen 2012 und 2024 als "nicht deklariert" registriert.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf einen Mitarbeiter der Wahlbehörde des Bundesstaates Illinois beruft, hatte Prevost Stimmzettel für die Vorwahlen der Demokraten in den Jahren 2008 und 2010 beantragt, als er in Cook County, Illinois, zur Wahl zugelassen war. Euroverify war jedoch nicht in der Lage, diese Information unabhängig zu überprüfen.
Social-Media-Nutzer haben auch nach Anzeichen für Prevosts politische Neigungen in den Beiträgen gesucht, die er vor seiner Wahl zum Papst online geteilt hat.
Wenige Monate vor seiner Wahl teilte er einen vom National Catholic Reporter veröffentlichten Artikel, in dem er Kommentare von JD Vance kritisierte.
Der Artikel mit dem Titel „JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu gewichten", kritisiert einen Kommentar des US-Vizepräsidenten in einem Interview mit Fox News, in dem er vorschlug, dass Christen die Liebe zu ihren "Mitbürgern" und "ihrem eigenen Land" über "den Rest der Welt" stellen sollten.
Im April teilte er auch einen Beitrag, in dem er die Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump scharf kritisierte, insbesondere die umstrittene Entscheidung, den in Maryland lebenden Kilmar Abrego Garcia nach El Salvador abzuschieben, was von Richtern des Obersten Gerichtshofs als "Fehler" bezeichnet wurde.