"Ich war ein jugendlicher Hacker": Zwei Kinder erzählen ihre Geschichte

Viele Menschen werden schon in jungen Jahren zu Hackern
Viele Menschen werden schon in jungen Jahren zu Hackern Copyright Hacker Hunter Kids
Von Nichola Daunton
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Die digitalen Technologien entwickeln sich rasend schnell. Junge Menschen laufen Gefahr, in die Welt des Hackens und der Schadsoftware hineingezogen zu werden. Dies kann ernste Konsequenzen haben.

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Sie werden von ihren Kollegen als "Scriptkiddies" bezeichnet - junge Digital Natives können schädliche Codes und Malware ausführen, sie verfügen jedoch nicht unbedingt über die Fähigkeiten, diese selbst zu schreiben bzw. zu programmieren.

"Ein Scriptkiddie ist jemand, der irgendeine Art von bösartiger Aktivität durchführen will, sei es der Einbruch in ein System oder der Diebstahl von Anmeldedaten", erklärt Mike Jones, ein ehemaliger Hacker, der unter dem Pseudonym "H4UNT3D Hacker" auftritt.

Auch wenn sie diese Schadsoftware ausführen, seien Scriptkiddies im Allgemeinen recht naiv, wenn es um die Programmierung und Erstellung von Skripts geht, wie Alexander Urbelis, Rechtsberater bei Crowell and Moring LLP und Experte im Bereich Datenschutz und Cybersicherheit, erklärt.

"Im Grunde ist ein Scriptkiddie jemand, der nicht unbedingt die Exploits oder die Techniken des Hackens versteht und sich auf Skripte oder Programme verlässt, die von jemand anderem erstellt wurden", sagt er.

"Sie nehmen ein Skript, führen es aus und stellen es vielleicht so ein, dass es gegen ein bestimmtes Ziel läuft, aber sie verstehen nicht unbedingt, wie die Technologie funktioniert, und sie haben nicht die Fähigkeiten, sie zu ihren eigenen zu machen."

Aufgrund der Tatsache, dass sich der digitale Untergrund weiter stehts weiter entwickelt, steht diesen Jugendlichen die ganze Welt zur Verfügung, mit Hacking-Tutorials auf YouTube und vorgefertigten Codes, die sie herunterladen können.

Und obwohl viele junge Menschen über Online-Spiele zum Hacken kommen, gibt es auch viele andere Einstiegsmöglichkeiten: vom Einfluss der Schulfreunde bis hin zu Online-Foren und Videostreaming-Seiten wie YouTube, wo Benutzer lehrreiche Inhalte hochladen.

Um mehr über Scriptkiddies zu erfahren, haben wir mit zwei anonymen Hackern darüber gesprochen, wie sie zum Hacken gekommen sind und welche Folgen das hatte.

Wie kommen Kinder zum Hacken?

"Mein Weg zum Hacken war ganz anders als der normale Weg, nämlich das Experimentieren mit Cheats", erklärt Chris*, ein 14-jähriger Hacker, der aufgrund seiner Beteiligung an illegalen Aktivitäten anonym bleiben möchte.

Als er 12 Jahre alt war, erzählte ihm ein Online-Freund, er sei auf ein Computerskript gestoßen und wolle es an ihm ausprobieren. "Er gab meine Telefonnummer in dieses Programm ein und konnte so mein WhatsApp-Konto übernehmen", erklärt Chris.

"Er konnte Nachrichten an alle meine Freunde schreiben und all dieses dumme Zeug. Von diesem Tag an begann ich, mich für das Hacken zu interessieren."

In ähnlicher Weise wurde GhostExodus, ein ehemaliger Black Hat (jemand, der in böser Absicht hackt, Anm. d. Red.), zum Hacker, nachdem er an seiner neuen Schule einen Hacker kennenlernte. "Ich war besessen von der Idee, was er tat.“

Nachdem er sich mit dem Hacker angefreundet hatte, begann GhostExodus, im Internet über das Hacken zu lesen und sich in Online-Foren anzumelden, bevor er schließlich die Electronic Tribulation Army (ETA) gründete, eine anarchistische Hackergruppe.

Wird Hacken zu einer Sucht?

Für viele junge Leute ist der Grund, warum sie mit dem Hacken beginnen, dass sie es als ein bisschen Spaß ansehen, als einen Streich, mit dem sie ihre Freunde beeindrucken können. Etwas, das Chris nach eigener Aussage nachvollziehen kann.

