Die Schweizer Lösung? Piloten werden Lokführer

War für viele mal ein Traumjob: Pilot.
War für viele mal ein Traumjob: Pilot. Copyright LM Otero/ Associated Press
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Von euronews
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Vom Cockpit eines Flugzeugs in den Führerstand einer Lokomotive: Angesichts der Luftfahrtkrise könnte das für Piloten eine Option werden.

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Vom Cockpit eines Flugzeugs in den Führerstand einer Lokomotive? Angesichts der pandemiebedingten Luftfahrtkrise könnte das für PilotInnen eine Option werden. In der Schweiz steht diese Idee seit Monaten im Raum. So traten der Schweizer Pilotenverband Aeropers und der Verband der Schweizer Lokomotivführer im Herbst miteinander in Kontakt.

Carlos Sprüngli ist einer der ersten Piloten, die bald auf den Gleisen eingesetzt werden. Er erinnert sich wehmütig an seinen letzten Flug in einem A330, an seine Karriere in der Luftfahrt. Nun steht er kurz davor, einen Vertrag mit einem Bahnunternehmen zu unterzeichen. Das Leben geht weiter, sagt er: "Das ist wie in einer Beziehung. Wenn der andere nichts mehr von dir will, muss man seinen Stolz herunterschlucken und nach vorne blicken."

Sprüngli beginnt nun eine Ausbildung zum Lokführer bei der SBB – diese dauert 14 bis 16 Monate.

Der Pilotenverband Aeropers setzt sich dafür ein, dass die PilotInnen sich umorientieren. Und auch für die Schweizer Bahnen ist das eine Chance, denn der Personalmangel bei den LokführerInnen ist groß. Zudem ähnelten sich die Berufe. Ein Modell, das Schule machen könnte, so Aeropers-Sprecher Thomas Steffen: "Wir finden es normal, mit Unternehmen an solchen Projekten zu arbeiten und hoffen, dass Länder in Europa es ähnlich machen."

Fliegen für 300 Euro im Monat. "Haben keine Wahl"

Doch was ist mit den PilotInnen, die weiter fliegen wollen? Für sie kann die Krise bedeuten, dass sie ihren Beruf aus Mangel an Möglichkeiten für wenig oder gar keine Bezahlung ausüben. Ein französischer Pilot berichtet, dass er zurzeit als selbstständiger Pilot für eine osteuropäische Billigfluglinie fliege und zuletzt 300 Euro im Monat verdient habe. "Wir haben keine Wahl", sagt er. Denn ein Pilot, der über lange Zeit nicht fliege, gelte irgendwann nicht mehr als einsatzbar. Wenn man in dem Beruf bleiben wolle, müsse man in schwierigen Zeiten wie diesen die Zähne zusammenbeißen, Erfahrung sammeln und weiter fliegen.

BranchenkennerInnen gehen davon aus, dass die Passagierzahlen in der Luftfahrt frühestens 2024 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Um Jobs zu erhalten, haben sich Fluglinien und Berufsverbände unter anderem auf Gehaltseinbußen für PilotInnen geeinigt. Doch die Angst besteht, dass sich die Arbeitsbedinungen dauerhaft verschlechtern.

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