10 Jahre nach Fukushima: Welche Lehren hat Japan gezogen?

10 Jahre nach Fukushima: Welche Lehren hat Japan gezogen?
Copyright euronews
Von Serge Rombi
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Euronews hat die Anlage besucht und mit Experten und Evakuierten von damals gesprochen.

WERBUNG

Fukushima 10 Jahre nach der Katastrophe: Wie sieht es heute in der Anlage aus? Wie haben die Japaner diesen Atomunfall gemeistert? Welche Lehren hat man daraus gezogen? Das euronews-Team war vor ein paar Tagen in Japan. Eine exklusive Spotlight-Reportage, in der wir mit Experten und Anwohnern sprechen.

Am 11. März 2011 wurde das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi, eines der größten der Welt, durch einen Tsunami teilweise zerstört. Viele Bewohner mussten die Region fluchtartig verlassen. Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit, um das Kraftwerk zu sichern und zu dekontaminieren. Wo stehen wir heute? Wie haben die Japaner diesen Atomunfall gemeistert? Welche Lehren wurden aus dieser Katastrophe gezogen, von Japan, aber auch auf internationaler Ebene? Unser Team hat in Fukushima Experten und Evakuierte von damals getroffen.

15 Meter hohe Tsunami-Wellen zerstörten 4 der 6 Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi, nördlich von Tokio. Seit der Katastrophe leiten die Regierung und Standortbetreiber Tepco die Aufräum- und Sicherungsarbeiten im Atomkraftwerk, die auch die Dekontamination umfasst. Sie sollen in 30 bis 40 Jahren abgeschlossen sein. Im Reaktorblock 4 wurden 2014 alle Brennstäbe geborgen. Direkt nach dem Atomunfall pumpte die Werksfeuerwehr Wasser in die Blöcke, um diese zu kühlen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern. In einer zweiten Phase sollen die in den Abklingbecken lagernden Brennstäbe entfernt werden. Das wird weitere 10 Jahre dauern. Im vergangenen Monat wurde die Bergung von etwa zwei Dritteln der abgebrannten Brennstäbe aus den Unfallreaktoren mithilfe von Robotern abgeschlossen. In der dritten Phase sollen die Trümmer aufgeräumt werden: eine lange und heikle Operation, die in den Reaktorblöcken 1, 2 und 3 stattfinden wird. Sie hat sich wegen der Coronakrise verzögert.

Experten würdigen die Arbeit Japans

Christophe Xerri von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien kennt das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi gut. Das letzte Mal war er 2018 vor Ort. Er sagt:

"Als Vertreter der Vereinten Nationen waren wir vor Ort und haben uns angesehen, wie sie arbeiten.’Wir’ bedeutet eine Reihe von sowohl IAEO-Experten als auch internationale Experten, die wir eingeladen haben, um mit uns die Analysen durchzuführen. Im Ergebnis kann man sagen, dass die Methoden und Analysen zuverlässig sind, die Messungen der Radioaktivität, die vor Ort gemacht werden, sind zuverlässig und im Allgemeinen entspricht die Art und Weise, wie Japan an das Thema herangeht, dem, was man erwarten kann", so Xerri. Auch international wurden Lehren für die Zukunft gezogen: "Seitdem wurde viel getan, angefangen mit Stresstests, um die Sicherheit von Atomanlagen angesichts von unerwarteten und von außen kommenden Ereignissen neu zu bewerten: Das ist eine der Lehren aus Fukushima, es war eine Erinnerung daran, dass ein Kernkraftwerk von innen und von außen sicher sein muss."

Das Leben vor Ort ist wieder möglich

Die EU hob ihr Embargo für Fukushima-Produkte 2019 auf: Laut Xerri ist es unbedenklich, Gemüse oder Fisch von dort zu essen.

Im März 2011 lebten 88.000 Menschen in den evakuierten Gebieten der Präfektur Fukushima. Bisher sind 14.000 Menschen in die wieder geöffneten Gebiete zurückgekehrt. Überall sind Geräte installiert, die die Radioaktivität in der Gegend kontrollieren, die in den 10 Jahren stark gesunken ist. Die Öffentlichkeit wird ständig informiert, dank der Analysen des Fukushima Research Center. Gebäude wurden dekontaminiert, verseuchte Flächen wurden geräumt oder mit gesundem Boden bedeckt.

Mit Ausnahme des Kernkraftwerksgeländes selbst gibt es hier nicht mehr Radioaktivität als in großen Weltmetropolen. Die Geologie Japans ist von Natur aus weniger radioaktiv als anderswo - Tschernobyl beispielsweise hatte einen großen Einfluss auf Europa.

54 Länder hatten Einfuhrbeschränkungen für japanische Lebensmittel verhängt. Heute sind 70 Prozent davon aufgehoben. Nach dem Atomunfall gingen die Exporte aus der Region drastisch zurück. Trotz schwieriger Jahre haben sie sich aktuell im Vergleich zu 2010 verdoppelt.

Journalist • Laurence Alexandrowicz

Cutter • Sebastien Leroy

Weitere Quellen • Produktion: Youcef Koliai; Kamera: Miyazu Susumu

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

11 Jahre nach Fukushima: Lebensmittelexporte laufen fast wieder normal

Olympia in Japan: "Spiele des Wiederaufbaus"

Host Town Initiative: Olympische Gastfreundschaft in Japan