Zerstörung der Natur ist "Treiber von Pandemien", warnt WWF

Prainha, Bundesstaat Para, Brasilien: Die Abholzung des Amazonasgebietes hat den schlimmsten Stand seit 11 Jahren erreicht.
Prainha, Bundesstaat Para, Brasilien: Die Abholzung des Amazonasgebietes hat den schlimmsten Stand seit 11 Jahren erreicht. Copyright Leo Correa/AP
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Von Alexandra Leistner
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Ist die Coronavirus-Pandemie ein Warnschuss der Natur? In einem Bericht sagt die Naturschutzorganisation WWF, dass man sich des Zusammenhangs zwischen der Naturzerstörung und der Gesundheit der Menschen dringend bewusst werden muss.

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Umweltfaktoren wie die Abholzung von Wäldern und der Handel sowie der Verzehr von gefährdeten Wildtieren treiben das Entstehen von Pandemien voran, hat die Organisation WWF International am Mittwoch gewarnt.

"Wir müssen dringend die Zusammenhänge zwischen der Zerstörung der Natur und der menschlichen Gesundheit erkennen, sonst werden wir bald die nächste Pandemie erleben", sagte Marco Lambertini, Generaldirektor des WWF International in einer Erklärung.

Ein neuer Bericht der Umwelt-NGO listet Handel und Verzehr von gefährdeten Wildtieren, Landnutzungsänderungen, die zu Entwaldung und Konversion führen, die Ausweitung der Landwirtschaft und nicht nachhaltige Intensivierung sowie Massentierhaltung als Hauptursachen für das Auftreten von Zoonosen auf. Damit sind Infektionskrankheiten gemeint, die sowohl bei Mensch als auch bei Tier vorkommen.

Zoonotische Krankheiten werden durch Keime verursacht, die sich zwischen Tieren und Menschen ausbreiten. Die aktuelle COVID-19-Pandemie, die weltweit mehr als 445.000 Menschenleben gefordert hat, soll durch Fledermäuse und Pangoline auf den Menschen übertragen worden sein.

China, wo das Virus seinen Ursprung hatte und sich über Märkte verbreitete, hat inzwischen ein umfassendes Verbot des Verzehrs von Wildtieren angekündigt.

Doch der WWF warnt, dass noch viel mehr getan werden müsse.

"Unser nicht nachhaltiges globales Ernährungssystem treibt die großflächige Umwandlung von Naturräumen für die Landwirtschaft, die Zerstörung natürlicher Ökosysteme und die zunehmenden Begegnungen zwischen Wildtieren, Vieh und Menschen voran", hieß es darin.

In dem Bericht wird schätzt, dass zwischen 60% und 70% der neuen Krankheiten, die in den letzten 30 Jahren beim Menschen aufgetreten sind, zoonotischen Ursprungs sind.

In diesem Zeitraum wurden 178 Millionen Hektar Wald - das entspricht der fünffachen Größe Deutschlands - gerodet und für die Nahrungsmittel- oder Viehzucht umgewandelt.

Die Landumwandlung für landwirtschaftliche Aktivitäten hat laut WWF-Bericht bis heute 70% des weltweiten Verlusts an biologischer Vielfalt und die Hälfte des Verlusts an Baumbestand weltweit verursacht.

Die NGO fordert die Regierungen auf, sich auf einen "New Deal for Nature and People" zu einigen, der glaubwürdige Maßnahmen ergreift, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren und die Natur bis 2030 auf den Weg der Erholung zu bringen.

Lambertini bezeichnete COVID-19 als eine "Tragödie", betonte aber, dass es auch "eine Gelegenheit ist, unsere Beziehung zur Natur zu heilen und die Risiken künftiger Pandemien zu mindern".

"Aber eine bessere Zukunft beginnt mit Entscheidungen, die Regierungen, Unternehmen und Menschen auf der ganzen Welt heute treffen", sagte er.

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