Lernen im 21. Jahrhundert

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Von Euronews
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Wie sieht die Bildung des 21. Jahrhunderts aus? Wird es einen komplett anderen Lernansatz geben? Eine Revolution des Skill-Managements?

WYSS: “Wie Disneyworld für Wissenschaftler”

Wenn es um Innovationen geht, führen viele Wege nach Boston. Dort sind die Harvard-Universität und das MIT beheimatet. 20 Direktoren der besten französischen Universitäten haben sich deshalb zum Wyss-Institut nach Massachusetts begeben, um zu erfahren, welche Etappen Innovationen von der Idee bis zur Umsetzung durchlaufen.

Im WYSS-Institut werden Zellforschung, Genetik und Biotechnologie mit Computertechnologie verbunden. Ein konkretes Beispiel ist SHRILK, ein neues Material, welches Plastik ersetzen soll. Es wird aus Krabbenschalen und abgeleiteten Seidenproteinen hergestellt. Die Vorteile: Es ist belastbar, biologisch abbaubar, günstig und vielfach einsetzbar: Wie in der Medizin, um Leistenbrüche zu beheben. In die Projekte fließen die Kenntnisse vieler Wissensgebiete ein, meint Froscher Dr Javier G. Fernández.

“Man kann sich das vorstellen wie einen Schwarm von Menschen, die zusammenarbeiten und interagieren,” so Fernández. “Sie kommen aus allen Gebieten: Mathematik, Physik, Biologie. Sie arbeiten zusammen und haben die Freiheit und die Ressourcen, um mit Neuem zu experimentieren. Das ist ein Kindertraum. Hier dabei zu sein, ist wie Disneyworld für Wissenschaftler.”

Mehr zum Thema:

http://web.mit.edu/

Der Alchemist des Klassenzimmers

Sir Kenneth Robinson ist ein englischer Autor und internationaler Ratgeber in Bildungsfragen. Seine Konferenzen über Technologie, Entertainment und Design – kurz: TED – zogen bisher mehr als 25 Millionen Zuschauer an. Sir Ken Robinson wird als eine der wichtigsten Stimmen in der Welt der Bildung gefeiert.

Learning World-Reporterin Aurora Vélez traf ihn in Paris, um mit ihm über Herausforderungen der Bildung zu sprechen.

Aurora Vélez:
In ihrem Buch “The Element” sprechen Sie über Talente. Werden diese in der Schule im Keim erstickt? Wenn ja, warum?

Sir Ken Robinson, Bildungsexperte:
Manchmal gehen sie in der Schule unter. In meinem Buch geht es darum, dass wir alle unterschiedliche Talente haben. Diese existieren auf verschiedenen Gebieten – wie in der Naturwissenschaft oder Mathematik. Bei anderen kann es Tanz oder Musik sein. Ich vergleiche menschliche Talente gern mit den natürlichen Ressourcen der Erde.

Und Schulen haben eine sehr enge Definition von menschlichen Fähigkeiten, vor allem, wenn es um die akademische Arbeit geht. Deswegen sitzen und schreiben Schüler so viel. Natürlich ist auch das wichtig, aber es ist kein Spiegel der ganzen Spannbreite menschlicher Talente. Und deswegen gehen die wahren Talente in der Schule oft unter und kommen danach nicht mehr an die Oberfläche.

Kreativität ist das Produkt deiner Vorstellungsgabe. Manchmal ist der kreative Prozess ein individueller, manchmal entsteht er in der Zusammenarbeit. Für mich ist Innovation, gute Ideen in die Praxis umzusetzen.

Ich meine, es gibt viele innovative Möglichkeiten, Schulen neu zu organisieren. Der Tag wird in kleine Einheiten von 45 bis 55 Minuten aufgeteilt. Wenn man so ein Unternehmen führen würde, wäre man nach einer Woche pleite.

Wenn man statt starrer Schulstunden Themenfelder anbietet, die die Schüler bearbeiten sollen, entsteht eine ganz andere Dynamik.

Aurora Vélez:
Allerdings wächst die Zahl der Schulabgänger, es gibt mehr und mehr Homeschooling, also Unterricht zu Hause. Ist unser System krank?

Sir Ken Robinson:
Wenn Sie ein Unternehmen führen und Sie jährlich 30% Prozent Ihrer Kunden verlieren, dann stellen Sie sich gewisse Fragen. Wenn es ein Restaurant ist: Ist das Essen schlecht? Sie würden nicht sagen, dass Ihre Gäste dumm sind, sondern Sie würden nach Lösungen suchen, warum die Menschen weg bleiben.

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Ein guter Lehrer ist wie ein Alchemist. Er kann wunderbare Dinge aus auf den ersten Blick aussichtslosem Material machen. Aber alle Kinder haben gute Anlagen. Ihnen zu helfen, daraus etwas zu machen, ist die Arbeit des Lehrers.

42 oder: Wie knackt man den Code?

42 ist eine neue Einrichtung, es gibt keine Schulstunden oder herkömmliche Lehrer. Die Schule wurde von Xavier Niel, dem Gründer des Telekommunikationsunternehmens Free, ins Leben gerufen. Das Ziel: 42 soll etablierte Codes knacken.

Ein leidenschaftlicher Befürworter dieser neuen Lernform ist Kwame Yangnane. Er ist stellvertretender Schuldirektor. Wie der Gründer spricht er von einer Kluft zwischem dem Bedarf der Unternehmen und den Absolventen des herkömmlichen Informatik-Studiums in Frankreich. Yangnane erklärt, “die Fähigkeiten, die man in dieser Schule lernt, unterscheiden sich fundamental von den Inhalten, die normalerweise unterricht werden. Derzeit werden jungen Leuten Fähigkeiten vermittelt, die man braucht, wenn man allein arbeitet. Das ist aber genau das Gegenteil dessen, was wir im digitalen Zeitalter brauchen.”

Die Lehrer sind diskret. Sie sollen die Studenten ermutigen, selbst Lösungen zu finden, bevor sie einschreiten. Die Studenten entscheiden selbst, wie ihnen geholfen werden soll.

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“42” ist eine Privatschule. Sie kostet kein Schulgeld und ist für Studenten zwischen 18 und 30 Jahren mit oder ohne Examen zugänglich. Charlotte hat kein Diplom in der Tasche, trotzdem wurde sie unter 70.000 Bewerbern ausgewählt.

Warum 42? Die Antwort ist im Buch “Per Anhalter durch die Galaxis” zu finden.

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