Nanotechnologie: eine neue Technologie gegen Brustkrebs

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Nanotechnologie: eine neue Technologie gegen Brustkrebs
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Von Jeremy WilksSabine Sans
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Das neue Verfahren wurde mit dem EU-Innovationspreis ausgezeichnet.

Mit dem EU-Innovationspreis Radar 2020 wurde eine neue Therapie gegen Brustkrebs ausgezeichnet, die im polnischen Wrocław entwickelt wurde. Sie nutzt Nanotechnologie, um Tumore im Körper zu zerstören. In dieser Futuris-Folge erklären wir das Verfahren.

Mit Hitze Krebszellen abtöten

Dr. Joanna Bauer leitet an der Universität für Wissenschaft und Technologie Wrocław das Forscher-Team, das die neue Therapie im Rahmen des EU-Projekts NANOCARGO entwickelt hat. Dabei werden Nanopartikel direkt in den Tumor injiziert. Bei Labortests erwies sich das Verfahren als sehr erfolgreich._

"Hier sieht man die Krebszellen. Die grünen sind die Zellen, die wir abtöten wollen. Sie sind vorerst alle lebendig. Hier sieht man, dass es nach zwanzig Minuten immer weniger dieser lebenden Krebszellen gibt. Und schließlich, 30 Minuten nach Anwendung unserer Nanopartikel, sind alle Krebszellen abgetötet"_, zeigt Joanna Bauer, Assistenz-Professorin für biomedizinische Technik, Wrocławer Universität für Wissenschaft und Technologie.

Die Nanotechnologie ist mit bloßem Auge unsichtbar. Das Experiment veranschaulicht die Kernprinzipien. Im Inneren des Röhrchens sind Tausende Nanopartikel. Sie werden durch einen Laserstrahl erhitzt: Die Nanopartikel werden sowohl durch den Laser, wie im Experiment gezeigt, als auch durch ein Magnetfeld erwärmt. Die Hitze tötet die Krebszellen ab. Gleichzeitig werden aus den Nanopartikeln direkt im Tumor Medikamente freigesetzt.

"Die Nanopartikel haben einen magnetischen Kern, der mit dem Magnetfeld reagiert", erklärt Joanna Bauer. _"Die metallische Umhüllung wird mit dem Laser angeregt. Außerdem haben wir ein spezielles Medikament beigefügt, das während einer regulären Brustkrebs-Chemotherapie eingesetzt wird."
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Der Onkologe Rafał Matkowski behandelt Brustkrebs derzeit mit Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie. Für ihn ist NANOCARGO eine zukünftige Technologie:

"Ärzte werden weiterhin viel zu tun haben, denn bisher war kein Medikament, keine Substanz, keine therapeutische Methode zu 100% wirksam", so der Direktor der Klinik für Brustgesundheit, onkologisches Zentrum Wrocław.

Für die Brustkrebspatientin Agata Gwadera-Urlep ist jede neue Therapie ein Gewinn, auch wenn sie noch nicht verfügbar ist: "Allein das Bewusstsein, dass es etwas Neues geben könnte, hilft bei der Behandlung, denn die mentale Einstellung ist bei Krankheit äußerst wichtig. Das kann Auftrieb geben."

NANOCARGO wurde von dem indischen Wissenschaftler Dr. Nanasaheb Thorat mitentwickelt. Zusammen mit seinen polnischen Kollegen wurde er für die Forschung, von der er sich eine grundlegende Veränderung der Krebstherapie erhofft, mit dem EU-Innovationspreis ausgezeichnet:

"Unser Ansatz ist sehr präzise und zielgerichtet. Es wird nur der Tumor angegriffen, keine angrenzenden Körperteile. Der Innovationspreis Radar gibt mir die große Chance, Grundlagenwissenschaft bzw. meine Ideen in anwendbare Technologien zu übertragen."

Dr. Thorat interviewt mit Erlaubnis des Ashmolean Museum, Universität Oxford.

Für Joanna Bauer ist der Preis ein bedeutender Impuls für eine vielversprechende neue Therapie: "Wir freuen uns über die Anerkennung unserer Arbeit, aber vor allem freuen wir uns, dass diese von uns entwickelte Technologie Frauen in Zukunft helfen kann. Das ist für uns das Wichtigste."

Aktuell arbeiten die Forscher daran, die perfekte Dosierung von NANOCARGO zur Behandlung verschiedener Tumorarten und zur Minimierung von Nebenwirkungen zu bestimmen. Der nächste Schritt sind klinische Studien.

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