Jean-Michel Aulas "Die Gehaltsansprüche der Spielerinnen sind zeitgemäß"

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Von Cyril Collot
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Der OL-Präsident sieht eine enorme Professionalisierung im Frauenfußball.

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Die Frauenfußball-WM geht diese Woche in die Zielgerade. Das Spiel um Platz 3 und das Finale werden am Wochenende in Lyon ausgetragen, der drittgrößten Stadt Frankreichs und Heimat des derzeit besten Frauenfußballteams, l'Olympique Lyonnais. Im Mai gewannen die Fußballerinnen zum vierten Mal in Folge und insgesamt zum sechsten Mal die Champions League. OL-Präsident Jean-Michel Aulas ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Frauenfußball. Er begrüßt euronews in seinem Büro im Groupama Stadion.

Euronews-Reporter Cyril Collot:"Die Strukturen der Frauenmannschaften haben sich weiterentwickelt, viele große europäische Vereine treten in Ihre Fußstapfen und gründen Frauenmannschaften wie kürzlich Real Madrid - der spanische Verein hat vergangenen Woche angekündigt, dass er eine Frauenmannschaft gründet. Der Sport ist professioneller geworden: Ist diese Weltmeisterschaft ein Wendepunkt für den Frauenfußball?"

Jean-Michel Aulas, Präsident des Fußballclubs Olympique Lyonnais:"Die WM ist ein Wendepunkt in vielen Bereichen: Einerseits zwingen die Professionalisierung dieser Sportart und ihre neue Medienpräsenz mit einem großen Fernsehpublikum die Nationalmannschaften zu immer mehr Erfolg. Sie haben keine andere Wahl, als Fortschritte zu machen. Außerdem schafft diese Frauenfußball-WM neue Sponsoring- und Naming-Möglichkeiten, die mit dem Männerfußball vergleichbar sind."

Euronews:"Das ist auch die Weltmeisterschaft der Ansprüche. Zwei ihrer ehemaligen Spielerinnen, die US-Amerikanerinnen Megan Rapinoe und Alex Morgan fordern Gleichheit mit den Männern in Bezug auf die Bezahlung. Sie unterstützen eine Sammelklage gegen den US-amerikanischen Fußballverband. Wie stehen Sie dazu?"

_Gehaltsansprüche der Spielerinnen sind gerechtfertigt

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Jean-Michel Aulas:"Sie haben recht mit ihren Ansprüchen. Und deshalb kamen diese beiden Ausnahmespielerinnen nach Lyon. Das bedeutet, dass wir ihre damaligen Erwartungen erfüllen konnten. Diese Ansprüche sind zeitgemäß. Man muss das berücksichtigen, auch wenn wir nicht verpflichtet sind, allen Forderungen positiv zu begegnen. Man muss gerechte Regeln finden in diesem freien Wirtschaftsmarkt."

Euronews: "_Lassen Sie uns vom Spielumfeld und dem Wettbewerb sprechen, direkt neben uns liegt das Stadion, in dem das Finale ausgetragen wird. Wie bewerten Sie das Spielniveau dieser WM ?"
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Jean-Michel Aulas: _"Bei dieser WM ist die Professionalisierung der Spielerinnen enorm vorangeschritten. Die sportlichen Leistungen haben nichts mehr mit der vergangenen Weltmeisterschaft zu tun. Das Niveau der einzelnen Spielerinnen steigt weiter an, insbesondere in technischer Hinsicht. Ich habe schon mehrmals gesagt, dass Frauen den Männern auf taktischer Ebene oft überlegen sind. Das Niveau dieser Weltmeisterschaft ist außergewöhnlich und es ist kein Zufall, dass die Zuschauerzahlen explodieren und alle Stadien voll sind."
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_Identische Wettbewerbe mit denen der Männer

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Euronews:"Jean-Michel Aulas, abschließend will ich Sie nicht fragen, welches Land gewinnt, sondern nach Ihrer idealen Vision vom Frauenfußball nach der Weltmeisterschaft?"

Jean-Michel Aulas:"Um weiter voranzukommen, muss die FIFA die Planung von Spielen mit einem einheitlichen internationalen Kalender fördern. Auf europäischer Ebene müssen wir in der Lage sein, Wettbewerbe durchzuführen, die mit denen der Männer identisch sind, mit Vor- und Endrunden, die mehr Spiele bieten. Schließlich müssen wir auf internationaler Ebene und hier richte ich eine Botschaft an FIFA-Präsident Gianni Infantino, in der Lage sein, eine Frauenclub-Weltmeisterschaft genau wie bei den Männern zu schaffen. Ich spreche nicht nur für mein Team. Das wäre eine wunderbare Anerkennung der großen Vereine, die sich um eine Frauenmannschaft bemüht haben."

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