London: "Messer wegschmeißen rettet Leben"

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Von Amanda Coakley, su mit dpa
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Wegen gehäufter Messerstraftaten in London haben sich Rapper zu einer Kampagne zusammengeschlossen, um das Bewusstsein zu schärfen und überschüssige Küchenmesser einzusammeln, die als Waffe dienen können

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Eine junge Mutter und ihr ungeborenes Kind – erstochen. Top-FußballerMesut Özil mit Messern bedroht, vermutlich um sein Auto zu kapern – wegen gehäufter Messerstraftaten in London haben sich Rapper zu einer Kampagne zusammengeschlossen, um das Bewusstsein zu schärfen und überschüssige Küchenmesser einzusammeln, die als Waffe dienen können. Die Ragga Twins aus Chingford Mount in Nord-London leihen ihre Stimme einer Initiative namens "Binning Knives Saves Lives" – "Messer wegschmeißen rettet Leben".

Courtney Barrett, "Binning Knives Saves Lives"

„Wir sind bestrebt, so viele Messer wie möglich von der Straße zu schaffen, außer Verkehr zu bringen und Schäden zu vermeiden. Wir wollen möglichst viele Menschen auf die Gefahren des Besitzes und Tragens von Messern aufmerksam machen."

Die Messerkriminalität stieg im Jahr 2018 in Großbritannien auf ein Rekordniveau - 47.000 Verbrechen mit Messern oder anderen scharfen Gegenständen in England und Wales. In diesem Jahr wurden allein in London schon mehr als dreißig Menschen erstochen. Politiker und Polizei sind am Thema dran, Familien und Überlebende an den Auswirkungen, die es auf ihr Leben hatte.

Reece Bamgbose war 18 Jahre alt, als er vor vier Jahren in Süd-London angegriffen wurde. Die Leute, die auf ihn eingestochen haben, suchten eigentlich nach seinem Bruder, der sich versteckt hatte. Danach hatte Reece Angst, aus dem Haus zu gehen, weil die draußen wieder auf ihn losgehen könnten.

„Mein Bruder war mit einer Bande aneinandergeraten und dann bin ich da rein verwickelt worden. Ich ging raus, um in einen Laden zu gehen - ein ganz normaler Tag also - und als ich um die Ecke kam, griffen mich drei Männer an. Ich konnte entkommen, aber einer von ihnen verfolgte mich und stach in mein linkes Bein."

"KEIN EINZELNER GRUND"

Amanda Coakley, Euronews:

"Für diesen Bericht habe ich tagelang mit Sozialarbeitern und Aktivisten gesprochen, die mit Opfern und Tätern von Messerkriminalität zu tun haben. Und sie alle sagten mir, dass es keinen einzelnen Grund für diese Zunahme in London und Großbritannien gibt. Das könne mit vielen Dingen zu tun haben, mit sozialer Ungleichheit, mangelndem Zugang zu psychiatrischen Einrichtungen, fehlender Polizei auf der Straße oder auch mit einem Mangel an positiven Vorbildern für junge Männer und Frauen."

Für Reece sind Gleichaltrige eher eine Lösung als ein Eingreifen der Polizei.

Reece Bamgbose: "Ich meine, wenn jemand nicht gut drauf ist und leicht manipuliert werden kann, ist das nicht gut. Ich fühle mich stark, so dass niemand mich manipulieren kann, etwas zu tun, was ich nicht machen möchte."

In Chingford Mount ist die Tagesausbeute an eingesammelten Messern überschaubar. Ein kleiner Schritt, um ein großes Problem anzugehen. Die Ragga-Twins bleiben dran.

Amanda Coakley, su mit dpa

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