"Ich sagte zu (meinen Freunden): 'Hey Jungs, heute habe ich den Computer im Klassenzimmer gehackt'. Und sie konnten es kaum erwarten, bis Pornhub auf den Bildschirmen der Schulcomputer auftauchte. Sie wären durchgedreht", sagt er.

Viele junge Menschen verstehen auch nur in begrenztem Umfang, welche Konsequenzen ihr Handeln haben kann. Der Rausch, ein System erfolgreich zu hacken, kann auch süchtig machen, erklärt GhostExodus.

"Ich war mir nicht wirklich über die Konsequenzen bewusst", sagt er. "Das Hacken hat mir einen riesigen Dopaminschub beschert, wie ein Endorphinrausch. Als ob man in Las Vegas an einem Spielautomaten spielt oder so, das macht süchtig".

Die berauschende Mischung aus Dopamin, Bestätigung durch Gleichaltrige und dem Nervenkitzel, an einem Ort zu sein, an dem man nicht sein sollte, kann für Scriptkiddies schwerwiegende Folgen haben.

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Was passiert, wenn Scriptkiddies erwischt werden?

"Das erste Mal, dass sie mich beim Hacken erwischten", erklärt Chris, "war, als ich eine große Menge privater Daten von meiner Schule gestohlen hatte und begann, sie online zu stellen."

Da er der Einzige in der Schule war, der in der Lage war, einen solchen Hack durchzuführen, wurde Chris bald erwischt und für seine Taten zur Rechenschaft gezogen.

"Sie verwiesen mich der Schule, eines Morgens wachte ich auf, da waren der Schulleiter, mein Vater und einige Lehrer, die sagten: 'Wir haben herausgefunden, was du vorhast. Das war es, du bist von der Schule verwiesen.'"

Während Chris auf eine andere Schule wechseln konnte, können die Folgen eines Hackerangriffs weitaus schwerwiegender sein, wie GhostExodus feststellen musste. Er saß elf Jahre im Gefängnis, weil er Schadsoftware auf den Computern des Krankenhauses in Texas installiert hatte, wo er arbeitete.

"Ich habe im Gefängnis alles verloren. Ich hatte nicht die Unterstützung, die viele andere Leute haben. Ich war auf mich allein gestellt und konnte nur eingeschränkt mit Menschen draußen kommunizieren, so dass ich mich von fast allen verabschieden musste", sagt er.

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Da öffentliche Infrastrukturen häufig Ziel von Hackerangriffen sind, können Strafen hart ausfallen, um andere junge Menschen davon abzuhalten, sich auf illegale Hacking-Aktivitäten einzulassen.

Aber wenn man bedenkt, dass viele dieser jungen Menschen Experten im Bereich Programmierung sind, ist das Gefängnis dann wirklich der beste Weg für die Gesellschaft, das Problem zu lösen?

Scriptkiddies auf die richtige Bahn bringen

Wie viele geläuterte Hacker ist auch Mike Jones der Meinung, dass es eine bessere Möglichkeit gibt: "Ich glaube nicht, dass es die richtige Lösung ist, ein Kind, das ein Wirtschaftsdelikt am Computer begangen hat, ins Gefängnis zu stecken. Wenn wir diesem Kind, das wahrscheinlich noch nicht einmal die Gesetze im Cyberspace kennt, doch besser Gesetze beibringen, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken und ihn zu einem erfolgreichen, branchenführenden Mann machen können", sagt Jones.

Die formbaren Gehirne junger Menschen machen sie nicht nur zu erfahrenen Hackern, sie sind außerdem auch in der Lage, sich schnell zu bessern, vor allem wenn sie die richtige Orientierungshilfe bekommen.

Einige Hacker werden sogar von den Unternehmen, die sie gehackt haben, angeheuert. Das FBI arbeitet mit einer großen Anzahl von Hackern zusammen, die als Informationen gelten.

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Wie auch immer junge Hacker gefasst werden, GhostExodus ist der Meinung, dass sie aus dem Strafvollzugssystem herausgehalten werden sollten, vor allem aus den Gefängnissen für Erwachsene.

"Meiner Meinung nach sollten Scriptkiddies nicht wie Erwachsene behandelt werden. Zum einen sind die Gehirne und der Verstand von Teenagern noch nicht voll entwickelt, bis sie älter sind. Und ich glaube, dass jeder Fall sehr sorgfältig und unterschiedlich behandelt werden muss. Doch sie sollten niemals vom Rechtssystem wie Erwachsene behandelt oder abgewickelt werden.

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