Kunstschaffende in Japan nutzen die Pandemieeinschränkungen, um neue Wege zu gehen - sei es im Theater oder auf Kunstpfaden.
Kunst, Kultur und Unterhaltung sind in Japan wie auch in anderen Ländern beträchtlich von den Pandemieeinschränkungen betroffen. Aber es muss ja weitergehen. Wir zeigen Ihnen, wie Kunstschaffende in Japan mit der Lage und ihren vielen Herausforderungen umgehen.
„Hier im belebten Tokioter Stadtteil Ginza liegt das berühmte Kabukiza-Theater. Vor kurzem hat es seine Türen wieder geöffnet - unter Auflagen, um die Menschen zu schützen. Hierher kommen die Menschen, um „Kabuki" zu genießen - eine der großen darstellenden Künste Japans", berichtet euronews-Reporterin Charlotte Kan.
Kabuki wird nur von Männern ausgeübt, es werden Musik, Tanz und ganz besondere Gewänder und Gesichtsbemalungen verwendet. Seit 2008 wird Kabuki auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geführt.
Matsumoto Koshiro: Traum umgesetzt
Matsumoto Koshiro ist einer der bekanntesten Kabuki-Schauspieler. Während der Zwangspause aufgrund des Coronavirus setzte er einen lange gehegten Wunsch in die Tat um: Eine neuartige Kabuki-Spielart - den Pandemiebestimmungen gemäß nur am Bildschirm zu sehen.
Im Juni 2020 strahlte er elf Akte eines der wichtigsten Kabuki-Stücke, Chu-Shin-gura, aus. Matsumoto Koshiro verband eine Direktübertragung mit aufgezeichneten Aufführungen. Auf diese Weise war er in mehreren Rollen zu sehen.
Und Matsumoto Koshiro nahm ein weiteres Stück auf: Die Komödie Yaji Kita. Vorlage des Werkes ist eine beliebte Literaturreihe aus dem 19. Jahrhundert. Er veröffentlichte seine Aufführung im Dezember.
„Die Theater waren lange geschlossen. Ich habe geglaubt, dass Kabuki von der Bildfläche verschwinden könnte. Wir, die Kabuki aufführen oder für diese Kunst stehen, halten Internetübertragungen für eine zeitgenössische Lösung", so Matsumoto Koshiro. „Noch vor rund zehn Monaten standen Kabuki-Schauspieler auf der Bühne. Sie konnten ihre künstlerischen Fähigkeiten und ihre körperliche Verfassung bewahren, indem sie auf der Bühne standen. Selbst wenn die Theater wieder öffnen, wollen wir mit Kabuki-Übertragungen im Netz weitermachen", sagt er.
Nara: Kunst an der frischen Luft
Rund 500 Kilometer von Tokio entfernt liegt die Präfektur Nara. Hier sind mehrere Weltkulturerbestätten beheimatet. Im achten Jahrhundert war Japans Hauptstadt in dieser Gegend angesiedelt.
Hier entstand an drei unterschiedlichen Orten ein Kunstpfad. Mit der Freiluftausstellung fand man die Lösung für die Zwänge der Pandemie und die Lust der Menschen, Kunstwerke zu betrachten sowie gleichzeitig die Natur zu genießen.
„Ich bin hergekommen, weil ich zuletzt kaum Berührungspunkte mit der Natur hatte und überhaupt keinen Sport treiben konnte", so der Student Hamaguchi Wataru.
Ausstellungsleiter Saito Seiichi erläutert: „Es ist ein Pfad, die Leute können also acht beziehungsweise fünf Kilometer gehen. Entlang des Pfads gibt es Kunstwerke und die Natur. Den Menschen wird bewusst, dass schon die Natur selbst ein Kunstwerk ist. Mein Werk heißt Jiku, das bedeutet Achse. Es gestaltet die Achse des Dorfes und des Schreins neu."
Angesichts geschlossener Ausstellungshallen kam der Pfad den teilnehmenden Kunstschaffenden genau recht, um einige ihrer Werke der Öffentlichkeit vorzustellen. Es muss nicht immer ein Museum mit Mauern und Dach sein. Japans Kunst fand in der Pandemie neue Ausstellungs- und Aufführungsformen.