Natürlicher Dosen-Schutzlack: Die Tomate packt sich selbst ein

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Von Euronews
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Jedes Jahr produziert die europäische Tomatenindustrie rund 200 Tausend Tonnen Abfall: vor allem Tomatenschalen, Samen und Fasern. Kann man diese Abfallprodukte auf eine ökologisch, wirtschaftlich tragfähige Weise verwerten? Forscher experimentieren mit diesen Resten und entwickeln eine ungewöhnliche Art der Weiterverwendung.

In dieser Fabrik in der Nähe von Parma in Italien werden in jeder Saison rund 2200 Tonnen frische Tomaten verarbeitet und verpackt. Rund vier Prozent des Rohmaterials endet als Abfall, der teilweise zur Erzeugung von Biogas verwendet wird. Aber die Fabrikmanager haben ehrgeizigere Pläne: “Zusammen mit einem Forschungszentrum untersuchen wir, wie man diese Abfälle anderweitig verwerten kann. Mit den laufenden Experimenten wird getestet, ob man sie für die Verpackung von Lebensmitteln verwenden kann”, so Aldo Rodolfi, Vizepräsident, Rodolfi Mansueto, S.p.A.

Die Wissenschaftler eines europäischen Forschungsprojekts extrahieren Cutin, ein in der Tomatenhaut vorkommendes natürliches Polymer. Dieses Biopolymer kann chemische Verbindungen ersetzen, die derzeit für den schützenden Lack in Konservendosen verwendet werden.

“Das Ziel unseres Projekts ist es, einen Lack mit technologischen und hygienischen Eigenschaften zu entwickeln, der den derzeit verwendeten Standardlacken ähnelt. Eine Kunststoffhaut, die sich nicht mit den Lebensmitteln verbindet und die undurchlässig ist, um den Kontakt des Produkts mit dem Dosenblech zu verhindern”, so Angela Montanari, Chemikerin und Projektkoordinatorin SSICA/Biocopac.

Um den Biolack herzustellen, wird das natürlich vorkommende Cutin mit anderen Substanzen gemischt.Diese Fabrik produziert rund 15.000 Tonnen Lebensmittel-Schutzlack pro Jahr. Hier wird die industrielle Produktion des neuen Biolacks getestet. Eigenschaften und Produktionsmethoden sind zwar identisch mit denen der Standardlacke. Aber das Endprodukt sieht anders aus: “Das Cutin ist eine sehr dunkle Substanz. Auf der einen Seite ist das vorteilhaft, denn dann müssen wir bei gelben Produkten nicht den Stoff zugeben, der die Farbe gibt. Andererseits ist es – zumindest bei unserem jetzigen Forschungsstand – schwierig für uns, ein völlig transparentes Produkt zu entwickeln”, erklärt Luca Cioni von Salchi Metalcoat S.r.l.

In dieser Fabrik in der Nähe von Thessaloniki in Griechenland werden jährlich 120 Millionen Dosen produziert. Der neue Biolack wurde hier in einer realen Produktionsumgebung getestet. Laut den Betreibern investieren ihre Kunden gern in die umweltfreundliche Verpackung von Lebensmitteln, vorausgesetzt, die Kosten sind angemessen: “Wir wissen nicht, ob und um wie viel die Kosten höher sind. Aber ich bin sicher, dass bei einer industriellen Produktion die Kosten deutlich sinken werden. Und dann werden sich die Kosten an die der herkömmlichen Lacke anpassen”, so Nikos Kiouros, Maschinenbau-Ingenieur, National Can Hellas.

Projektkoordinatorin Angela Montanari: “Ausgehend von unseren Forschungen gehen wir davon aus, dass dieser neue Biolack in etwa zweieinhalb bis drei Jahren in ausreichender Menge auf den Markt kommt.”

Mehr Infos im Internet:

www.biocopac.eu

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