Steckt der russische Staat hinter dem Mord an Selimchan Changoschwili? Der Georgier tschetschenischer Herkunft wurde 2019 in Berlin erschossen. Der mutmaßliche Täter steht jetzt vor Gericht. Die Anklage vermutet, dass er im Auftrag Russlands handelte.
Wie heißt der mutmaßlich Täter?
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat in Berlin der Prozess um den sogenannten Tiergartenmord begonnen. Vor dem Kammergericht wurde die Anklage verlesen.
Dabei ist noch unklar, wie der beschuldigte Russe genau heißt. Die Bundesanwaltschaft bezeichnet ihn als Wadim Krasikow. Er selbst hingegen ließ über seinen Anwalt wissen, er heiße Wadim Sokolow. Außerdem sei er 50 und nicht 55 Jahre alt, wie die Staatsanwaltschaft angibt.
Klar ist dagegen, was ihm vorgeworfen wird: Im August 2019 soll er einen Georgier tschetschenischer Abstammung in Berlin erschossen haben. Und zwar auf Anweisung von ganz oben.
Bundesanwalt Ronald Georg sagte: "Es handelt sich nach unseren Erkenntnissen um einen Auftragsmord staatlicher russischer Stellen. Aus Sicht der russischen Regierung war das Tatopfer ein Staatsfeind, insbesondere deshalb, weil der Getötete im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft hatte."
Getöteter hatte Kontakte zu Islamisten in Deutschland
Beim Getöteten handelt es sich um Selimchan Changoschwili, auch unter dem Pseudonym Tornike Changoschwili bekannt.
Im zweiten Tschetschenienkrieg kommandierte er tschetschenische Milizen gegen Russland. Moskau suchte ihn als Terroristen. Laut Wladimir Putin war er auch an den Anschlägen auf die Moskauer U-Bahn im Jahr 2010 beteiligt.
Nach zwei mutmaßlichen Mordanschlägen auf ihn beantragte Changoschwili 2017 Asyl in Deutschland. Zeitweise führten ihn die deutschen Behörden als Gefährder, da er Kontakte in die Islamisten-Szene hatte.
Moskau weist die Vorwürfe, hinter dem Mord zu stecken, zwar zurück. Dennoch hatte die Tat das beiderseitige und ohnehin angespannte Verhältnis weiter belastet.