Ältester Frankfurter: Raketenforscher Barys Kit (107) gestorben

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Von Euronews mit Hanna Aranovich
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In Frankfurt am Main ist der weißrussische Raketenforscher Barys Kit im Alter von 107 Jahren gestorben. Er war der wohl älteste Mann der Main-Metropole.

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Er ist der Entwickler eines Raketentreibstoffs auf Basis von flüssigem Wasserstoff, der Mondflüge ermöglichte. Barys Kit ist am 1. Februar 2018 im Alter von 107 Jahren in Frankfurt am Main gestorben. Der weißrussisch-amerikanische Raketenwissenschaftler war nicht nur der älteste Frankfurter, er war einer der ältesten Männer der Welt.

Von Weißrussland in die USA

In St. Petersburg geboren, aufgewachsen im kleinen belarussischen Dorf Aharodniki, wurde Barys Kit ein weltberühmter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Weltraumforschung. Barys Kit war Honorarprofessor der University of Maryland (USA) und Vizepräsident der "Eurasian International Astronautics Academy".

Die Journalistin Hanna Aranovich traf den Wissenschaftler vor seinem Tod, und er erzählte ihr gerne Anekdoten aus seinem langen Leben.

Barys Kit wuchs während der Zwischenkriegszeit unter polnischer Herrschaft auf, hatte schon als Schuljunge Ärger mit den Autoritäten und wurde wegen seiner Studentenaktivitäten verhaftet. Später arbeitete er als Dorflehrer.

Wegen Widerstand gegen die Nazis zum Tode verurteilt - und der Kollaboration beschuldigt

Nach dem deutschen Einmarsch während des Zweiten Weltkrieges wurde er von einer Patrouille  angehalten. Weil er mehrere deutschen Pässe mit sich führte, wurde er wegen Beteiligung am Widerstand zum Tode verurteilt.

"Ich verbrachte 30 Tage in einem deutschen Gefängnis", erinnerte er sich. "Ich habe jeden Tag auf den Tod gewartet. Es war die Gestapo. In der Zelle waren 30 Leute. Jeden Morgen kam die deutsche Polizei und wählte zufällig Leute aus, die erschossen werden sollten. Ich überlebte."

Mit viel Glück gelang es einem ehemaligen Schüler, Kastus Kasjak, Barys Kit zu befreien. Kasjak selbst wurde später in der Sowjetunion gehängt.

Als der Krieg zu Ende ging, wurde Kit wegen seiner öffentlichen Rolle als Lehrer der Kollaboration beschuldigt.

Raketenforscher in den USA

Er schaffte es jedoch zu fliehen und reiste über Deutschland in die USA.

Dort wurde er auf einer Party einem Professor vorgestellt, Hustau Makshitsky, der ihm bei North American Aviation den ersten Job in der Wissenschaft verschaffte.

1960 veröffentlichte Kit das erste Buch über Treibstoff für Raketensysteme, das "Rocket Propellant Handbook". Es wurde schnell zum Nachschlagwerk und auf der ganzen Welt gelesen.

Ab 1963 arbeitete er im Astronautics Bureau der International Telephone and Telegraph Corporation. Zur gleichen Zeit bereiteten sich amerikanische Astronauten auf die erste Mondreise vor.

Seine Arbeit mit flüssigem Wasserstoff und die Entwicklung seiner bahnbrechenden Raketentreibstoffformel waren es, die den ersten US-amerikanischen Flug zum Mond ermöglichten.

Die letzten Jahre in Frankfurt

1972 kehrte Barys Kit nach Europa - genauer nach Deutschland zurück, um seiner Heimat näher zu sein.

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Kit verbrachte seine letzten Jahre in einem Pflegeheim in Frankfurt Bornheim. Selbst in den letzten Tagen seines Lebens konnte er vier Sprachen fließend sprechen: Englisch, Weißrussisch, Russisch und Deutsch. In seinem kleinen Zimmer zeigte er gerne eine amerikanische Flagge, ein großes Foto seiner Familie, das auf der Fensterbank stand, und einen Stapel Auszeichnungen auf dem Regal. Bis zum Ende seines Lebens kritisierte Barys Kit die ¨Politik in seinem Heimatland Weißrussland. Doch auch im Alter von über 100 Jahren blieb er positiv. Sein Lebensmotto war

"Schade den anderen nicht und du wirst glücklich sein im Leben."

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