Gewinnt Segler Boris Herrmann? Ein paar Minuten entscheiden Vendée Globe 2021 nach 79 Tagen

Archivbild : Apivia von Charlie Dalin, 04.01.2021
Archivbild : Apivia von Charlie Dalin, 04.01.2021 Copyright © Cpl Phil Dye/BFSAI
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Von Vincent Coste
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Nach 79 Tagen auf See steht der Endspurt der neunten Auflage der Vendée Globe, dieser Non-Stop-Regatta für Einhandsegler, unmittelbar bevor.

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Nach 79 Tagen auf See steht der Endspurt der neunten Auflage der Vendée Globe, dieser Non-Stop-Regatta für Einhandsegler, unmittelbar bevor. Es war noch nie so spannend wie 2021. Am Ende könnten wenige Minuten entscheiden. Drei Skipper nähern sich unaufhaltsam der Ziellinie vor dem Hafen von Les Sables-d'Olonne im Westen Frankreichs. Aber der Gewinner des Rennens wird vielleicht nicht derjenige sein, der sie an diesem Mittwochabend zuerst überquert.

An diesem Morgen, beim letzten Zwischenstand, um 5 Uhr MEZ, konnte Charlie Dalin auf der Apivia seinen Vorsprung noch weiter ausbauen. Er war 520,4 nautische Meilen, oder 964 km, vom Ziel entfernt. Hinter ihm liegen zwei weitere Einrumpfboote praktisch gleichauf. Louis Burtons Bureau Vallée 2 und die Seaexplorer-Yacht Club de Monaco des Deutschen Boris Herrmann befinden sich 67,7 Meilen (125 km) und 74,3 Meilen (138 km) von der Apivia entfernt.

Dahinter behält Thomas Ruyant seinen 4. Platz, aber die LinkedOut ist noch 310,4 Meilen (575 km) von der Apivia entfernt. Yannick Bestaven, auf Maître Coq IV, liegt mit 367,7 Meilen (680 km) Abstand auf Platz 5.

Wer jedoch zum endgültigen Sieger der Tour erklärt wird, ist noch offen. Mehrere Segler bekommen Stunden gutgeschrieben, da sie an der Rettung des in Notlage geratenen Kevin Escoffier im vergangenen November teilgenommen hatten.

Die fraglichen Zeit-Boni

Die Jury des internationalen Rennens hatte Jean Le Cam, dem Hauptakteur dieser Rettung, 16 Stunden und 15 Minuten zugesprochen. Dem derzeit fünftplatzierten Yannick Bestaven stehen von 10 Stunden und 15 Minuten zu, Herrmann bekommt sechs Stunden gut geschrieben. Einer dieser beiden könnte also das Rennen gewinnen, ohne als Erster die Linie überquert zu haben, was einen "historischen" Präzedenzfall bei der Vendée Globe schaffen würde, die unter Seglern auch als "Besteigung des Mount Everest der See" verglichen wird.

Diese Option hat zudem zu einer kleinen Kontroverse geführt, da einige der Segler zu einem Unentschieden für den ersten Platz tendieren, so geschehen bei der vergangenen Vendée Globe.

© Boris Herrmann / Seaexplorer - YC de Monaco
Boris Herrmann auf dem Deck seines Bootes, 21. Januar 2021© Boris Herrmann / Seaexplorer - YC de Monaco

Unter Berücksichtigung der Zeitboni scheint Boris Herrmann gute Karten zu haben, die neunte Auflage des Segelrennens zu gewinnen. Ein Rennen, das der 39-Jährige gewinnen könnte, ohne jemals in Führung gelegen zu haben. Er ist auch der erste Deutsche, der an der Vendée Globe teilnimmt, und könnte somit auch der erste Nicht-Franzose werden, der nach Jahren der französischen "Vorherrschaft" einen Gesamtsieg erringt.

Der gebürtige Oldenburger ist jedoch kein Newcomer auf der Rennstrecke. Er begann seine Skipper-Karriere 2001 und gewann das Global Ocean Race im Jahr 2009, zusammen mit Landsmann Felix Oehme. Er segelt seit 2017 auf dem 60-Fuß-Boot der IMOCA-Klasse, mit dem er auch an der Vendée Globe teilnahm.

Und ganz am Rande sei erwähnt, dass das Schiff, auf dem Boris Herrmann nun um die Welt segelt, 2019 die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg auf dem Seeweg nach New York brachte. Die junge Schwedin, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hat, drückte Herrmann, der sich ebenfalls für den Umweltschutz und ganz besonders Gesundheit der Meere einsetzt, die Daumen für das Rennen. Ein Zeichen?

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