"Zu spät, zu teuer": Kritik am Kraftakt Kohleausstieg in Deutschland 2038

2038 - das ist das angepeilte Datum für den deutschen Kohleausstieg. Viel zu spät, sagen Klimaschützer.
Vor einigen Tagen haben einige von ihnen wieder protestiert, unter anderem wurde die CDU-Zentrale in Berlin mit schwarzem Stoff verhüllt. Die Regierung wolle es mit ihrem Ausstiegsgesetz vor allem der Industrie recht machen, kritisieren sie.
Wissenschaftlern und der Kohlekommission werde nicht zugehört. Das Gesetz, eine Farce, so Greenpeace.
Kritik gibt es aber nicht nur von Umweltverbänden. So halten viele Politiker die gewählte Form des Ausstiegs für zu teuer.
Ein "sinnloses Milliardengeschenk" nennt etwas die FDP die 4,35 Milliarden Euro, die die Kraftwerksbetreiber als Entschädigung bekommen sollen. Auch die Linke ist dagegen. 2038 sei zu spät, die Entschädigung zu hoch, so Parteichef Bernd Riexinger.
Die Kohleregionen, und vor allem die wirtschaftsschwachen ostdeutschen Länder, fürchten mit dem Kohleausstieg den Verlust von Arbeitsplätzen.
Und Alternativen auf dem Arbeitsmarkt gibt es gerade in den Braunkohlerevieren von Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt nur wenige.
Kohle hat in Deutschland schon lange einen hohen Anteil an der Stromerzeugung. Gut 130 Kraftwerke speisen ihren Strom in die Netze ein.
Das Land verfügt über große eigene Kohlevorkommen - für deren Abbau immer wieder ganze Ortschaften zerstört werden. Zwischen 20 und 30 Prozent des Stroms in Deutschland sind Kohlestrom.
Bei der Gewinnung aus Braukohle wird so viel CO2 freigesetzt wie bei keinem anderen Rohstoff. In der EU stammt ein Fünftel der Treibhausgase aus Kohleschloten. Die Hälfte von ihnen steht in Deutschland und Polen.
In den vergangenen Jahren ist der Anteil an Kohlestrom in Deutschland allerdings immer weiter zurückgegangen. Auch EU-weit ist Kohle keine Zukunftstechnologie.
Vor wenigen Tagen schaltete Spanien mehrere Kraftwerke ab, aus wirtschaftlichen Gründen. Im April war Österreichs letztes Werk vom Netz gegangen.
Bis 2030 wollen acht der insgesamt 15 Kohlenationen in der Europäischen Union aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle aussteigen.