Prozess gegen mutmaßlichen Boston-Attentäter beginnt

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An diesem Mittwoch beginnt in Boston der Prozess gegen den mutmaßlichen Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew. Ihm droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe.

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An diesem Mittwoch beginnt in Boston der Prozess gegen den mutmaßlichen Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew. Ihm droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe.

Hintergrund
Am 15. April 2013 explodierten am Ziel des Boston Marathon zwei selbstgebaute Sprengsätze. Drei Menschen kamen ums Leben, unter ihnen ein achtjähriger Junge. 260 Menschen wurden teils schwer verletzt.

Das FBI machte wenig später die beiden Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew als Tatverdächtige aus. Am 18. wurden Bilder der beiden veröffentlicht. Eine großangelegte Suche begann.

Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Bilder wurde der Polizist Sean Collier auf dem Gelände des Massachusetts Institute of Technology erschossen. Die Ermittler vermuten, dass die Brüder ihn töteten. So hätten sie eine weitere Waffe erbeuten wollen, heißt es, was aber nicht gelang.

Danach entführen die zum Tatzeitpunkt 26 und 19 Jahre alten Zarnajews in Cambridge einen SUV. Dem Fahrer, der kurz danach flüchten konnte, gestanden sie, die Marathon-Täter zu sein. Die Brüder fuhren nach Watertown, wo es nachts zu einem heftigen Schusswechsel mit der Polizei kam. Ein Beamter und Tamerlan wurden schwer verletzt.

Beim Versuch, Tamerlan zu verhaften, wurde dieser von seinem jüngeren Bruder überfahren. Er starb kurz darauf im Krankenhaus. Dschochar floh. Der Polizei gelang es aber, ihn am Abend des 19. April nach einem erneuten Schusswechsel und Verhandlungen festzunehmen.

Der Prozess

Der Prozess soll an diesem Mittwoch mit den Eröffnungsplädoyers beginnen. Dem Start war eine langwierige und schwierige Suche nach den Jury-Mitgliedern vorausgegangen. Im Falle einer Verurteilung droht Zarnajew die Todesstrafe. Er wird nach Bundesrecht angeklagt. Die Todesstrafe
Der Bundesstaat Massachusetts, dessen Hauptstadt Boston ist, hat die Todesstrafe vor 30 Jahren abgeschafft. Die letzte Hinrichtung fand 1947 statt. Allerdings: Dschochar Zarnajew wurde nach Bundesrecht angeklagt, und das bedeutet, dass die Todesstrafe in diesem Fall doch möglich ist.

Die Verteidigung
Zarnajews Verteidiger haben in 30 Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert. Sie argumentieren, dass es keinen fairen Prozess geben kann, weil die Jury emotional vorbelastet sei durch die Verbindung zu ihrer Stadt, die angegriffen wurde. Außerdem sagen sie, Dschochar habe unter massivem Einfluss seines Bruders gestanden. Die Verteidiger wollen außerdem der Jury die von Kugeln durchlöcherte Jacke zeigen, in der Zarnajew seine letzten Stunden in Freiheit verbrachte. Allerdings sollen die Juroren keine Bilder der Attentatsopfer sehen.

Dschochar Zarnajew

Dschochar Zarnajew wurde 1993 in Kirgistan geboren. Der Vater war Tschetschene, die Mutter kam aus Dagestan. Die Familie zog 2002 in die USA. Die Eltern ließen sich scheiden, der Vater zog zurück nach Dagestan. Dschochar, seit 2012 US-Bürger, begann nach der Schule, in Dartmouth Meeresbiologie zu studieren. Er geriet dann offenbar immer stärker unter den Einfluss seines älteren Bruders Tamerlan und übernahm zunehmend radikalislamische Ansichten.

Zusatzinfos
Die Anklageschrift
Infos der Staatsanwaltschaft

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