Es gäbe zahlreiche Definitionen von Artikel 5 sagt US-Präsident Donald Trump noch im Flugzeug zum NATO-Gipfel in Den Haag und meint damit die Verteidigungsklausel. Kurze darauf essen die NATO-Staatschefs gemeinsam beim niederländischen König zu Abend.
Auf dem Weg zum NATO-Gipfel nach Den Haag hat US-Präsident Donald Trump plötzlich den Verteidigungsfall in Frage gestellt:
"Das hängt von Ihrer Definition ab", sagte Trump zu Reportern. "Es gibt zahlreiche Definitionen von Artikel 5. Das wissen Sie doch, oder? Aber ich bin entschlossen, ihre Freunde zu sein".
Als er später an Bord der Air Force One um eine Klarstellung gebeten wurde, sagte Trump, er sei "verpflichtet, Leben zu retten" und "verpflichtet, Leben und Sicherheit zu schützen", ging aber nicht näher darauf ein.
Genau solche Bemerkungen wurden bei den europäischen Verbündeten schon lange befürchtet - Befürchtungen, dass sich die USA im Ernstfall aus dem Verteidigungsbündnis zurückziehen könnte.
Der Fokus des diesjährigen NATO-Gipfels liegt auf der geplanten Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Die derzeitigen NATO-Verteidigungsziele liegen bei zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sollen aber nach monatelangem Druck von Trump und der Drohung, die USA aus dem Verteidigungsbündnis abzuziehen, auf fünf Prozent steigen.
Trump hat bereits früher angedeutet, dass alle Mitgliedsstaaten, die die von ihm vorgeschlagenen fünf Prozent nicht erreichen, keinen Schutz durch die USA gemäß Artikel 5 der NATO-Charta erhalten werden.
Beim Abendessen lächeln die Staatschefs gemeinsam
Am Dienstagabend trafen Trump und die anderen NATO-Staats- und Regierungschefs im Königlichen Palast in Den Haag (Niederlande) zu einem königlichen Abendessen ein.
Der niederländische König Willem-Alexander, Königin Maxima und Kronprinzessin Catharina-Amalia haben die Staats- und Regierungschefs der Allianz im Rahmen des NATO-Gipfels zu einem Abendessen ins Schloss eingeladen.
Zu den angereisten Gästen gehören unter anderem die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, die italienische Ministerpräsidentin Georgia Meloni und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
Die meisten Staats- und Regierungschefs übernachten in Luxushotels in der Stadt - nicht so der US-Präsident: Trump kommt direkt im Palast unter, in dem der König Willem-Alexander, seine in Argentinien geborene Frau Königin Maxima und ihre drei Töchter leben. Das sagte eine Sprecherin des niederländischen Informationsdienstes.
Der König appelliert an Verantwortung der NATO-Länder
Während des Abendessens hielt der niederländische König Willem-Alexander eine Rede vor den Staats- und Regierungschefs des NATO-Bündnisses. Einen besonderen Willkommensgruß richtete der niederländische Monarch an Trump.
"Herr Präsident (Trump), es bedeutet uns sehr viel, Sie heute Abend in unserem Haus begrüßen zu dürfen. Wir schätzen die Bande der Freundschaft, die unsere Nationen immer vereinen werden", sagte König Willem-Alexander.
Der niederländische König sagte, dass die NATO in Zukunft mehr Nationen in das Bündnis aufnehmen wird. Er lobte das Bündnis auch dafür, dass es sich verpflichtet hat, mehr Geld für die Verteidigung auszugeben.
"Es wird zu Recht argumentiert, dass wir ausreichend in unsere Sicherheit investieren müssen und dass die finanziellen Beiträge der Mitglieder des Bündnisses ausgewogen sein müssen. Es kann keine Solidarität geben, wenn nicht jeder seine eigene Verantwortung übernimmt", sagte der niederländische König.
Auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte lobte Trump dafür, dass er sich für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben des Bündnisses einsetzt.
"Ich freue mich, heute bekannt geben zu können, dass die NATO ihre Verteidigungsausgaben in den vergangenen zehn Jahren bereits um eine Billion Dollar (861 Milliarden Euro) erhöht hat", sagte Rutte am Dienstag. "Herr Präsident, lieber Donald, das haben wir Ihnen zu verdanken, dass Sie uns dazu gedrängt haben."
An den Balkonen von Den Haag: "Rettet die Welt, klagt Trump an"
Einige Einwohner der niederländischen Stadt brachten ihre Unzufriedenheit mit Trump zum Ausdruck. An den Balkonen hingen Plakate mit den Aufschriften "Rettet die Welt, klagt Trump an" und "Frieden".
Zeitgleich fand ein separater Pro-NATO-Protest statt. Ein paar Dutzend junge Demonstrierende aus Litauen, der Ukraine, den Niederlanden und anderen Ländern versammelten sich in Den Haag und forderten eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben und Unterstützung für die Ukraine.
Der von Jugendlichen angeführten Demonstration schlossen sich die Verteidigungsminister Litauens und der Niederlande an. Beide wiesen darauf hin, dass von den Staats- und Regierungschefs der NATO erwartet wird, dass sie sich in den kommenden Jahren zu höheren Verteidigungsausgaben verpflichten.